Die MotoGP-Saison 2024 wird für jene Ducati-Fahrer, die auf den Vorjahresmaschinen vom Typ Desmosedici GP23 unterwegs sind, zur technischen Achterbahnfahrt. Michelin führt ja in diesem Jahr einen neuen Hinterreifen ein, der deutlich mehr Grip bietet, sich aber negativ auf die Balance der GP23 auswirkte.

2023er-Ducati nicht auf Niveau des aktuellen MotoGP-Modells

Vor allem der im Vorjahr noch so starke Marco Bezzecchi hatte damit zu kämpfen, doch auch seine GP23-Kollegen Fabio Di Giannantonio sowie die Marquez-Brüder Alex und Marc konnten nicht beziehungsweise nur selten auf Augenhöhe mit den GP24-Piloten wie Francesco Bagnaia, Jorge Martin oder Enea Bastianini kämpfen.

MotoGP-Bremsen kurz vor dem Kollaps! Spiel mit dem Feuer (06:13 Min.)

Nach der Sommerpause ging es aber für die Fahrer auf dem Vorjahresmodell bergauf, vor allem Marc Marquez zeigte beeindruckenden Speed und setzte diesen in Aragon sowie Misano in zwei Grand-Prix-Siege sowie einen Sprinterfolg um. Kein Zufall, denn wie mittlerweile bekannt wurde, spendierte Ducati der GP23 während der Saison noch einmal ein Upgrade.

Neue Schwungscheibe bringt mehr Grip

Dieses betraf die Schwungscheibe am V4-Motor der Desmosedici. Verantwortlich für den Ausgleich von Drehungleichförmigkeiten des Triebwerks sollte das neue Bauteil vor allem mit Grip am Kurveneingang helfen, was zuvor der größte Kritikpunkt der GP23-Piloten war. Wie die folgenden Resultate zeigten, ging der Plan auf. Zum Japan-Grand-Prix in Motegi wurde das Update von Ducati allerdings wieder zurückgezogen.

Marc Marquez' Ducati nach einem Feuer in Indonesien
Marc Marquez' Motorschaden hatte ungeahnte Konsequenzen, Foto: LAT Images

Auslöser dieser Kehrtwende waren die Geschehnisse am Rennsonntag in Indonesien. Dort erlebte Marc Marquez im Grand Prix ja einen spektakulären Motorschaden, sein Motorrad brannte schließlich völlig ab und sorgte für einen beträchtlichen finanziellen Schaden im kleinen Privatteam von Gresini. Wie unsere Kollegen von 'The Race' in Erfahrung bringen konnten, erkannten die Ducati-Ingenieure die neue Schwungscheibe als Grund allen Übels. Diese hatte wohl dafür gesorgt, dass der Motor in entscheidenden Phasen zu hoch drehte, was schließlich zum Defekt führte.

Ein Motorschaden vor den Augen der MotoGP-Öffentlichkeit ist für jeden Hersteller sowas wie die technische Höchststrafe, weshalb sich Ducati zur Rückkehr auf das ursprüngliche Material entschlossen hat. Sowohl das Update als auch der folgende Rückbau sind übrigens trotz versiegelter Motoren vom Reglement gedeckt. Das Schwungrad befindet sich nicht hinter der Schranke, welche die technischen Verantwortlichen der MotoGP beim Engine-Freeze vor Saisonbeginn mittels Verplombungen einziehen.

Fahrer einig: Abstand zwischen GP23 und GP24 wieder größer

Ducati geht also auf Nummer sicher, bremst damit aber seine GP23-Piloten massiv ein. Diese durften zwar keine exakten Angaben zu den Veränderungen an ihren Maschinen machen, ihre Ausführungen verdeutlichen aber, wie groß der Rückschritt ist. "Diese Veränderungen beeinträchtigen meinen Fahrstil massiv. Daran muss ich mich jetzt anpassen", sagte Marc Marquez in Motegi. Marco Bezzecchis zwischenzeitlicher Aufwärtstrend wird ebenfalls eingedämmt: "Diese Komponente war das Einzige, das meine Probleme gelöst hat. Jetzt ist mein Gefühl wieder schlechter."

Marco Bezzecchi, VR46 Racing Team
In Motegi sah Bezzecchi die GP24-Piloten nur aus der Ferne, Foto: LAT Images

Besonders drastische Auswirkungen könnte das Downgrade für Fabio Di Giannantonio haben. Der VR46-Pilot laboriert ja seit einem Sturz beim Österreich-GP an einer Verletzung der linken Schulter. Sein ursprünglicher Plan war, die Saison 2024 dennoch zu Ende zu fahren und sich erst anschließend operieren zu lassen. Aufgrund der jüngsten Entwicklungen könnte dieser Eingriff nun aber vorgezogen werden und Di Giannantonio die letzten Saisonrennen für eine bessere Vorbereitung auf 2025 opfern: "Der Abstand zu den 2024er-Bikes ist jetzt wieder größer geworden. Als ich von diesen Veränderungen erfahren habe, ist mir der Gedanke zu einer früheren Operation gekommen." Di Giannantonio lässt in diesen Tagen zuhause in Italien genauere Untersuchungen durchführen, anschließend soll eine Entscheidung getroffen werden.