"Das war ein superlangweiliges Rennen!" Marc Marquez fand nach der MotoGP-Prozession von Motegi deutliche Worte zum Geschehen auf der Strecke. Seiner Einschätzung kann man nur schwer widersprechen. Marquez und Jorge Martin hatten sich in den ersten fünf von 24 Runden von ihren schlechten Startplätzen neun und elf auf die Plätze drei beziehungsweise zwei nach vorne gekämpft.
MotoGP enttäuscht: Überholflaute in Motegi
Wer nun einen packenden Dreikampf um den Sieg im Japan-Grand-Prix erwartete, wurde schwer enttäuscht. Der Rest des Rennens war ein einziges Abspulen von Runden. Überholmanöver? Fehlanzeige. Schaffte es ein Fahrer einmal, dicht zu seinem Vordermann aufzuschließen, gingen innerhalb kürzester Zeit Reifentemperatur und -druck durch die Decke, blockierende Vorderräder waren die Folge und die Duelle schon wieder beendet, bevor sie überhaupt beginnen konnten.
Strecken mit vielen harten Bremspunkten, wie Motegi oder auch Spielberg, können unter normalen Bedingungen mit den aktuellen MotoGP-Bikes schlicht und ergreifend keinen guten Rennsport mehr produzieren. Das ist die erschreckende Realität. Fans müssen schon auf Wetterkapriolen hoffen, wollen sie packendes Racing sehen. Ansonsten sorgen nur Stürze wie am Sonntag jener von Pedro Acosta oder Kollisionen wie die zwischen Alex Marquez und Joan Mir für Aufregung. Wenn sich die MotoGP ihr Publikum nur noch mit Crashes vorm Einschlafen retten kann, liegt einiges im Argen.
Phillip Island verspricht MotoGP-Wiedergutmachung
Ich möchte aber ausdrücklich davor warnen, am übernächsten Wochenende erst gar nicht den Wecker zu stellen. Denn nach einer wohlverdienten Pause schlägt die MotoGP ihre Zelte dann in Australien auf - genauer gesagt am Phillip Island Grand Prix Circuit. Und dort ist Renn-Action vom allerfeinsten garantiert. Das flüssige und schnelle Layout ermöglicht auch mit den modernen MotoGP-Dragstern noch Kämpfe über mehrere Runden hinweg.

Alleine ein Blick auf die jüngsten drei Ausgaben des Australien-GP reicht als Beweis für die Racing-Qualitäten der Strecke aus: 2019 duellierten sich Marc Marquez und Maverick Vinales bis wenige Kurven vor Schluss, ehe der damalige Yamaha-Star zu Boden ging. 2022 siegte Alex Rins in einer sieben Mann starken Spitzengruppe, die innerhalb einer Sekunde die Ziellinie überquerte. Und im Vorjahr nahm das Rennen eine dramatische Wendung, als Jorge Martin in der letzten Runde noch vom ersten auf den fünften Rang durchgereicht wurde, die Positionen wild gewechselt wurden und Johann Zarco schließlich erstmals in der MotoGP gewinnen konnte.
MotoGP: Wenn Augenringe Sinn ergeben
Wem das nicht reicht, um spätestens zum Sprint (Samstag, 6 Uhr MEZ) oder Grand Prix (Sonntag, 5 Uhr) der MotoGP vorm TV-Gerät zu sitzen, dem kann ich auch nicht helfen. Umso mehr, weil trotz der in dieser Saison oft eher mauen Renn-Action der Kampf um den Weltmeistertitel packender kaum sein könnte. Mit noch vier ausstehenden Events trennen nur zehn Punkte WM-Leader Jorge Martin und Verfolger Francesco Bagnaia - der Italiener hat noch dazu das Momentum auf seiner Seite.
Strecken wie Phillip Island und WM-Fights wie jener zwischen Martin und Bagnaia sind die Gründe, warum wir die MotoGP so lieben. Ja, Motegi war enttäuschend. Aber einer großen Liebe kann man auch einmal verzeihen, wenn sie einen enttäuscht hat.
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