Fernando Alonso bewies beim Großen Preis von Singapur einmal mehr seine herausragenden Qualitäten als Formel-1-Fahrer. Während sein Teamkollege Lance Stroll sich mit dem 14. Platz begnügen musste, erreichte Alonso Rang 8. Als 'Best of the Rest' brachte er Aston Martin somit erneut zumindest vier Pünktchen nach Hause. Doch die Freude des Spaniers darüber hielt sich in Grenzen. Trotz der soliden Platzierung ließ er nach dem Rennen kein gutes Haar an der Performance seines AMR24. Das Ergebnis zehre allein vom starken Qualifying und einer gelungenen Strategie.

"Wir sollten auf Platz 15 und 16 sein", schlägt Alonso Alarm. Er sieht Aston Martin in Singapur nur noch als achtschnellstes Team im Formel-1-Feld. Besser abgeschnitten habe Alonso nur, weil er alles aus dem Auto herausholte: "Wir stehen auf Platz acht, zwei Sekunden hinter einem Ferrari. Mehr konnte ich nicht machen. Das ist schon besser, als wir es uns hätten erträumen können."

Die Überraschung angesichts der übertroffenen Singapur-Erwartungen ist auch Teamchef Mike Krack anzumerken: "Wir haben unsere Zahlen und nehmen vor dem Rennen Einschätzungen vor. Keine unserer Simulationen hat vorhergesagt, dass wir dort landen würden, wo wir gelandet sind. Wir haben heute gute Entscheidungen getroffen, uns nicht von anderen ablenken lassen und gut gemanagt. Das hat gereicht, um die Position zu halten."

Fernando Alonso fährt Undercut-Strategie gegen Nico Hülkenberg

Während des Formel-1-Rennens in Singapur verärgerte Alonso auf dem ersten Stint zunächst Charles Leclerc, der lange hinter ihm verzweifelte. Auf dem kurvenreichen Stadtkurs machte sich der erfahrene Rennfahrer schlicht und einfach breit, sodass für den Ferrari kein Vorbeikommen war. Doch bis zum Schluss konnte Alonso seine siebte Position vor den beiden Ferraris nicht verteidigen. Das Tempo, das Leclerc und Sainz gehen konnten, war zu schnell. "Mein Rennen lief nicht gegen sie. Sie hätten das Rennen wahrscheinlich gewinnen müssen, weil ihr Auto an diesem Wochenende das schnellste war", meint Alonso über Ferrari.

Fernando Alonso vor Charles Leclerc beim Großen Preis von Singapur 2024
Fernando Alonso sorgte für Ferrari-Frustration, Foto: LAT Images

Der Spanier hingegen war in der Anfangsphase des Rennens hinter Nico Hülkenberg gefangen. Mithilfe einer cleveren Undercut-Strategie konnte er ihn überlisten. In Runde 25 war es schließlich so weit: Fernando Alonso kam an die Box. Zu diesem Zeitpunkt lag er eine Sekunde hinter Hülkenberg. Dieser wiederum stoppte erst in Runde 29. Bis dahin konnte Alonso bereits einen Vorsprung von über fünf Sekunden auf seinen direkten Konkurrenten rausfahren. "Es war eine gute Strategie des Teams", lobt Alonso. "Wir lagen hinter Nico und haben den Undercut probiert, indem wir ein paar Runden früher gestoppt haben. Wir haben es geschafft, ihn zu überholen. Der achte Platz war meiner Ansicht nach das Maximum."

Alonso und Krack einig: Aston Martin muss Rückstand in der Formel 1 wieder aufholen!

"Das sind wieder gute Punkte, aber das Auto hatte keine großartige Pace und war das ganze Wochenende über schwer zu fahren", ist es dem Aston-Martin-Piloten noch einmal wichtig, klarzustellen. Noch dazu wurde er in der letzten Runde vom Führenden überrundet, was den enormen Rückstand auf das vordere Feld in aller Deutlichkeit aufzeigt. "Wir müssen Performance im Auto finden", weist Alonso deshalb an. "Denn wir haben gegenüber den Top-Teams an Boden verloren."

Die Hoffnungen auf eine Rückkehr zur starken Form vom Saisonbeginn schwinden. Der Teamchef von Aston Martin gibt unumwunden zu: "Unser Ziel war es, die Lücke zu den vier Top-Teams zu schließen. Wir wussten, dass wir am Beginn der Saison fünftschnellstes Team waren und wollten aufholen. Aber wir haben es nicht geschafft. Stattdessen haben andere Teams mehr aufgeholt. Das ist die Realität, die wir verstehen und angehen müssen."

Dabei ist Aston Martin seit der Sommerpause zumindest nach wie vor fünftbestes Team, was die Punkteausbeute angeht. Ergebnistechnisch haben sie sich auf dem WM-Wertungspapier nicht verschlechtert. Warum also diese Schwarzmalerei? Fernando Alonso erklärt: "Die letzten beiden Kurse waren Straßenkurse. Wir haben gute Qualifyings gehabt und im Rennen war es schwierig zu überholen. Daher konnten wir diese Positionen im Rennen festigen. Aber das darf nicht über die mangelnde Performance hinwegtäuschen, die wir an den letzten Wochenenden sahen."

Das Team sei sich bewusst, dass nicht das Fahrzeug performt, sondern dass sie nur noch Punkte sammeln, weil sie in der Umsetzung auf der Strecke abliefern. So gilt seiner Meinung nach auch für Singapur: "Wir hatten einfach Glück, Punkte zu holen. Es hätte auch Platz 15 werden können."

Eine Randnotiz des Rennens wurde im Nachgang noch zu einem Mini-Skandal: Daniel Ricciardo schnappte Lando Norris am Ende den Punkt für die schnellste Runde weg und leistete Max Verstappen WM-Hilfe. Ist die Kooperation zwischen Red Bull und Racing Bulls unfair? Das sowie die weiteren brennenden Themen des Singapur-GP analysiert Christian im Video:

Racing Bulls greifen in WM ein! Unsportliche Verstappen-Hilfe? (14:32 Min.)