Formel 1 Monza, Gewinner: Charles Leclerc

Die Saison 2024 hatte für Charles Leclerc ihre Höhen und Tiefen, aber spätestens seit heute kann sie als Erfolg verbucht werden - egal was noch passiert. Sieg in Monte Carlo, Sieg beim Italien-GP. Der Ferrari-Fahrer aus Monaco hat die beiden für ihn wichtigsten Rennen des Jahres gewonnen. Für manch einen Tifosi ist der Triumph ihres großen Helden in Monza mindestens halb so viel wert wie ein WM-Titel. Die Strategie am Rennsonntag erwies sich als perfekt kalkuliert, die Fahrt von Leclerc war makellos. Doch es ist nicht nur Monza. Seit Spa überzeugt vor allem die Rennpace des SF-24, und mit Baku und Singapur finden die nächsten beiden Rennen auf Strecken statt, die der roten Göttin und ihren Wagenlenkern liegen sollten. Wir sehen keinen Grund, warum Ferrari die nächsten beiden Rennen nicht gewinnen könnte... Außer vielleicht einen, und dieser ist Papaya lackiert.

Formel 1 Monza, Gewinner: Oscar Piastri

Die Enttäuschung war Oscar Piastri bei der Pressekonferenz nach dem Rennen ins Gesicht geschrieben. Fahrerisch hatte er nichts falsch gemacht: Der Start gelang um Welten besser als noch in Zandvoort, danach exerzierte er ein wunderschönes Manöver gegen den eigenen Teamkollegen und mit der ihm eigenen Coolness und einer starken Rennpace fuhr er seinen Stiefel runter. Die Longrun-Pace gilt als Schwachstelle des pfeilschnellen Australiers, ihre Meisterung war in diesem graininglastigen Grand Prix keine Selbstverständlichkeit. Einen Fehler leistete er sich dann aber doch, und zwar am Funk. In Runde 38 teilte Piastri seinem Renningenieur Tom Stallard mit, dass er eine 1-Stopp-Strategie nicht für möglich hält. Rückblickend betrachtet hätte er es wohl probieren sollen, aber im Nachhinein ist man immer schlauer.

Formel 1 Monza, Gewinner: Franco Colapinto

"Franco wer?", hätten viele Formel-1-Fans, die die Nachwuchsserien der Königsklasse nicht verfolgen, vor einer Woche wohl noch gefragt. Der Bekanntheitsgrad des Argentiniers hat seit Dienstag eine steile Kurve nach oben hingelegt, die Leistungskurve seit Freitag zeigte ebenfalls aufwärts. Franco Colapinto hatte am Trainingstag und am Qualifying-Samstag ein paar Probleme: Einmal ein Ausrutscher in Parabolica, dann noch einer in Q1 in der zweiten Lesmo und damit einhergehend eine schlechte Startposition. Von Perfektion weit entfernt. Im Rennen lieferte er dann aber eine gute Leistung ab, streichelte bei einer 1-Stopp-Strategie die Hard-Reifen 38 Runden lang ins Ziel und kam nur 14 Sekunden hinter Alex Albon ins Ziel - so nah war Logan Sargeant übrigens seit Kanada nicht mehr dran. Vor dem Rennen hatte er laut eigener Aussage noch nie mehr als acht Runden am Stück in einem Formel-1-Auto verbracht. Wochenend-Fazit: Eine solide Debüt-Leistung.

Formel 1 Monza, Gewinner: Leonardo Fornaroli

Noch ein Name, der vielleicht nicht allen Formel-1-Fans ein Begriff ist. Vielleicht aber ein Name, den man sich merken sollte. Leonardo Fornaroli hat an diesem Wochenende beim Saisonfinale in Monza die Formel-3-Meisterschaft eingetütet, und das mit einem spektakulären Überholmanöver in der letzten Kurve der Saison vor seinem Heimpublikum. Dramatischer kann man einen Titel kaum einfahren. Schade eigentlich, dass das Manöver am Ende gar nicht ausschlaggebend war, denn Titelrivale Gabriele Mini wurde nachträglich aufgrund eines technischen Vergehens noch disqualifiziert. Kurios am Titelgewinn von Fornaroli ist allerdings, dass der Trident-Pilot auf dem Weg zur Meisterschaft keinen einzigen Sieg einfahren konnte. Weder in einem Sprint- noch in einem Hauptrennen. Mit sieben Podien und 18 Punkteresultaten in 20 Rennen war er dafür die personifizierte Konstanz im Formel-3-Feld. Ein verdienter Champion!

Formel 1 Monza, Verlierer: McLaren

Zur Verteidigung der Woking-Mannschaft: Strategisch ging es zwischen 2-Stopp- und 1-Stopp-Strategie beim Formel-1-Rennen in Monza Spitz auf Knopf. Doch letztendlich griff das Papaya-Team daneben und verzichtete auch darauf, die Strategien zwischen beiden Fahrern zu splitten. Diese Möglichkeit hätte die Wahrscheinlichkeit einer Niederlage minimiert. So aber reiht sich Monza in die Galerie der verzockten McLaren-Siege 2024 ein. Da kann bei Teamchef Andrea Stella einfach keine Freude aufkommen, auch wenn das Team gleichzeitig an diesem Wochenende einen Riesensatz in Richtung Konstrukteurs-WM gemacht hat. Nicht nur das, aufgrund der anhaltenden Schwächephase von Red Bull scheint auch der Fahrer-Titel für Lando Norris möglich zu sein. Aber dafür müssen regelmäßiger Rennsiege her - wir sind hier ja schließlich nicht in der Formel 3.

Sensation in Monza! Wie konnte McLaren diesen Sieg verschenken? (09:54 Min.)

Formel 1 Monza, Verlierer: Max Verstappen

Seit sechs Rennen hat Max Verstappen in der Formel 1 nicht mehr gewonnen. Nach Monza platzte dem Dreifach-Champion endgültig der Kragen. "Unfahrbar" lautete sein Urteil über den Red Bull RB20 nach dem Italien-GP. "Letztes Jahr hatten wir ein tolles Auto, das dominanteste Auto aller Zeiten, und das haben wir praktisch in ein Monster verwandelt", pfefferte ein sich in Rage redender Tabellenführender gegen seine eigene Mannschaft. Für ihn ist klar: So verlieren Red Bull und er selbst nicht nur einen, sondern beide WM-Titel. Obwohl Team Milton Keynes noch acht Punkte vorne liegt, sieht der Kampf um die Konstrukteurs-Krone jetzt schon hoffnungslos aus. Der Fahrertitel wird auch in Gefahr sein, wenn Verstappens Dienstwagen weiterhin nur die vierte Kraft ist. Kein Wunder, dass diese Lage dem sicher geglaubten Weltmeister an die Nieren geht.

Formel 1 Monza, Verlierer: Kevin Magnussen

Einen Punkt gewonnen und doch verloren. Kevin Magnussen hat mit einigen Monaten Verzögerung das geschafft, woran er zwischen Saudi-Arabien und Miami unermüdlich gearbeitet hat: Er verewigt sich in der Motorsport-Geschichte als erster Formel-1-Fahrer, der aufgrund des Strafpunkte-Systems ein Rennen aussetzen muss. Hatte der Unfall mit Pierre Gasly eine Strafe verdient? Darüber lässt sich diskutieren. Aber das soll nicht über das Gesamt-Werk des Strafen-Philatelisten in diesem Jahr hinwegtäuschen, denn da sammelte sich schon einiges an. K-Mag nahm es gelassen. "Ich habe immer gesagt: Ich werde mich nicht zurückhalten. Bis später, bye!", verabschiedete er sich in seinen Zwangsurlaub für das Baku-Wochenende. Ein Bewerbungsschreiben des zukünftigen Ex-Haas-Piloten war das Wochenende allgemein nicht. Im Training versenkte er sein Auto in der Wand, und was am Ende von Q1 in Parabolica los war, ist nach wie vor ein Fall für 'Aktenzeichen XY ... ungelöst'.

Formel 1 Monza, Verlierer: Mercedes

Die Sommermonate waren so etwas wie eine Wiederauferstehung des einstigen Klassenprimus aus Brackley. Drei Siege in vier Rennen (wenn auch mit etwas Unterstützung), das erinnerte an die guten alten Tage der Mercedes-Dominanz. Doch in den beiden Grands Prix seit der Sommerpause hat der Spaß plötzlich ein Loch. Sowohl in Zandvoort als auch in Monza - zwei Strecken, die unterschiedlicher kaum sein könnten - war der W15 im Renntrimm nur dritte Kraft hinter McLaren und Ferrari. Ein Warnschuss, der wieder einmal beweist, dass die Suche nach dem Weg zurück an die Formel-1-Spitze keine Einbahnstraße ist.