Ganze 9,816 Sekunden Vorsprung drückte Marc Marquez dem restlichen MotoGP-Feld beim Argentinien-Grand-Prix 2019 auf, obwohl er bereits einige Meter vor der Ziellinie vom Gas gegangen war, um seinen ersten Saisonsieg zu zelebrieren. Es war nichts weniger als eine der dominantesten Vorstellungen der modernen MotoGP-Geschichte - und bis zum Freitag tatsächlich auch das letzte Mal, dass Marquez im Autodromo Termas de Rio Hondo seine Runden drehte.

Denn 2020 und 2021 fuhr die MotoGP aufgrund der Covid-19-Pandemie nicht in Südamerika, 2022 und 2023 fehlte Marquez selbst jeweils verletzt und als er 2024 wieder fit gewesen wäre, musste der Argentinien-GP aufgrund finanzpolitischer Schwierigkeiten bekanntlich abgesagt werden. So mussten 2.175 Tage vergehen, ehe der MotoGP-Superstar auf eine seiner absoluten Lieblingsstrecken zurückkehren konnte. Selbst fünf Jahre Zwangstrennung konnten der Romanze zwischen Fahrer und Kurs jedoch nichts ab: Marc Marquez und Termas de Rio Hondo, das passt noch immer!

Marc Marquez fliegt zur Tagesbestzeit in Argentinien

Bestzeit in beiden Trainings, dazu ein neuer Rundenrekord. Wie schon beim Saisonstart vor zwei Wochen in Buriram führte auch am Trainingsfreitag in Argentinien kein Weg an der Startnummer 93 vorbei. "Es ist schön, das Wochenende so zu starten", freute sich Marquez am Freitag im Interview bei 'MotoGP.com' dann auch zurecht. Von einem gänzlich unbeschwerten Tag wollte er jedoch nichts wissen: "In FP1 hatte ich Probleme, erst im FP2 [Training, Anm.] wurde ich deutlich besser."

Eine Aussage, die sich beim Blick auf die nackten Zahlen erstmal nur schwer nachvollziehen lässt. Schließlich konnte auch in FP1 schon einzig Johann Zarco mit Marquez mithalten, das restliche Feld lag mehr als zweieinhalb Zehntel zurück. Was das Endklassement jedoch nicht zeigt: Der Ducati-Star brauchte tatsächlich einige Runden, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Erst nach 20 Minuten schob sich Marquez erstmals auf den ersten Platz nach vorne, final innehalten konnte er diesen sogar erst knappe siebeneinhalb Minuten vor Schluss.

"Dafür gibt es einen Grund", weiß Marquez und erklärt: "Ich bin zum ersten Mal mit der Ducati hier gefahren. Wir hatten im Elektronik-Bereich noch kein Basissetup, speziell bei der Motorbremse. Dort bin ich ein bisschen speziell. Von FP1 auf FP2 [Training, Anm.] sind uns jedoch Verbesserungen gelungen. Ich wurde danach konstanter, das Motorrad ausrechenbarer."

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Marc Marquez mahnt: MotoGP-Konkurrenz 2025 nah dran

Die Bestzeit im Training war die logische Folge. Doch geht es so nun auch am Samstag weiter? "Es wird entscheidend, sich schnell an die sich verändernden Streckenbedingungen anzupassen", mahnt der sechsmalige MotoGP-Weltmeister vor einem zu großen Sicherheitsgefühl. Dass er in dieser Disziplin als Meister gilt, war ihm am Freitag egal: "Jede Strecke ist unterschiedlich und irgendwann - wenn man am wenigsten damit rechnet - wird der Tag kommen, an dem ich [mehr als andere, Anm.] leiden muss."

Ob das ausgerechnet in Argentinien passieren wird? Gar nicht mal so unwahrscheinlich! Mit drei GP-Erfolgen aus den Jahren 2014, 2016 und 2019 ist Marquez zwar Rekordsieger, verlor 2015, 2017 und 2018 aus unterschiedlichsten Gründen aber auch schon drei potenzielle Rennsiege. Um ähnliche Dramen in dieser Saison zu verhindern, hätte sich der Spanier daher nach dem Freitag eine (noch) komfortablere Ausgangsposition gewünscht. "Ich hätte gern einen größeren Vorsprung gehabt", verdeutlicht er.

Mit Fabio Di Giannantonio, Alex Marquez, Marco Bezzecchi, Brad Binder und Alex Rins schafften es im Training gleich sechs Piloten, innerhalb von drei Zehnteln Rückstand zu bleiben. 2019 war das nur zwei Fahrern gelungen. Zudem hätte sich laut eigener Aussage auch Francesco Bagnaia ohne seinen Sturz in der Schlussphase in diesem Bereich positionieren können. Das MotoGP-Feld scheint 2025 also tatsächlich etwas näher am Argentinien-Dominator dran zu sein. Ob sie ihn auch schlagen können, wird zu großen Teilen vom Qualifying abhängen. Das weiß auch Marquez selbst: "Heute lief es gut, aber morgen ist der wichtigere Tag."