45 von 102 Zählern und damit rund 44 Prozent der eigenen Punkteausbeute im MotoGP-Jahr 2024 holte Yamaha bei den letzten vier Grand Prix in Aragon, Misano und Mandalika. Speziell Fabio Quartararo ließ dabei mit drei siebten Plätzen in Folge immer wieder aufhorchen, nachdem er in einem GP zuvor überhaupt erst zweimal in die Top Ten gefahren war. Kein Wunder also, dass sich der Hersteller aus Iwata für das Heimspiel in Motegi einiges ausgerechnet hatte. Der Japan-Grand-Prix wurde allerdings gleich aus zweierlei Hinsicht zum Debakel.
Einerseits enttäuschte Yamaha nämlich auf der Strecke. Quartararo kam in Sprint und Hauptrennen jeweils nicht über den 12. Platz hinaus, Alex Rins wurde zweimal 16. und Wildcard-Pilot Remy Gardner hatte mit den Rängen 18 und 17 jeweils die Rote Laterne inne. Um einen Platz in den Top Ten konnten die drei M1-Piloten zu keiner Zeit kämpfen. So weit so schlecht, doch damit nicht genug: Denn Quartararo verlor am Sonntag auch noch das 'Prestigeduell' mit Honda-Speerspitze und Landsmann Johann Zarco auf den letzten Metern, weil ihm wieder einmal der Treibstoff ausging.
Yamaha patzt erneut: Wieder zu wenig Benzin bei Fabio Quartararo
Zuvor hatte der MotoGP-Weltmeister von 2021 zumindest im Rennen um die Ehre als bestes japanisches Motorrad über 23 Runden die Nase vorn gehabt, Zarco fand aus eigener Kraft keinen Weg vorbei. Beim Beschleunigen aus der letzten Kurve heraus fehlte es Quartararo dann jedoch an Motorleistung, der LCR-Pilot staubte ab und auch Lokalmatador Takaaki Nakagami wäre wohl noch durchgeschlüpft, hätte dieser seinen voraussichtlich letzten Heim-GP in der MotoGP nicht mit einem Wheelie aus der letzten Kurve heraus zelebriert.
Im Interview mit den französischen TV-Kollegen zeigte sich Quartararo daraufhin extrem angefressen. "Ich hatte keinen Sprit mehr übrig. Wir sehen schon auf der Strecke aus wie Idioten, jetzt passiert uns das auch noch mit dem Benzin", schäumte er und ergänzte nach kurzer Atempause: "Ich weiß, was wir versuchen, aber es ist schlicht nicht akzeptabel, dass uns bei zwei von drei Rennen der Sprit ausgeht."
Schon vor zwei Wochen hatte die Startnummer 20 beim Emilia-Romagna-GP in Misano einen fünften Platz auf der Zielgeraden noch verloren, weil sich Yamaha beim Treibstoff verkalkuliert hatte. Es wäre das beste Resultat seit Sepang 2023 gewesen. Aufgrund des erkennbaren Leistungsaufschwungs hatte Quartararo damals noch darüber wegsehen können, in Anbetracht der schwachen Motegi-Performance war das diesmal aber nicht mehr möglich. "Wenn wir uns ansehen, wo wir dieses Wochenende rumgefahren sind, wäre es nicht nötig gewesen, so sehr ans Limit zu gehen. Wir werden das intern besprechen, denn das ist inakzeptabel", kommentiert er und verriet: "Das Hauptproblem ist, dass die Lichter auf dem Dashboard nicht so funktionieren, wie wir uns das vorstellen. Das Warnlicht ging es erst an, als ich schon kein Benzin mehr hatte. Das ist zu spät!"

Yamaha-Fahrer leiden in Motegi: Überhaupt kein Grip!
Doch warum war bei Yamaha in Motegi nach dem zuletzt erkennbaren Aufschwung überhaupt nichts zusammengelaufen? Die simple Antwort: Es fehlte an Grip - und zwar überall. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Was ich denke, kann ich nicht sagen. Es war ein sehr hartes Wochenende", begann Quartararo in seiner Medienrunde und erklärte anschließend kurz und knapp: "Es hat sich angefühlt, als würde ich schon in der ersten Runde mit gebrauchten Reifen fahren. Ich hatte überhaupt keinen Grip."
Worte, die Teamkollege Alex Rins in ähnlicher Form bestätigte. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll, ich bin niedergeschlagen. Ich habe alles gegeben. Ich hatte in jeder Runde eine 190er-Pulsrate für das … das ist schwer", legte der ehemalige Suzuki- und LCR-Honda-Pilot los. "Zehn Runden vor Schluss hat der Reifen aufgegeben. Dann war es für mich fast unmöglich, das Durchdrehen der Räder irgendwie zu kontrollieren. Selbst wenn das Bike aufgerichtet war, hat der Reifen durchgedreht. Wir müssen etwas finden, so kann es nicht weitergehen."

Alex Rins knallhart: Misano war nicht real, Motegi ist Realität!
Der sechsmalige MotoGP-Sieger hatte anschließend auch eine Erklärung parat, wieso sich die zuletzt verbesserten Ergebnisse in Motegi nicht bestätigen ließen. "Misano ist für Fabio wie Austin für mich. Er ist dort superschnell", stellte Rins klar. Es habe also schlicht am Fahrer gelegen, nicht an einem verbesserten Motorrad. "Wir haben dort getestet, sind ein Rennen gefahren, haben getestet und sind nochmal ein Rennen gefahren. Das Misano-Ergebnis war nicht real. Als mich [Luca] Marini überholt hat, hatte ich ihm nichts entgegenzusetzen. Das ist die Realität, die harte Realität."
15 Runden lang hatte sich Rins immerhin noch auf dem letzten Punkteplatz halten können, ehe Luca Marini vorbeiging. Das Bittere: Bis zur Zielankunft nahm ihm der Honda-Pilot sogar noch 4,865 Sekunden ab, im Schnitt also mehr als fünf Zehntel pro Runde. Einzig Yamaha-Wildcard-Pilot Remy Gardner landete noch hinter Rins. "Wir hätten einfach den Soft nehmen sollen und zumindest 15 Runden etwas Spaß haben. So hatte ich aber jede Runde in jeder einzelnen Kurve Probleme mit dem Grip. Es war schrecklich", fand auch der Australier, der wie seine beiden Yamaha-Kollegen den Medium-Rear gewählt hatte, keinerlei positiven Worte.
"Sie kämpfen schon das ganze Jahr mit dem Bike. Da könnt ihr euch vorstellen, was ich für Probleme hatte", fuhr er bei seinem vermutlich letzten MotoGP-Einsatz fort, denn zur kommenden Saison wird das Yamaha-Testteam voraussichtlich mit Augusto Fernandez verstärkt. Dass Gardner in Motegi überhaupt nochmal am Start war, lag einzig am weiterhin verletzt ausfallenden Cal Crutchlow. "Hoffentlich konnte ich zumindest meinen Job machen und ihnen das nötige Feedback liefern, um sich zu verbessern", suchte er nach wenigstens einer erfreulichen Nachricht. Gardner gibt sich optimistisch: "Sie arbeiten hart, das sehe ich aus erster Hand. Ich bin mir sicher, dass wir im Winter erste Ergebnisse sehen werden."
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