1. War Nico Hülkenberg schuld am Startunfall?
Nach dem starken Sprint ging für Nico Hülkenberg überhaupt nichts mehr. Nach einem Technik-Fauxpas im Qualifying flog er im Rennen gleich zweimal ab. Der Haas-Pilot versuchte, das Qualifying mit zu viel Risiko auszubügeln. In Kurve 1 kollidierte er mit Esteban Ocon und Franco Colapinto. Bestraft wurde niemand dafür. Tatsächlich aber war es Hülkenberg, der die Kettenreaktion auslöste.
Der Deutsche war sich selbst nicht sicher, ob er getroffen wurde und dadurch die Kontrolle über sein Formel-1-Auto verloren hatte. Die Aufnahmen zeigen aber klar, dass er nicht berührt wurde. Hülkenberg startete als einziger Fahrer auf den harten Pneus und hatte den Grip nach dem Start falsch eingeschätzt.
2. Warum ist Max Verstappen sauer auf George Russell?
"Ich habe jeglichen Respekt für ihn verloren", sagte Max Verstappen nach seinem Sieg beim Katar GP 2024 über George Russell. Dabei kamen sich die beiden im Rennen gar nicht wirklich nah. Verstappen ging am Start vorbei, danach sah er Russell nie wieder. Der Ärger ist der Strafversetzung vom Vorabend geschuldet. Russell fühlte sich im Qualifying von Verstappen behindert und schwärzte ihn bei den Stewards an. "Noch nie habe ich jemanden gesehen, der so versessen darauf war, dem anderen eine reinzuwürgen", so Verstappen. Der Weltmeister verlor dadurch die Pole und musste von Platz zwei starten.
3. Wie erklärt die FIA das lange Warten auf das Safety-Car?
Der Spiegel von Alexander Albon lag Rundenlang am Ende der Start- und Zielgeraden, ehe Valtteri Bottas über das Teil fuhr und es in seine Einzelteile zerlegte. Erst dann schickte Rennleiter Rui Marques das Safety-Car auf die Strecke. Zu spät? "Es ist normal, dass es kein Safety-Car gibt, wenn es nur wenig Trümmer auf der Strecke sind und sie neben der Ideallinie liegen", heißt es in einem Statement der FIA. "VSC wäre keine Lösung gewesen, weil das Feld zu stark auseinandergezogen war und es keine ausreichende Lücke für die Marshalls gab, das Teil einzusammeln", heißt es vom Weltverband weiter.
Tatsächlich aber lag das Teil nicht irgendwo, sondern am einzigen Überholspot der gesamten Strecke. Die FIA weiß wohl selbst, dass hier nicht optimal reagiert wurde. Das Ende ihres Statements klingt schon fast selbstkritisch: "Die FIA überprüft ständig ihre Methoden und Prozesse und wird das spezifische Szenario weiter analysieren und mit den Teams besprechen, um zu sehen, ob in Zukunft anders vorgegangen werden muss."
4. Warum gab es zwei Reifenschäden?
Nur wenige Sekunden nachdem Valtteri Bottas aus einem Trümmerteil tausende gemacht hatte, erlitten Carlos Sainz und Lewis Hamilton Reifenschäden. Zufall? Wahrscheinlich schon. Pirelli hatte damit gerechnet, dass die Piloten spätestens gegen Runde 24 zum Reifenwechsel kommen müssen. Weil der harte Reifen aber so schlecht performte, zögerten fast alle Piloten ihren Boxenstopp hinaus. Pirelli hatte gewarnt, dass die Reifen ans Ende ihrer Lebensdauer kommen würden, weil sich kein Gummi mehr auf der Lauffläche befand. Ein mögliches Safety-Car wegen der Trümmerteile ließ die Piloten zusätzlich warten.
Wenn sich kaum mehr Gummi auf der Lauffläche befindet, können schon kleinste Trümmerteile einen Reifenschaden verursachen. Tatsächlich aber berichteten sowohl Sainz als auch Hamilton schon unmittelbar, bevor sie durch das Trümmerfeld fuhren, vom Schaden. Dass beide Schäden vorne links auftraten, zeigt ebenfalls, dass es sich vor allem um Verschleiß-Schäden handelte. Jener Reifen wird auf dem Lusail International Circuit am stärksten belastet.
5. Was passierte mit Sergio Perez?
Sergio Perez fuhr nach langer Zeit wieder einmal ein ordentliches Rennen. Beim zweiten Safety-Car-Restart aber schmiss er alles weg. Auf Platz fünf liegend drehte er sich beim Aufwärmen der Reifen. Als er seinen Red Bull RB20 wieder in Fahrtrichtung stellen wollte, brannte er die Kupplung durch.
6. Woher kam die Aufregung rund um Esteban Ocon nach dem Rennen?
Esteban Ocon fiel am Start Nico Hülkenberg zum Opfer. Bei seinen Interviews nach dem Aus bedankte sich der Franzose auffallend ausführlich bei seinem Team. Das ließ schnell Spekulationen aufkommen, es könnte das letzte Rennen für Ocon bei Alpine gewesen sein. Tatsächlich wurde zwischen den Zeilen noch am gleichen Abend bestätigt, dass Ocon in Abu Dhabi nicht mehr fährt und stattdessen Jack Doohan sein vorgezogenes Formel-1-Debüt geben darf. Am Montagmorgen folgte die offizielle Bestätigung via Pressemitteilung. Ocon muss sein Cockpit vorzeitig räumen, erhält dafür aber die Freigabe, nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi schon für seinen neuen Arbeitgeber Haas zu testen.
7. Warum fiel George Russell so weit zurück - und wofür kassierte er eine Strafe?
Pole-Setter George Russell verlor am Start gleich zwei Positionen und fuhr nur noch auf Position drei. Im Sprint am Samstag und im darauffolgenden Qualifying war der Brite vermutlich der schnellste Pilot, im Grand Prix ging trotz gleicher Bedingungen gar nichts mehr. Mercedes vermutete, sich mit dem Frontflügel verkalkuliert zu haben, weshalb Russell und Hamilton starkes Untersteuern hatten.
Deshalb holte man Russell als ersten Piloten zum etatmäßigen Boxenstopp. Nach Problemen beim Reifenwechsel fiel der Brite weit zurück. Auf den harten Reifen tat er sich noch schwerer und kam nicht einmal an Fernando Alonso vorbei. Am Ende kassierte er noch eine Fünf-Sekunden-Strafe, weil er hinter dem Safety-Car mehr als die erlaubten zehn Fahrzeuglängen Abstand gehalten hat. Solche Strafen sprechen die Stewards nur in extremen Fällen aus. Laut Urteil hatte Russell sogar mehr als 125 Meter, also deutlich mehr als 20 Fahrzeuglängen Abstand gehalten.
8. Wieso fiel die Strafe gegen Lando Norris so hart aus?
Lando Norris hätte den Katar GP gewinnen können. Das gesamte Rennen über fuhr er fast im Getriebe von Max Verstappen. Doch eine 10-Sekunden Stop-and-Go-Strafe warfen ihn von Platz zwei ans Ende des Feldes. Als der Spiegel auf der Strecke lag, gab es immer wieder kurze Phasen mit Doppel-Gelb an dieser Stelle. Während Verstappen sichtlich verlangsamte, fuhr Norris mit Vollgas durch die Gefahrenstelle.
Auch wenn das Urteil hart klingt, es ist unumstritten. "Ich habe es versaut", gestand Norris selbst ein. Auch McLaren-Teamchef Andrea Stella zweifelte das Vergehen nicht an, findet das Strafmaß aber völlig überzogen. Die FIA verteidigt das Urteil ihrer Stewards: "Die Strafe steht im Einklang mit den Richtlinien, die den Teams am 19. Februar 2024 zugestellt wurden. Verstoß gegen Doppelt Gelb wird als schwerwiegende Beeinträchtigung der Sicherheit angesehen, weshalb solche Verstöße mit einer so hohen Strafe belegt werden."
9. Was ging bei Lewis Hamilton eigentlich nicht schief?
Lewis Hamilton erlebte in Katar das nächste Katastrophen-Rennen. Wie Teamkollege Russell fiel er am Start zurück. Grund war ein Fehlstart, den Hamilton noch zu korrigieren versuchte. Für den Fehlstart kassierte er schließlich noch eine 5-Sekunden-Strafe. In Runde 35 erlitt Hamilton den Reifenschaden, der ihn noch weiter zurückwarf.
Später erhielt Lewis auch noch eine Durchfahrtsstrafe, weil er hinter dem Safety-Car den Geschwindigkeitsbegrenzer in der Boxengasse nicht aktivierte. Die Strafe fiel so hart aus, weil er das Geschwindigkeitslimit um satte 12,5 km/h überschritten hatte. Hamilton wurde nur nicht Letzter, weil bei Yuki Tsunoda, Liam Lawson und Alexander Albon die Soft-Reifen am Ende komplett eingingen. Insofern: Die Reifenwahl beim Boxenstopp war so ziemlich das einzige, das beim Rekordsieger der Formel 1 nicht schief ging.
10. Wie kam Pierre Gasly auf Rang 5?
Vor dem Chaos und den Boxenstopps lag Pierre Gasly auf Rang zehn hinter Kevin Magnussen. Der Haas-Pilot kam schon in Runde 27 zum Stopp. Es könnte das Todesurteil für Haas im Kampf in der Konstrukteurswertung mit Alpine gewesen sein. Denn Gasly blieb draußen, bis das Safety-Car kam. Durch die Reifenschäden bei Hamilton und Sainz gewann er zwei Plätze, durch den Perez-Abflug und die Norris-Strafe noch einmal jeweils einen Platz.
11. Wieso gab es Verwirrung beim zweiten Safety-Car-Restart?
Dreimal musste Bernd Mayländer beim Katar GP ausrücken. Bei seinem zweiten Einsatz gab es aber Probleme mit der Lichtanlage. Obwohl die Rennleitung das Safety-Car reinholte, blieb das Licht auf dem AMG GTR Black Series an. Dadurch konnte Verstappen den Restart nicht richtig timen, weil er eigentlich erst Abstand halten darf, sobald die Lichter aus sind. Die Rennleitung bemerkte das Problem und informierte die Teams darüber. Die Verwirrung war da aber schon perfekt. Vor dem nächsten Einsatz des Safety-Cars wechselte Bernd Mayländer in das Ersatzauto.
12. Worüber fluchte Fernando Alonso im Rennen?
"Ich kann es verdammt nochmal nicht glauben. Zwei Jahre mit dem gleichen verdammten Problem auf den Geraden", funkte Fernando Alonso im Rennen. Doch was brachte den Maestro so auf? Alonso klärte später selbst auf: "Es ist nicht das erste Mal, dass uns in der ersten Runde des Rennens oder nach dem Safety-Car die Höchstgeschwindigkeit fehlt. Ich glaube, das Auto ist verwirrt, weil es immer noch denkt, dass wir hinter dem Safety-Car sind, so dass wir die Energie in der letzten Kurve bei grüner Flagge nicht richtig einsetzen." Teamchef Mike Krack wollte aber kein prinzipielles Problem mit dem Energiemanagement erkannt haben. Aston Martin untersucht den Fall.
13. Wie schaffte Sauber das Punkte-Wunder?
Das gesamte Wochenende konnte man sehen, dass Sauber einen Schritt gemacht hat. Doch ganz ohne fremde Hilfe hätte es auch in Katar nicht für die ersten Punkte in der Formel-1-Saison 2024 gereicht. Zhou Guanyu profitierte vom zweiten Safety-Car, weil er seinen Stopp noch nicht absolviert hatte. So kam er an Kevin Magnussen vorbei. Dazu kamen Pech und Unvermögen bei Norris, Hamilton und Perez. So landete der Chinese schließlich auf Platz acht.
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