"Das ist eine richtig gute Zeit für mich. Vielleicht war ich im Vorjahr schneller, aber jetzt bin ich ein anderer, kompletterer Fahrer." - Mit diesen Aussagen war Jorge Martin am Donnerstag in das MotoGP-Wochenende in Motegi gestartet. Nach seinem Sieg im Indonesien-GP sichtlich mit Selbstvertrauen vollgepumpt, wollte der 26-jährige Pramac-Pilot im Japan-Grand-Prix gleich die nächsten Schritte Richtung WM-Titel unternehmen. Hatte Martin im Vorjahr in Motegi noch beide Rennen gewonnen, gab es diesmal aber schon am Samstag zwei heftige Rückschläge im Titelkampf.

Begonnen hatte alles im chaotischen Qualifying, zu dessen Beginn leichter Nieselregen eingesetzt hatte. Da es aufgrund der hohen Temperaturen im Südosten Japans jedoch nie nass genug für Regenreifen wurde, mussten sich die 12 MotoGP-Piloten in Q2 mit Slicks durch die schwierigen Bedingungen kämpfen. Martin schlug sich dabei zunächst gut, lag nach dem ersten Schlagabtausch auf Rang drei. Um 11:28 Uhr Ortszeit änderte sich mit einem Augenblick jedoch alles. Auf Kurs einer persönlichen Bestzeit rutschte Martin mit 105 Sekunden Restzeit auf der Uhr in Kurve neun ins Kiesbett.

Krieg der Worte zwischen Bagnaia und Martin? War doch nur Spaß! (07:30 Min.)

Jorge Martin verzeiht sich Qualifying-Crash: Eigentlich kein Fehler!

Zu diesem Zeitpunkt schon auf Platz neun durchgereicht, musste der Pramac-Pilot anschließend hilflos mitansehen, wie sich auch Marc Marquez - der seine Pole-Zeit nach einer Software-Panne fast zeitgleich noch gestrichen bekommen hatte - und Teamkollege Franco Morbidelli in den finalen Augenblicken von Q2 noch verbesserten und ihn auf Startplatz elf durchreichten - Martins schlechtestes Qualifying-Resultat seit dem Österreich GP 2023. Seine Hoffnungen auf eine Wiederholung des Sprintsieges aus dem Vorjahr hatte er damit schon drei Stunden vor Sprintstart vollkommen zunichte gemacht.

Wenig überraschend präsentierte sich Martin am Samstagnachmittag in seiner Medienrunde dann auch ziemlich angefressen. Dabei ärgerte ihn aber weniger sein Patzer im Qualifying, sondern etwas anderes. Den Q2-Sturz konnte er sich nämlich ganz gut verzeihen. "Das war eigentlich kein Fehler, denn es hat geregnet. Es war schwer, da grundsätzlich nicht zu stürzen", begründete er und ergänzte: "Ich wollte eine gute Runde fahren. Ich war auf Kurs für eine niedrige 1:43er-Zeit [hätte wohl für die erste Startreihe genügt, Anm.] und habe die Front durch den Regen verloren. Das war ein normaler Fehler, das passiert, wenn du in schwierigen Bedingungen zu 100 Prozent pushst."

Ohnehin hatte Martin seinen Qualifying-Patzer im Sprint schnell wieder gutgemacht, lag er dank eines Raketenstarts doch schon nach den ersten drei Kurven hinter Brad Binder - welcher zwei Runden später mit einem Technik-Defekt ausschied - auf Platz fünf. Das große Probleme: Damit war die Aufholjagd schon wieder beendet. Gleich im zweiten Umlauf musste Martin seinen Ducati-Rivalen Marquez auf der Vorjahresmaschine vorbeilassen und kam anschließend bis zur Zielankunft nie mehr in Schlagdistanz für einen Gegenangriff. Vielmehr verlor er noch ganze zwei Sekunden auf den Gresini-Piloten, zu WM-Rivale und Sprintsieger Francesco Bagnaia fehlten sogar zweieinhalb Sekunden.

Jorge Martin konnte im Sprint nicht mit Marc Marquez mithalten, Foto: LAT Images
Jorge Martin konnte im Sprint nicht mit Marc Marquez mithalten, Foto: LAT Images

Jorge Martin mit harter Kritik: Wie ein Moto3-Pilot!

Dennoch ordnet die Startnummer 89 ein: "Nach dem Qualifying muss ich mit diesem Resultat zufrieden sein. Ich denke, dass ich weiter vorne hätte landen können, wenn ich vorne gestartet wäre. So war das von Startplatz 11 aber das Maximum." In der Fahrer-WM konnte somit Schadensbegrenzung betreiben und Bagnaia auf 15 Punkte auf Abstand halten. Dass er nicht mit Marquez mithalten konnte, stieß ihm jedoch sauer auf. "Sein vierter Sektor war beeindruckend. Ich bin da wie ein Moto3-Pilot gefahren - wirklich, wirklich schlecht", geht der WM-Leader hat mit sich ins Gericht. "Ich habe dort nie natürlich geschalten und hatte große Probleme mit meiner Körperhaltung. Morgen muss ich da eine natürlichere Fahrweise finden und diese im Rennen konstant umsetzen, denn das war schlechter als ein Rookie!"

Äußerst gelegen kommt Martin daher, dass er schon am Sonntag die Gelegenheit zur Wiedergutmachung erhält. Im Japan-Grand-Prix (06.10.) kann er dabei ab 07:00 Uhr MEZ die gleiche Reaktion zeigen, die er bereits vor sieben Tagen in Mandalika zeigte. "Ich glaube, dass ich in komplett trockenen Bedingungen die Pace habe, um morgen um das Podium kämpfen zu können. Ich gehe wieder mit mehr Selbstvertrauen in das Rennen als vor dem Sprint", schickt der Pramac-Pilot eine erste Kampfansage an seinen Kollegen. Helfen würde dabei ohne Zweifel ein weiterer Raketenstart: "Morgen werde ich versuchen, das erneut zu schaffen. Ich starte grundsätzlich immer gut und will morgen wieder drei bis vier Piloten überholen. Dann werden wir sehen, was möglich ist."