In den letzten 12 Monaten galt der MotoGP-Sprint lange Zeit als große Stärken von WM-Herausforderer Jorge Martin und als große Schwäche von Weltmeister Francesco Bagnaia. Immer wieder siegte der Pramac-Pilot, während die Startnummer 1 patzte. Diese Zeiten scheinen nun jedoch vorbei: In Motegi feierte Bagnaia am Samstag bereits seinen dritten Sprintsieg in Serie, nachdem er zuvor schon in Misano und Mandalika gewonnen hatte. Diesmal musste der Ducati-Star jedoch besonders schwierige Bedingungen überkommen und pokerte sich dabei mit einer riskanten Strategie zum Sprinterfolg.
Den MotoGP-Samstag in Motegi prägte ab dem Qualifying zur Mittagszeit nämlich leichter Nieselregen. Aufgrund der schwülwarmen Temperaturen im Südosten Japans wurde es zwar nie nass genug für Regenreifen, zwischenzeitlich aber auch grenzwertig für Slicks. Speziell in der Schlussphase des Moto2-Qualifyings waren schnelle Rundenzeiten nicht mehr möglich. Vor dem Start des MotoGP-Sprints wenige Minuten später war dadurch unklar, welche Bedingungen auf die Stars der Königsklasse warten würden.
Francesco Bagnaia mit riskanter Taktik: Es war am Limit!
Bagnaia entschied sich deshalb zu einer ungewöhnlichen Taktik. Während der Sichtungsrunde, in der die MotoGP-Piloten rund 15 Minuten vor Sprintstart aus der Boxengasse in die Startaufstellung fahren, verzichtete er auf den üblichen "Eco-Modus". Dabei handelt es sich um ein besonders leistungsschwaches Motoren-Mapping, um möglichst wenig Benzin zu verbrauchen. Im Grid angekommen, darf in der MotoGP schließlich nicht mehr nachgetankt werden, das Benzin muss für die gesamte Renndistanz ausreichen. Bagnaia wollte die Sichtungsrunde jedoch nutzen, um sich ein bestmögliches Bild von den Bedingungen auf der Strecke zu verschaffen und attackierte deshalb, als würde er gerade eine annähernd normale Rennrunde fahren.
Um das zusätzlich verbrauchte Benzin im Rennverlauf wieder reinholen zu können, musste im Sprint anschließend gespart werden. "Direkt nach dem Start musste ich auf ein Mapping mit geringerer Performance wechseln", berichtete Bagnaia am Samstag in seiner Medienrunde. "Das war schon ein großer Unterschied zum normalen Mapping, aber eben auch die einzige Möglichkeit, um das Rennen zu beenden." Es reichte geradeso, nach Zielankunft rollte der Ducati-Pilot noch während der Inlap in Kurve zehn aus und musste sich anschließend zu den Feierlichkeiten im Parc Ferme schieben lassen. "Es war etwas am Limit", gesteht Bagnaia. Aber: "Um die Bedingungen vor dem Rennstart besser verstehen zu können, war das wichtig und auch die richtige Entscheidung."
In der Startphase konnte Bagnaia so nämlich das größte Risiko gehen. Er übernahm noch vor Kurve eins die Führung und hielt diese in den ersten beiden Runden auch. Dann zog in Turn 5 jedoch Pedro Acosta vorbei und war im Anschluss nicht mehr zu überholen - aufgrund der geringen verfügbaren Motorleistung. "Es war unmöglich, ihm nahe zu kommen", beschreibt Bagnaia die Rennmitte. Dass seine riskante Sprit-Strategie aufging, lag also auch zu großen Teilen an Acostas folgenschwerem Fehler in Runde neun. "Er wurde zum Schluss aber auch etwas langsamer. Ich denke, dass ich da stärker gewesen wäre", will Bagnaia einen Sieg ohne Mithilfe des GasGas-Rookies nicht völlig abschreiben, "aber wir werden es nicht mehr herausfinden, ob es tatsächlich gereicht hätte."

Nach Sprintsieg: Francesco Bagnaia auch im Japan-GP Favorit
Vielmehr lautet die große Frage nun natürlich: Gelingt dem amtierenden MotoGP-Weltmeister am Sonntag das Doppel oder kann Polesitter Acosta zurückschlagen? "Ich bin zuversichtlich", kommentiert Bagnaia und nimmt die Favoritenrolle somit auf sich. Mit einer Spazierfahrt zum ersten GP-Sieg in Japan rechnet er allerdings nicht. Durch das nasse FP1 vom Freitag fehlen einige Daten, die das Rennen auf gewisse Art und Weise eine Fahrt ins Unbekannte werden lassen. "Es wird nicht einfach, den richtigen Hinterreifen zu wählen. Am Freitag konnten wir nur acht Runden mit dem Medium fahren", weiß Bagnaia und legt deshalb großen Wert auf einen guten Start in den Sonntag: "Das Warm Up wird sehr wichtig werden."
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