Eigentlich überrascht es fast, dass es so lange gedauert hat. Schließlich vereinen Marc Marquez und Alex Marquez nicht nur die gemeinsamen Eltern, sondern auch zehn MotoGP-Weltmeisterschaften. Am fahrerischen Talent der beiden Spanier kann es also keine Zweifel geben. Und doch dauerte es bis zum vergangenen Sonntag und dem Thailand-Grand-Prix 2025, ehe der historische erste Doppelsieg eines Bruderpaares in der Königsklasse der Motorrad-WM endlich Realität wurde.
Marquez-Brüder wiederholen historischen Schumacher-Triumph
Ganze 59 gemeinsame GP-Starts hatten die Marquez-Brüder zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Buckel, scheiterten insgesamt also 58-mal an der Mission Doppelsieg. Damit waren sie zwar schneller als die Schumacher-Brüder Michael und Ralf, die ihren historischen Doppelsieg in der Formel 1 erst im 67. Anlauf beim Kanada-GP 2001 feierten, benötigten aber mehr Zeit. Die Schumachers erzielten ihren Doppelsieg 1.554 Tage nach dem ersten gemeinsamen GP-Start im Jahr 1997, die Marquez-Brüder erst 1.686 Tage nach dem gemeinsamen GP-Debüt 2020 in Jerez.
Wie das möglich ist? Ganz einfach: Speziell Marc Marquez war seit jenem Spanien-GP vom Verletzungspech verfolgt, aber auch Alex Marquez musste 2023 mal drei Rennen verletzt zusehen. Insgesamt ging bei 34 der 93 möglichen gemeinsamen Grands Prix einer der beiden Söhne von Julia Marquez nicht an den Start. Bei den Schumachers fehlte zwischen 1997 und 2001 nur Michael in der Saison 1999 insgesamt sieben Grands Prix mit gebrochenem Bein.
Nach MotoGP-Doppelsieg: Marquez-Familie im Land der Träume
Umso größer war am Sonntag die Freude im Hause Marquez aber natürlich, dass es nach vier Jahren und neun Monaten endlich geklappt hatte. "Ich glaube, ich träume", tat sich Marc Marquez selbst eine Stunde nach Zieldurchfahrt in der Pressekonferenz noch schwer zu begreifen, was gerade passiert war. "Wir sind hier in der MotoGP, mehr geht nicht. Dieses Wochenende werden wir nie vergessen. Es ist unglaublich. Wir sind Erster und Zweiter in der Weltmeisterschaft … ich kann mir gar nicht vorstellen, wie sich mein Vater und meine Mutter gerade fühlen müssen. Oder meine Großeltern, die von oben runterschauen. Das sind unglaubliche Emotionen."

"Ich kann gar nicht viel mehr sagen, das ist ein Traum", fand auch Alex Marquez ähnliche Worte und nahm die Familie anschließend direkt in die Pflicht: "Wir müssen jetzt hart arbeiten, dass wir diesen Traum noch länger leben können. Dafür werden wir unser Bestes geben. Aber es ist natürlich wundervoll, dass sich all die harte Arbeit der letzten Jahre auszahlt. Es ist toll, jetzt diese Ergebnisse zu sehen. Das werden wir gemeinsam feiern."
Familienglück aufs Spiel gesetzt? Marc Marquez: Alles unter Kontrolle!
Zeit hat die Marquez-Familie dafür genug, steht das nächste MotoGP-Event doch erst in zwei Wochen in Termas de Rio Hondo (14. - 16.03.) an. Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Es brauchte am Sonntag nicht viel, um aus dem Traum einen Albtraum zu machen. In den finalen Runden des Thailand-GP wollte Marc Marquez schließlich unbedingt wieder in Führung gehen und hatte daher die schwierige Aufgabe, den eigenen Bruder möglichst sauber überholen zu müssen. Kaum vorstellbar was passiert wäre, wenn das Überholmanöver des sechsmaligen MotoGP-Weltmeisters schiefgegangen wäre. "Ich weiß nicht, wie wir dann noch am gleichen Tisch zu Mittag hätten essen sollen", war sich der 32-Jährige der Gefahr seines Handelns auch selbst bewusst.
Von einem Überholversuch abhalten lassen wollte er sich dadurch allerdings nicht. "Ich meine, letztlich sind hier in einem Wettbewerb. Du kämpfst nicht nur gegen deinen Bruder oder deinen Teamkollegen", begründet der Ducati-Pilot und weiß: "Außerdem versuchst du sowieso, auf saubere Art und Weise zu überholen und keine Fehler zu machen, egal gegen wen du fährst. Manchmal bist du am Limit und kannst es nicht verhindern. Heute hatte ich aber das Glück, dass ich das Risiko kontrollieren konnte, weil ich mehr Pace hatte."
Marc Marquez sicher: Nicht das letzte MotoGP-Duell mit Alex
Eine Aussage, die Alex Marquez nicht gerne gehört haben dürfte. Schließlich war der jüngere Marquez-Bruder nur drei Runden und eine Kurve von seinem ersten Grand-Prix-Sieg in der MotoGP entfernt. Bei aller berechtigten Hoffnung auf den Premierenerfolg wusste die Startnummer 73 allerdings auch realistisch einzuordnen: "Als er mich überholt hat, habe ich schon nach zwei Kurven realisiert, dass ich ihm nicht weiter folgen können werde. Ich habe dann nur noch versucht, das Rennen bis zum Ende zu kontrollieren und Pecco [Bagnaia] hinter mir zu halten."
Der erste MotoGP-Triumph des Gresini-Fahrers lässt also noch auf sich warten, scheint nun aber nur noch eine Frage der Zeit. "Ich bin extrem glücklich mit meinem Rennen. Das sind die Rennen, die dir extrem viel Erfahrung bringen und dich einen Schritt besser machen als Rennfahrer", sagt Alex Marquez und auch sein älterer Bruder rechnet damit, dass die beiden in Zukunft noch häufiger um Rennsiege kämpfen werden - auch, weil der historische erste Triumph nun endlich aus dem Weg geräumt ist. "Ich denke, dass er mich noch häufiger schlagen wird", verkündete Marc Marquez bereits nach dem Training am Freitag. "Alex wird sein Rennen gewinnen, da bin ich mir sicher."
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