Nach durchwachsenem Trainingsfreitag begann der MotoGP-Sprinttag in Mugello für Jorge Martin eigentlich ideal. Dank einer Rekordrunde rang der WM-Führende im Qualifying am Samstagvormittag den favorisierten Francesco Bagnaia nieder und sicherte sich überraschend die Pole Position. Knapp dreieinhalb Stunden später ging es jedoch schnell wieder bergab: Zunächst sorgte eine Kollision mit Enea Bastianini für Gesprächsstoff, dann warf der 26-Jährige seine Ducati GP24 auf Podiumskurs auch noch in das Kiesbett von Kurve eins.
Wie es dazu kommen konnte? Die simple Antwort: Der Sprint begann für Martin schon schlichtweg nicht ideal. Denn nicht nur Francesco Bagnaia erwischte einen besseren Start, sondern auch Enea Bastianini. Damit bog der Polesitter nur als Dritter in die erste Kurve ein. Da Bagnaia vorne bereits zu enteilen drohte, machte Martin direkt ordentlich Druck auf Markenkollege Bastianini und ging zu Beginn der zweiten Runde auch vorbei, sah sich aber nur eine Runde später dem Konter des Italieners ausgesetzt.
MotoGP-Kollision mit Bastianini - Martin: Hätte nur er verhindern können!
Bastianini nutzte den Windschatten auf Start/Ziel, um sich beim Ambremsen für Kurve eins neben Martin auf der Innenbahn zu positionieren. Er überschoss 'San Donato' jedoch leicht, wodurch sich innen eine kleine Lücke öffnete, in die Martin hineinstach. Als Bastianini auf die Ideallinie zurückkehren wollte, kam es zum Kontakt, woraufhin dieser die Kontrolle verlor und von der Strecke rutschte. Die Rennleitung kündigte sofort eine Untersuchung an, entschied aber schon fünf Minuten später auf einen "Rennunfall".
"Ich sehe die Situation ein bisschen am Limit, es kommt auf die Perspektive an. Ich denke, der Kontakt war an der Grenze. Ich war vorne und bekam einen heftigen Schlag ab, ich konnte nichts tun", klagte Unfallopfer Bastianini anschließend in seiner Medienrunde. Martin sah die Situation naturgemäß etwas anders. "Er ging weit in Kurve eins und ich bin dann die normale Linie gefahren. Ich habe einen Kontakt gespürt, wusste aber nicht, ob er gestürzt war oder nicht, weil ich ihn nicht gesehen habe", berichtete der Pramac-Pilot und ergänzte: "Wir hätten die Kollision vermeiden können, wenn er geschaut hätte, bevor er zurückkam. Ich hatte Glück, dass nur er gestürzt ist und ich nicht."

Jorge Martin crasht im MotoGP-Sprint in Mugello ohne Vowarnung
Zu Beginn der achten Runde passierte dies dann aber doch noch und der Sprint nahm für den WM-Leader endgültig eine Wendung zum Bösen. Nachdem ihn zwei Runden zuvor schon Marc Marquez überholt hatte, verlor er relativ unbedrängt auf Platz drei fahrend die Front in eben jener Kurve, in der er zuvor mit Bastianini aneinandergeraten war. Damit verzeichnete der 'Martinator' tatsächlich erstmals in einem MotoGP-Sprint einen Nuller, zuvor war er in dieser Disziplin immer ins Ziel und in die Punkte gekommen. Ein achter Platz in Termas de Rio Hondo 2023 war bislang sein schlechtestes Resultat. "Früher oder später musste das passieren, heute war es so weit. Aber ich bevorzuge, dass es heute passiert ist. Lieber an einem schlechten Tag wie an einem, an dem ich mich gut fühle", winkt der Pramac -Pilot lässig ab.
Doch nicht nur diese beeindruckende Serie endete damit, Martin muss im Titelkampf nach seinem Crash in Jerez auch den zweiten Rückschlag hinnehmen. Da Bagnaia und Marquez auf den ersten beiden Plätzen landeten, sorgten sie für maximalen Schaden und reduzierten ihren Rückstand auf 27 bzw. 32 Punkte. Der Spanien Grand Prix ist dabei auch ein gutes Stichwort, denn am Samstagnachmittag wurden Erinnerungen an jenen Abflug wach. "Das war genau der gleiche Sturz", berichtete der Pramac-Pilot.
In Jerez hatte Martin vor knapp fünf Wochen gerätselt, wieso er gestürzt war. Er habe in jener Kurve so gebremst, wie in den Runden zuvor auch, lautete damals seine Beschreibung. Eine Aussage, die sich diesmal fast wortgleich wiederholte: "Ich ging in der Runde zuvor etwas weit, deshalb habe ich etwas früher gebremst, um nicht erneut weitzugehen und dann bin gestürzt. Ich kann es nicht leiden, wenn ich stürze und es nicht verstehe. Selbst wenn du es dir genau ansiehst: Die Temperatur war okay, der Reifendruck war okay. Trotzdem habe ich mich mit der Front am Limit gefühlt, das müssen wir verstehen und verbessern, weil es sich momentan so anfühlt, als würde ich die Front überlasten. Nach drei Runden fühlt sich der Reifen schon so an, als hätte er bereits 20 Runden drauf und das ist natürlich nicht gut."

Jorge Martin vor Italien GP besorgt: Müssen uns dringend verbessern!
Für das Hauptrennen am Sonntag hat Martin deshalb eine klare Forderung an sein Team, anderenfalls droht der nächste Punktverlust: "Wir müssen das Setup für morgen verbessern, weil ich mit diesem Bike nicht konkurrenzfähig sein werde. Es fällt mir extrem schwer, das Bike einzulenken. Ich sah da einen großen Unterschied zu Pecco und Marc." Das Gute: Der Spanier kann am Samstagabend einen Blick in die Telemetrie seiner WM-Rivalen werfen und sich anpassen. Ein solcher Leistungssprung gelang schließlich auch zuletzt in Barcelona, doch: "Der Sturz hier ist wirklich schwer zu verstehen. Pecco ist das gleiche in Montmelo passiert. Das Beeinträchtigt dein Selbstvertrauen für die nächsten Rennen schon."
diese MotoGP Nachricht