Stimmungstechnisch hätte die MotoGP am vergangenen Wochenende wohl kaum besser in die neue Saison 2025 starten können. Knapp 225.000 Motorradverrückte Menschen sorgten beim Thailand-Grand-Prix für ausgelassene Partystimmung auf den Rängen des Chang International Circuit und machten zwei Wochen zuvor auch schon den ersten MotoGP-Season-Launch der Geschichte in Bangkok zum vollen Erfolg. Auf die Strecke schwappte die frenetische Stimmung allerdings nicht über, vielmehr erlebte die Motorrad-WM actionarme Auftaktrennen.

Die Herzen der Zuschauer höherschlagen ließ am Sonntag einzig die siebte Runde im MotoGP-Rennen, als sich Marc Marquez plötzlich hinter Bruder Alex zurückfallen ließ. Schnell wurde jedoch klar, dass es sich dabei lediglich um einen taktischen Kniff handelte, um den Luftdruck im Vorderreifen zu erhöhen. Einen echten Kampf um den Sieg erlebte die MotoGP nicht, stattdessen glich das Podium am Sonntag jenem aus dem Sprint und mit Ai Ogura und Franco Morbidelli landeten auch die identischen Fahrer auf den Plätzen vier und fünf, nur diesmal in umgedrehter Reihenfolge.

Marc Marquez mit MotoGP-Taktiktrick: Kopfrechnen in Thailand (07:32 Min.)

MotoGP-Lauf endet: 2025 mal wieder kein Kracher zum Saisonstart

Ein durchaus ungewohntes Bild, war die Königsklasse in den letzten Jahren doch eigentlich immer mit hochspannenden, actionreichen Auftaktrennen verwöhnt worden. 2018 und 2019 gewann Andrea Dovizioso legendäre Duelle gegen Marc Marquez, 2020 ermöglichte Letzterer mit seinem verhängnisvollen Crash in Jerez Fabio Quartararo den Premierensieg in der MotoGP. 2021 zeigte Maverick Vinales mit einer beeindruckenden Aufholjagd auf, 2022 sorgte Enea Bastianini für Freudentränen bei Gresini Racing. 2023 schrieb bereits der chaotische erste MotoGP-Sprint Geschichte, 2024 erlebten wir dann die nächste Runde im neuaufgelegten WM-Duell zwischen Francesco Bagnaia und Jorge Martin sowie das erste Ausrufezeichen von Superrookie Pedro Acosta.

2025 war von all dem jedoch nichts zu sehen, vielmehr waren die vordersten Plätze im Grunde schon nach dem Start bezogen. Einzig im Mittelfeld gab es Bewegung, selbst dort passierte aber verhältnismäßig wenig. Die große Frage: Warum?

Im Thailand-GP passierte auch im Mittelfeld wenig, Foto: IMAGO / Action Plus
Im Thailand-GP passierte auch im Mittelfeld wenig, Foto: IMAGO / Action Plus

Warum wurde der Thailand-GP 2025 zum Langeweiler?

Die Vermutung liegt nahe, dass der zweitägige MotoGP-Test in Buriram am 12. und 13. Februar damit zu tun haben könnte. Dort bekamen die Piloten der Königsklasse schließlich in Summe schon 16 Stunden Streckenzeit zur Verfügung gestellt und konnten sich folglich bestens auf das Auftaktwochenende vorbereiten. "Die Saison auf einer Strecke zu beginnen, auf der du schon getestet hast, macht das Überholen schwieriger. Es wird schwerer, als Fahrer den Unterschied auszumachen, weil jeder ab FP1 schon an der perfekten Stelle bremst. Jeder fährt bereits das perfekte Setup", stimmte während des Thailand-GPs auch Marc Marquez dieser These zu.

Sollte die MotoGP also darüber nachdenken, den ersten Grand Prix des Jahres auf einer Strecke zu veranstalten, auf der zuvor nicht schon getestet wurde? "Ja!", bezog Pedro Acosta nach dem Sprint am Samstag klare Kante. "Ja, weil wir alle hierherkommen und sämtliche Setup-Arbeit und schon erledigt haben. Jeder Fahrer weiß genau, was er braucht [um schnell zu sein, Anm.]", argumentierte er und meinte deshalb: "Für mich wird Argentinien der erste echte Grand Prix sein. Dort sehen wir, wo wir wirklich alle stehen."

Die Stimmung im Fahrerlager scheint also klar, doch wird sich 2026 etwas ändern? Acosta macht sich keine großen Hoffnungen. "Diese Weltmeisterschaft ist nicht günstig und irgendwo müssen wir ja Geld sparen", erkannte der KTM-Pilot. Marc Marquez stimmte zu: "Letztlich müssen wir verstehen, dass es dabei um das Geld geht. Es ist deutlich besser für die Teams, speziell die Kundenteams, auf der gleichen Strecke zu testen und das erste Rennen zu fahren. Das ist eine große [finanzielle, Anm.] Hilfe für sie."

Es ist also nicht davon auszugehen, dass die MotoGP den letzten Wintertest auf einer anderen Rennstrecke abhalten wird. Und zur Wahrheit gehört an dieser Stelle auch, dass die Königsklasse auch in den letzten Jahren (fast) immer auf dem Kurs getestet hatte, auf dem kurze Zeit später dann auch das erste Rennen stattfand. 2024 wurde etwa in Katar getestet, 2023 in Portimao, 2021 in Katar, 2020 in Jerez und zwischen 2019 und 2015 wieder jeweils in Katar. Einzig 2022 wurde nicht in Katar getestet, sondern in Sepang und in Mandalika, das damals neu in den MotoGP-Rennkalender rückte.

MotoGP kämpft 2025 mit weiteren Problemen

Den langweiligen Saisonstart einzig auf den Buriram-Test zu schieben, wäre also falsch. Stattdessen müssen die Probleme weitere Ursachen haben. Dazu könnte zählen, dass der Chang International Circuit schon immer eine Ducati-Strecke war und mit Marc Marquez der vermeintlich beste Fahrer im Feld nun auch erstmals seit vielen Jahren wieder auf dem besten Motorrad im Feld saß. Außerdem kämpft die MotoGP aufgrund der komplizierten Aero-Anbauten an den Bikes und überhitzenden Vorderreifen ohnehin seit Jahren mit statischem Racing. Durch die Verschiebung des Thailand-GP in den März und den damit verbundenen, rekordverdächtig hohen Temperaturen dürfte dieses Problem in Sprint und GP noch zusätzlich verstärkt worden sein.

Abhilfe könnte 2026 ein neuer Vorderreifen von Michelin sorgen. Warum das neue Gummi nicht schon - wie ursprünglich geplant - 2025 zum Einsatz kam, erfahrt ihr hier: