Die beiden Marquez-Brüder dominierten Qualifying und Sprint der MotoGP in Thailand. Bei der Frage nach dem Mann des Samstags hatten im Paddock jedoch so gut wie alle einen anderen Namen auf den Lippen: Ai Ogura legte ein Debüt hin, dass die Motorrad-Welt ins Staunen versetzte.
Ai Ogura: Der MVP der MotoGP in Thailand
"Der MVP [Most Valuable Player, ein Ausdruck aus dem US-Sport, Anm. d. Red.] des Tages ist Ai Ogura. Als ich ihn überholen wollte, machte ich einen Fehler. Dann erwartete ich, dass er zurückfallen würde. Ich dachte an meine Möglichkeit, aber er fuhr ein fehlerfreies Rennen. Es war beeindruckend", lobte Franco Morbidelli direkt nach dem Rennen. Der Italiener musste sich mit Rang fünf begnügen, hinter dem Rookie. Den gesamten Sprint könnt ihr hier nochmal nachvollziehen:
Ogura war am Start auf den vierten Rang nach vorne gegangen, nachdem er schon im Qualifying mit Platz fünf eine kleine Sensation lieferte. "Es ist eine große Überraschung", konstatierte der Japaner, der mit der englischen Sprache noch ein bisschen Probleme hat und daher meist kurze Antworten gibt.
Kontinuierliche Lernkurve und etwas Glück beim Sensationsmann der MotoGP
Auf der Strecke tut er sich deutlich leichter als in der Fremdsprache. Mit dem Bremsen, dem schwierigsten Part beim Aufstieg von der Moto2 in die Königklasse, lernte er bereits am ersten Rennwochenende zurechtzukommen: "Am Freitag versuchte ich bereits immer mehr. Vor dem Qualifying sah ich mir die Runden der anderen an und mir gelang dann selbst eine gute Runde. Es ist einfach eine Verbesserung von Session zu Session."
Apropos Verbesserung von Session zu Session. Aus Startplatz fünf machte der Trackhouse -Pilot im Sprint gleich einmal Rang vier mit einem starken Manöver am Start. Ganz geplant war das aber nicht. "Ehrlicherweise erwartete ich nicht, dass die Jungs so hart bremsen. Da bin ich fast in Jack [Miller] reingefahren. Da musste ich außenrum fahren. Ich versuchte, die Kurve noch zu bekommen, und es ist mir gelungen", gab der Moto2-Champion zu.
Lehrstunde hinter Bagnaia: Ogura studiert bereits die Großen
Danach beeindruckte er aber noch mehr. Seine Aprilia hielt mit der Ducati von Francesco Bagnaia mit. Eine gute Gelegenheit, sich gleich etwas von den Großen abzuschauen: "Ich versuchte, Pecco [Bagnaia] zu kopieren. Für ein paar Runden hinter Pecco zu fahren, war für mich von großer Qualität." Seine kurze Analyse: "In der Kurvenmitte gewann ich einiges, aber beim Stop-and-Go zog er wieder weg." Der Ducati-Pilot selbst war mit seinem Rennen übrigens überhaupt nicht zufrieden. Die Gründe dafür gibt es hier nachzulesen:
Doch nicht nur die Pace des Rookies überraschte, auch das Renngeschehen selbst war anders, als es der 24-Jährige gedacht hätte: "Ich hatte erwartet, dass die Fahrer aggressiv fahren würden, aber sie fuhren sehr sensibel. Das entspricht mehr meinem Fahrstil." In der Ruhe liegt die Kraft beim analytischen Ogura. So ändert er trotz der großen Überraschung des Samstags nichts an der Erwartungshaltung für den Grand Prix: "Die Platzierung ist mir egal. Ich will mein Bestes geben." Ob ihm das im Sprint gelungen ist? Die klare Antwort: "Heute? Ja!"
Oguras Leistung auf der Aprilia wird sicher auch Weltmeister Jorge Martin Hoffnung machen. Dieser musste am Samstag aber noch zuhause am Fernseher zusehen. Alle Infos zu seinem Zustand nach Trainingsverletzung bei uns im Video:
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