Jorge Martin und Francesco Bagnaia sind ohne Zweifel die dominanten Piloten der MotoGP-Saison 2024. Nicht weniger als je zehn Grand-Prix- und Sprintsiege vereinten sie vor dem 16. GP-Wochenende des Jahres untereinander, in Summe 67 Prozent also. Am Sonntag trennten sie in der Startaufstellung jedoch gleich neun Positionen, nachdem Martin im Qualifying gepatzt hatte. Eine klare Sache also zugunsten Bagnaias? Mit Nichten! Auch der Japan-Grand-Prix in Motegi entwickelte sich trotz der verzwickten Ausgangslage wieder einmal zum Showdown zwischen den beiden WM-Anwärtern - wenn auch in etwas anderer Form als erhofft.

Denn ein echtes Rad-an-Rad-Duell zwischen Bagnaia und Martin blieb am Sonntag - wie so oft in der laufenden Saison - wieder einmal aus. Zu weit hatte sich der amtierende Weltmeister bereits abgesetzt, als Martin in der vierten Runde auf Platz zwei angelangt war. Rund anderthalb Sekunden Vorsprung hatte er sich da bereits herausgefahren. Gegessen war der Japan-GP damit aber noch lange nicht, vielmehr entwickelte sich das Rennen für beide WM-Anwärter noch zum mentalen Stresstest. "Als ich nähergekommen bin, dachte ich schon, dass ich ihn noch angreifen könnte. Ich habe nämlich gesehen, dass er in Turn 11 zweimal einen Fehler gemacht hat. Er war also auch am Limit und ich wollte den Druck auf ihn hochhalten. Wir haben uns ein großartiges Duell aus der Ferne geliefert", beschreibt etwa Martin die zweite Rennhälfte in Motegi.

Jorge Martin wirft P2 beinahe weg: Habe mir fast in die Hose gemacht!

Der Pramac-Pilot versuchte also, seinen WM-Rivalen in einen Fehler zu treiben, um so vielleicht doch noch einen unverhofften Sieg abstauben zu können. Das klappte jedoch nicht, Bagnaia hielt stand. "Ich hatte alles unter Kontrolle, auch wenn ich gehofft habe, dass er mit seiner schnellsten Rundenzeit alles Pulver verschossen hatte", verrät der Italiener auf die packende Schlussphase angesprochen, in der Martin nochmal Boden gutmachen konnte. "Ich war nämlich schon am Limit. Ich habe noch versucht, beim Beschleunigen die Pace zu erhöhen, aber mein Hinterreifen hatte andere Ideen. Für mich ging es dann nur noch darum, nicht mehr zu viel Zeit zu verlieren."

Das klappte, wenn auch nur geradeso. Zwischenzeitlich schon 1,8 Sekunden zurück, verkürzte Martin bis wenige Runden vor Schluss nochmal auf acht Zehntel Rückstand. Mit lediglich drei verbliebenen Rennrunden reichte sein Vorteil gegenüber Bagnaia von ein bis zwei Zehnteln pro Umlauf jedoch nicht mehr aus, um noch in eine Überholposition zu kommen. Deshalb riskierte der 'Martinator' nochmal etwas mehr - und wurde dafür beinahe bitter bestraft.

"Ich war am Limit, hatte aber alles unter Kontrolle", beschreibt die Startnummer 89. "Drei Runden vor Schluss habe ich in Turn 3 dann aber die Front verloren. Ich musste mich mit dem Ellbogen retten und habe mir fast in die Hose gemacht! Da habe ich mir dann gesagt, dass ich es jetzt gut sein lassen muss. Ich musste das Rennen unbedingt beenden, denn aus WM-Sicht sind die 20 Punkte nicht schlecht. Jetzt müssen wir einfach daran arbeiten, im Qualifying wieder besser zu werden. Wenn ich vorne starte, kann ich die Rennen leichter anführen und kontrollieren."

Jorge Martin und Francesco Bagnaia tanken MotoGP-Selbstvertrauen

Mit Platz zwei gelang dem WM-Leader in der Weltmeisterschaft tatsächlich Schadensbegrenzung. Trotz zweier Starts von Position elf verlor er 'nur' deren elf Zähler auf Bagnaia, liegt vier Grand Prix vor Schluss noch zehn Zähler in Front und reist nun auf zwei seiner Paradestrecken nach Australien (18. - 20.10.) und Thailand (25. - 27.10.). "Heute war ein Podium das Ziel und das haben wir geschafft", sagt Martin und weiß: "Ein zweiter Platz aus der vierten Startreihe? Das gibt mir viel Selbstvertrauen für Australien!"

Auch Titelverteidiger Bagnaia geht jedoch mit breiter Brust in die einwöchige Atempause vor dem Australien Grand Prix. "Ich will diesen WM-Titel unbedingt behalten. Daher muss ich Punkte aufholen, ohne zu viel Risiko einzugehen. Dieses Wochenende lief dafür perfekt, das würde ich mir gerne als Vorbild für die nächsten Rennen im Gedächtnis behalten", zieht der Ducati-Pilot ein hochfreutes Motegi-Fazit. Mit seinem achten GP-Sieg in der laufenden Saison im Rücken - ein persönlicher Bestwert - scheint Bagnaia das Momentum im Titelkampf wieder auf der eigenen Seite zu haben. Doch das muss nicht so bleiben.

Francesco Bagnaia, Ducati Team gewinnt den Japan GP
In Motegi durfte Francesco Bagnaia gleich zweimal jubeln, Foto: LAT Images

Jorge Martin mit Ansage: Will in Valencia gewinnen!

"Ich denke, dass das jetzt ein Sprint bis zum Ende werden wird", kommentiert Martin die engumkämpfte Lage in der Fahrer-WM. "Pecco ist ein fantastischer Fahrer. Ich bin dankbar, dass ich hier sein und erneut mit ihm kämpfen kann. Dieses Jahr fühle ich mich aber etwas stärker, ich werde alles geben. Es kommen jetzt ein paar Strecken, auf denen ich stärker bin und ein paar Strecken, auf denen er stärker ist. Das Ziel ist es, bis Valencia alles offen zu halten und dann dort zu gewinnen!"

Was glaubt ihr: Kann sich Jorge Martin seinen ersten MotoGP-Titel holen oder triumphiert am Ende wieder Francesco Bagnaia? Gebt uns eure Tipps in den Kommentaren ab!