Für australische Formel-1-Fahrer bleibt ihr Heimrennen wie verflucht: Trotz eines lange sicher erscheinenden Podiums inklusive Siegchancen, konnte auch Oscar Piastri nicht als bislang erster Australier das Podest in Down Under erreichen. Nach einem dramatischen Ausritt ins Gras beim starken Regenschauer kurz vor Schluss blieb dem zweifachen GP-Sieger mit Rang neun lediglich Schadensbegrenzung.

“Das ist natürlich ein ziemlich enttäuschender Moment“, machte Piastri aus seiner Gefühlslage am Sky-UK-Mikrofon kein Geheimnis. „Ich habe das Gefühl, dass ich bis auf eine Runde ein unfassbar starkes Rennen gefahren bin. Und es ist einfach Schade, dafür nicht das Ergebnis vorzeigen zu können.“ Bezüglich der Verantwortung für die Pleite zeigte sich Piastri selbstkritisch: „Ich habe niemand anderen zu beschuldigen als mich selbst.“

Wie es zur Piastri-Pleite kam

”Ich habe versucht, etwas zu viel zu pushen, nehme ich an“, so der 23-Jährige weiter. „In diesen Bedingungen ist es sehr schwierig, abzuschätzen, wie rutschig es tatsächlich sein wird. Es hatte sich von einer Runde auf die nächste sehr schnell verändert.“ Worauf Piastri anspielte: Nachdem die Strecke im Laufe des Rennens zunächst fortlaufend abgetrocknet war und McLaren wie sämtliche Piloten bis auf die Haas-Fahrer während einer Safety-Car-Phase nach 34 Runden auf Slicks wechselte, wurde es chaotisch.

Noch während derselben Safety-Car-Phase teilte McLaren seinen beiden Fahrern mit, dass ein weiterer starker Regenschauer bevorstehe, der jedoch nur eine Runde andauern sollte. Diese Vorhersage wurde kurz darauf jedoch korrigiert. Jene Fehleinschätzung kann mit dafür verantwortlich gemacht werden, dass Lando Norris und Piastri in der 45. von 57 Rennrunden ausgangs von Kurve 12 wie so viele Fahrer von der Strecke abkamen. Während Norris seinen Boliden im Anschluss unter Kontrolle behalten konnte, drehte sich Piastri in der darauffolgenden Kurve ins Gras.

Lando Norris führt vor McLaren-Teamkollege Oscar Piastri
Piastri befand sich in Melbourne lange im Kampf um den Sieg, Foto: IMAGO / AAP

Enttäuschung beim Heimrennen: So steckenzubleiben unglaublich

”Ich konnte sehen, dass Lando vor mir von der Strecke abgekommen ist. Aber ich war selbst bereits in der Kurve. Es gab also nicht wirklich viel, was ich in diesem Moment machen konnte, um zu verlangsamen“, beschrieb Piastri die Situation. „Und sobald du im Kies und im Gras bist, versuchst du natürlich das Auto so gerade wie möglich zu halten. Im Gras so steckenzubleiben, war im Auto sitzend ziemlich unglaublich.“

Im Anschluss ging es für Piastri nur noch um Schadensbegrenzung. Das durch die Unfälle von Liam Lawson und Gabriel Bortoleto ausgelöste finale Safety-Car gab dem 47-fachen GP-Starter immerhin noch einmal die Gelegenheit, zum Feld aufzuschließen und in die Punkte einzuziehen. „Der finale Restart war frustrierend“, meinte Piastri dennoch.

Esteban Ocon sorgt für Frust bei Piastri-Aufholjagd

Denn Piastri konnte zwar den auf Platz zwölf positionierten Esteban Ocon sofort überholen, musste die Position jedoch kurz darauf zurückkehren, da er ihn bereits vor der Freigabe des Renngeschehens passiert hatte. „Ocon ist weit rausgekommen und hat das Auto in der letzten Kurve fast verloren. Ich bin also an ihm vorbeigefahren einfach nur, indem ich normal gefahren bin. Dann musste ich die Position zurückgeben, das hat mich drei oder vier Sekunden gekostet“, ärgerte sich Piastri über den Zwischenfall.

McLaren-Fahrer Oscar Piastri im Parc Ferme
Piastris Ergebnis blieb hinter den Erwartungen zurück, Foto: IMAGO / AAP

Dennoch konnte Piastri bis ins Ziel weitere Positionen gutmachen, unter anderem mit einem spektakulären Überholmanöver gegen Rekordweltmeister Lewis Hamilton in Kurve neun. „Dadurch, dass ich mich zurückrunden musste, hatte ich ziemlich gut Temperatur in den Reifen und war in der Lage, davon, der Pace des Autos und meinem eigenen Selbstvertrauen zu profitieren“, so Piastri. „Ich bin froh, dass wir es zumindest in die Punkte zurückgeschafft haben, aber es hätte deutlich mehr sein sollen.“

McLaren-Kampfansage im Titelkampf: Meinen es ernst

Trotz des letztlich enttäuschenden Ergebnisses wollte sich Piastri das Wochenende aber nicht völlig schlechtreden lassen. „Ich war für 56 Runden des heutigen Rennens ziemlich stolz auf den Job, den ich gemacht hatte“, stellte der Mann aus Melbourne klar. „Die Pace war wirklich stark. Natürlich bin ich von dem Fehler, den ich gemacht habe, enttäuscht. Aber das nimmt nicht komplett weg, wie stark das ganze Wochenende nicht nur für das Team, sondern auch für mich selbst war.“ Piastris Fazit: „Es wäre pessimistisch von mir, das ganze Wochenende wegen eines Fehlers abzuschreiben.“

Auch besonders im Hinblick auf den Titelkampf, darf bei McLaren nach dem Auftaktrennen geträumt werden. „Eines, was wir dieses Jahr erreichen wollten, war, stärker zu starten als in den letzten zwei Jahren. Der Tag heute hat nachdrücklich gezeigt, dass wir es ernst meinen“, war sich Piastri sicher.

McLaren-Fahrer Lando Norris führt vor Max Verstappen im Red Bull und Oscar Piastri im McLaren
Kann McLaren 2025 beide WM-Wertungen gewinnen?, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Wird der Australien-Fluch gebrochen? Müssen hoffentlich nicht mehr lange warten

Und auch im Hinblick auf den Fluch von Lokalmatadoren in Australien zeigte sich Piastri für die Zukunft optimistisch. „Wenn sie das Grass ungefähr ein paar halbe Zoll kürzer mähen könnten, würde mir das vielleicht helfen“, antwortete Piastri humorvoll auf Nachfrage. „Natürlich tut es im Moment weh, dass ich nicht auf dem Podium stehen kann“, fügte er im Anschluss ernsthafter hinzu. „Aber wenn wir ein Auto wie heute in der Zukunft haben, müssen wir hoffentlich nicht mehr allzu lange warten.“ Die Chance, es besser zu machen, erhält Piastri bereits in einer Woche. Dann steht in China der zweite Grand Prix des Jahres an – inklusive des ersten Sprintrennens 2025.

Der Australien-GP 2025 wird voraussichtlich in absehbarer Zeit der letzte Saisonauftakt mit nur 20 Autos in der Startaufstellung gewesen sein. 2026 stößt Cadillac zum Feld hinzu. Nach der Einigung der US-Amerikaner mit der Formel 1 und der FIA gab es nun auch einen Durchbruch rund um die Anti-Verwässerungsgebühr an die aktuellen Teams. Alle Details lest Ihr in diesem Artikel: