Dreimal in Folge hatten sich Marc Marquez, Alex Marquez und Francesco Bagnaia das MotoGP-Podium zum Saisonstart 2025 in identischer Reihenfolge geteilt und eigentlich hätte dies auch im vierten Anlauf wieder passieren sollen. "Das Podest wird zwischen Pecco, Alex und mir ausgefahren", war sich zumindest Sieger Marc Marquez nach dem Sprint am Samstag schon sicher. "Wir sind alle superschnell und fahren auf einem sehr hohen Niveau", begründete er, sollte mit seiner Prognose letztlich aber daneben liegen.

Denn im Argentinien-GP erfüllten zwar die Marquez-Brüder ihre Hausaufgaben, Francesco Bagnaia allerdings nicht. Der zweimalige MotoGP-Weltmeister wehrte sich zwar wie schon am Samstag erfolgreich gegen den aufmüpfigen LCR-Honda-Piloten Johann Zarco, wurde diesmal aber ausgerechnet von VR46-Academykollege Franco Morbidelli überflügelt. Dieser hatte sich als einer der wenigen Piloten im Feld für den weichen Hinterreifen entschieden und damit früh im Rennen Meter gemacht. Den in dieser Phase erarbeiteten Vorsprung verwaltete Morbidelli dann bis zum Schluss und verpasste Kumpel Bagnaia damit den nächsten Rückschlag im WM-Kampf 2025.

Francesco Bagnaia übt Selbstkritik: P4 ist viel zu wenig!

"Ich hatte mehr von mir erwartet. Aber sobald das Rennen begonnen hatte, hatte ich Probleme, meine Pace zu finden", gestand der Ducati-Werkspilot daraufhin offen und ehrlich in seiner Medienrunde. "Ich war zu Beginn des Rennens nur eine Zehntelsekunde langsamer pro Runde, aber das war schon genug, um den Anschluss an Marc und Alex Marquez zu verlieren. Dann habe ich im Kampf mit Johann Zarco und Franco Morbidelli noch weitere Zeit verloren. Heute mehr als Platz vier zu holen, war hart. Ich habe alles gegeben."

Eine bittere Erkenntnis für Bagnaia, der weiß: "Ich muss mein Gefühl [für das Motorrad, Anm.] zurückfinden. Mein Gefühl erlaubt mir, um Siege zu kämpfen, nicht um vierte Plätze. Der vierte Platz ist nicht mein Platz und auch der dritte Platz ist nicht mein Platz." Der erste Platz soll es eigentlich sein und zumindest in den letzten vier Jahren hatte Bagnaia das mit zwei WM-Titeln und zwei Vizeweltmeisterschaften ja auch eindrucksvoll unterstrichen. Aktuell sieht die Realität jedoch anders aus. Während Marc Marquez in der Fahrer-WM weiterhin beim Punktemaximum von 74 Zählern steht, liegt der Italiener mit 31 Punkten Rückstand nur auf WM-Rang drei. Der angestrebte dritte MotoGP-Titel droht ihm schon nach zwei Rennwochenenden 2025 aus den Händen zu gleiten.

Francesco Bagnaia kämpferisch: War schon in schlimmeren Situationen

"Das ist nicht die schlimmste Situation, in der ich gesteckt habe. Letztes Jahr war es im ersten Teil der Saison schlimmer", gibt sich Bagnaia dennoch kämpferisch. Damals hatte er in den ersten vier Grands Prix des Jahres auch 'nur' zwei Podien geschafft, seine beiden GP-Siege in Katar und Spanien. Erst im Jerez-Test fand er mit einigen Setup-Kniffen zurück in die Erfolgsspur. "Letztes Jahr war der Zustand des Bikes schlimmer, jetzt ist mein Gefühl nicht ganz so schlecht", unterstreicht Bagnaia erneut. Das große Problem: Diesmal lässt sein WM-Rivale keine Punkte liegen.

2024 hatte Jorge Martin in Austin ebenfalls kein überragendes Wochenende und blieb nach einem Sturz im Spanien-GP sogar gänzlich ohne Punkte. So lag Bagnaia nach den ersten vier Grands Prix nur 17 Punkte zurück. Marc Marquez ist da in diesem Jahr allerdings ein anderes Kaliber. "Der Unterschied ist, dass ich jetzt einen Gegner habe, der konstanter ist. Marc wird keine Fehler machen", weiß Bagnaia auch selbst.

Ausgerechnet in Austin zurück in die Erfolgsspur?

Umso schmerzhafter ist das aktuelle Formtief und umso schneller müssen Lösungen her. "Wir haben dieses Wochenende einen Schritt gemacht, aber mir fehlt immer noch die Kontrolle über das Hinterrad. Da ist das Gefühl aktuell noch komisch. Ich werde mir zuhause nochmal alles anschauen und versuchen zu verstehen, was mir aktuell fehlt", gibt die Startnummer 63 die Richtung für das kommende freie Wochenende vor. Anschließend soll die Trendwende eingeleitet werden.

Franco Morbidelli vor Bagnaia, Zarco und di Giannantonio in Argentinien
Francesco Bagnaia wurde in Argentinien nur Vierter, Foto: VR46

Mit dem Amerika-GP (28. - 30.03.) kommt dabei aber der wohl unpassendste Grand Prix neben dem Deutschland-GP. Denn auf dem Circuit of the Americas gilt Marquez als absoluter Spezialist, gewann sieben der bisherigen elf Ausgaben. "31 Punkte aufzuholen, wird schon lange dauern. Und dann müssen wir noch bedenken, dass als nächstes Rennen jetzt Austin kommt", ist sich auch Bagnaia dem Ernst der Lage bewusst. Er bleibt jedoch kämpferisch: "Ich weiß, wie schnell ich sein kann. Wir müssen nur unsere Probleme lösen."

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