Im Laufe der Saison 2023 schmiedete Marc Marquez einen Plan, der in diesem Jahr zur Vollendung kommen soll. Er entschied sich damals dazu, das Repsol-Honda-Team nach elf gemeinsamen Saisons zu verlassen. Vom erfolgreichsten Rennstall der MotoGP-Geschichte wechselte er zum kleinen Kundenteam Gresini. Von Beginn an war klar: Es wird nur eine Zwischenstation sein.
Marc Marquez wollte in das Ducati-Werksteam, ein Jahr mit massiven Verdiensteinbußen und auf der Vorjahresmaschine bei Gresini war ein Preis, den er bereit war zu zahlen. Der Poker ging auf, Anfang Juni gab Ducati bekannt, dass Marquez zusammen mit Francesco Bagnaia die Fahrerpaarung im Factory-Rennstall für 2025 bilden würde. Das Duo kommt gemeinsam auf elf Weltmeistertitel.
Der MotoGP schien somit in der neuen Saison ein echtes Gigantenduell im Ducati-Lager garantiert. Garniert würde dieses mit dem amtierenden Weltmeister Jorge Martin, der nach der Nichtberücksichtigung durch Ducati bei seinem neuen Arbeitgeber Aprilia auf Rache aus ist. Geplatzt sind die Träume von einer MotoGP-Saison für die Ewigkeit zwar noch nicht, Marc Marquez hat die MotoGP aber beim Auftakt in Thailand einem gehörigen Reality-Check unterzogen.
Marc Marquez gewinnt, obwohl er nicht am Limit ist
Titelverteidiger Martin verbringt seine Tage nach der zweiten Verletzung des Jahres derzeit beim Physiotherapeuten anstatt in der Aprilia-Garage. Und den Rest des Feldes kontrollierte Marquez am Chang International Circuit nach Belieben. Er verzeichnete keinen Sturz und auch etwaige Schreckmomente waren die absolute Ausnahme - ein Zeichen, dass der Mann mit der Startnummer 93 bei weitem nicht am Limit operierte. Im Sprint diktierte er vom Start bis ins Ziel das Tempo, im Grand Prix zeigte er eine taktische Meisterleistung und wäre ohne seine Reifendruckprobleme wohl Kreise um seine Rivalen gefahren.
Ein echter Warnruf an seine Gegner: Marquez' Herrschaft über die MotoGP mag in den vergangenen Jahren auf Eis gelegen sein, zu Ende ist sie aber noch lange nicht. Im reifen Rennfahreralter von 32 Jahren und nach unzähligen Stürzen ist Marquez zwar gezeichnet, kann auf dem Motorrad aber wieder sein volles Potenzial abrufen.
2025 die ultimative Härteprobe für die Konkurrenz: Bagnaia und Martin gefordert wie nie
Das ermöglicht ihm auch sein diesjähriges Arbeitsgerät, die Ducati Desmosedici GP25. Sie scheint ihm wie auf den Leib geschneidert. Beobachtet man Marquez auf der Strecke, ist das kein Vergleich zu seinem letztjährigen Stil auf der GP23, die ihn oft regelrecht steif und ungelenk wirken ließ. Nun sitzt Marquez auf dem zweifellos besten Motorrad der Königsklasse. Ein Privileg, das er seit vielen Jahren nicht mehr genießen durfte.
Ist die MotoGP-Weltmeisterschaft 2025 damit schon nach dem ersten Rennwochenende des Jahres entschieden? Natürlich nicht. 21 Sprints und 21 Grands Prix stehen noch aus. Es wäre nicht die MotoGP, würde sie bis November nicht noch einige verrückte Wendungen für uns bereithalten. Marquez ist aktuell fit, doch bei seiner Verletzungshistorie könnte jeder schwere Crash auch sein Karriereende bedeuten. Bleibt er 2025 aber gesund, ist eines klar: Bagnaia, Martin und Co. werden einem echten Härtetest unterzogen. Sie müssen zeigen, dass ihre Titel und Siege der vergangenen Jahre nicht nur einem verletzten und mit unterlegenem Material konfrontierten Klassenprimus geschuldet waren. Menschen wachsen ja bekanntlich mit ihren Aufgaben. Und Marc Marquez in dieser Form ist definitiv die schwierigste Aufgabe, die sich einem MotoGP-Fahrer stellen kann.
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