Aerodynamik, Startvorrichtung, Ride-Height-Device: In die MotoGP hielten in den letzten Jahren immer mehr technische Spielereien Einzug. Das gefällt bei weitem nicht allen. Alex Hofmann ist einer dieser Kritiker. Der Ex-MotoGP-Pilot und heutige TV-Kommentator lässt kein gutes Haar an den aktuellen Motorrädern.
Hofman ärgert Start-Device: Wollen Talent sehen und nicht Knöpfe drücken
"Es ist gut, dass es 2027 einen Neustart gibt. Es kommen Dinge weg, die da nicht hingehören", stellte der Deutsche im Gespräch beim 'Tante Louise Podcast' des Motorradshop Louis unmissverständlich klar. Für ihn verkommt die Königklasse zu einer Technik-Show: "Zum Beispiel die Start-Geräte. Dass die da alle am Start versuchen, wie die Motocross-Fahrer die Vordergabel herunterzubringen...wir wollen doch Talent sehen! Wir wollen sehen: Wer kann am besten starten? Das ist mittlerweile alles automatisch. Du hast deine Launch-Control. Dann geht der Hintern runter, die Front ist unten und die Kupplung ist eigentlich auch eine Halbautomatik."

Der Faktor Fahrer werde immer unwichtiger. Er zieht einen Vergleich, den viele Zweiradfans sehr ungern hören: "Du musst viele Knöpfe drücken. Der Stress ist die Vorbereitung, nicht mehr der Start. Der Stress ist: Ist alles aktiviert? Davon müssen wir wegkommen, das ist wie die Formel 1." Ein gutes Beispiel hierfür war Marc Marquez beim Österreich GP in Spielberg. Nach Verwirrung um einen Reifendefekt vergas der Spanier die Aktivierung seiner Startvorrichtung. Darauf wurde er weit zurückgereicht.
Ride-Height-Device regelts: Top-Fahrer können ihr Gefühl nicht mehr zeigen
Doch wenn es nur beim Start bliebe. Es geht im Rennen munter weiter. "Allein das Ride-Height-Device...ich hatte dieses Jahr auf dem Red Bull Ring auf der RC16 die Chance es zu testen", verrät Hofman. Was er auf der KTM erlebte, ging gegen jeden Rennfahrerinstinkt: "Du drückst den Knopf und das System weiß mechanisch, dass dann nach der Kurve der Hintern runtergeht. Gefühlt würdest du denken: Jetzt müsste der Wheelie kommen, aber geometrisch passiert das Gegenteil. Das wird wie ein Dragster-Bike. Da geht es nur noch geradeaus."
Für den MotoGP-Experten wird damit der Königklasse der fahrerische Zauber genommen: "Das verhindert natürlich, dass der Fahrer sein Gefühl zeigen kann. Der Slide kommt gar nicht mehr zustande. Bevor das Bike wirklich in diesen Bereich kommt, wo ich mich Frage, wie ich die Leistung auf den Boden bekomme, hat das System und die Elektronik schon alles gemacht. Somit kann der mit 10 Millionen bezahlte Rennfahrer, der theoretisch mehr Talent haben sollte als der, der 250.000 bekommt, seine Magie gar nicht mehr richtig zeigen." Er kommt daher zu dem vernichtenden Urteil: "Das ist alles kein Rennsport mehr."
Die besten werden eingeschränkt: Spannende Rennen und Meisterschaften die Folge
Dieses Unbehagen ändert nichts daran, dass die MotoGP boomt und die letzten Saisonen spannende Kämpfe um die Weltmeisterschaft hatten. Dreimal in Folge ging es von 2022 bis 2024 bis ins letzte Rennen. Das gab es vorher noch nie. Das erkennt auch Hofmann an. Trotzdem gefällt ihm der aktuelle Zustand nicht: "Die Rennen sind zwar spannender und der Promoter freut sich, weil alle näher beisammen sind - verständlicherweise, denn die Technik schneidet die großen Talente ein und hilft den anderen - aber für den absoluten Rennsport empfinde ich das als etwas öde." Wie erwähnt müssen Hofman und alle, die wie er denken, dies nurmehr zwei Jahre lang erdulden. 2027 werden die Technikhilfen unter dem neuen Reglement verboten.
Was meint ihr? Teilt ihr Hofmanns Meinung oder empfindet ihr die aktuelle MotoGP auch mit den technischen Entwicklungen der letzten Jahre als gut? Sagt es uns in den Kommentaren.
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