Mit einem Sieg beim Las Vegas Grand Prix hätte Lando Norris die WM-Entscheidung vertagen können, doch von P1 war McLaren in der Glückspielmetropole weit entfernt. Das Team scheiterte am eigenen Auto und musste Max Verstappen zum vierten WM-Titel gratulieren.
"Es war ein passables Rennen, aber wir hatten keine Pace im Auto und erlebten schwierige, herausfordernde Bedingungen", zieht Lando Norris Resümee. Beim Vegas-GP erreichte er nur den sechsten Platz, wodurch sich Max Verstappen zwei Rennen vor Saisonende zum Weltmeister kürte. "Es war einfach nicht unser Wochenende, wir haben uns sehr schwer getan", bedauert Norris. "Es ist klar, dass wir eine Menge Dinge am Auto für die Zukunft verbessern müssen."
Obwohl die Fahrer-WM 2024 für Norris gelaufen ist, befindet sich McLaren noch mitten im Titelkampf. Das Papaya-Team führt zwar derzeit die Konstrukteurs-WM an, doch mit P6 und P7 in Las Vegas schmolz der Vorsprung auf die Konkurrenz. Nun fehlen Ferrari nur noch 24 Punkte auf die Spitze. Deutlich knapper wäre es noch gewesen, hätte Mercedes nicht zur Schadensbegrenzung beigetragen. Die Silberpfeile sicherten sich beim Nachtrennen auf dem Strip einen Doppelsieg und verhinderten so eine mächtige Ferrari-Aufholjagd.
"Daran denke ich nicht, ich denke daran, wie schlecht unser Auto war", so Norris zur Mercedes-Performance. "Das ist es, was mich beunruhigt. Nicht die Stärke von Mercedes, sondern wie schlecht wir das ganze Wochenende waren." Der Las Vegas Strip Circuit zeigte eine Schwäche von McLaren auf, die Norris schon jahrelang ein Dorn im Auge ist.
Lando Norris kritisiert langjähriges McLaren-Defizit
"Das Auto war zu schwierig zu fahren, es funktioniert unter diesen Bedingungen nicht", klagt der Brite. "Auf anderen Strecken mit ähnlichen Bedingungen hat es auch nicht funktioniert, aber wir konnten mehr herausholen. An diesem Wochenende hätte ich nicht mehr herausholen können, auch wenn ich das Gefühl habe, dass ich ziemlich gut gefahren bin. Wenn ich es versucht hätte, wäre ich wahrscheinlich in einer Mauer gelandet."

McLaren hat auf Strecken wie in Las Vegas mit übermäßigem Graining an den Vorderreifen zu kämpfen, was die Performance des Autos beeinträchtigt. "Das Frontgraining ist schon seit sechs Jahren eine Beschwerde von mir, und wir haben es immer noch nicht geschafft, das auszubügeln und genug aus unserem Auto herauszuholen", kritisiert Norris. "Auf einigen Strecken, die eher hecklastig sind, treten diese Probleme nicht auf, aber wir waren immer eines der schlechtesten Teams, was das Frontgraining angeht. Hier haben wir es nicht in den Griff bekommen. Die Probleme waren viel zu groß."
Oscar Piastri: Grand Prix in Las Vegas schlimmer als erwartet
Oscar Piastri, der nach einem Fehlstart auf P7 landete, unterstreicht die Beschwerden seines Teamkollegen. "Es war ein sehr schwieriger Abend", fasst der Australier den Vegas-GP aus seiner Sicht zusammen. "Wir hatten mit den Reifen zu kämpfen, also gibt es definitiv einige Dinge, die wir uns ansehen müssen. Ich glaube nicht, dass wir uns viel mehr erhofft haben, als wir ins Ziel gebracht haben, aber natürlich war der Rückstand etwas enttäuschend."
Obwohl das Frontgraining ein bekanntes Problem bei McLaren ist, wurde das Team dennoch vom hohen Ausmaß überrascht. "Das Rennen war schwieriger als ich erwartet hatte", gibt Piastri zu. "Wir wussten, dass es mit dem Graining schwierig werden würde, aber es war viel schlimmer als ich befürchtet hatte. Das kam ziemlich unerwartet und wir müssen verstehen, warum das so war."
McLaren nur auf bestimmten F1-Strecken siegfähig
Auch McLaren-Teamchef Andrea Stella ist sich der schwachen Performance und der Probleme des Autos bewusst. "P6 und P8 im Qualifying, P6 und P7 im Rennen - Das ist einfach nicht gut genug", so der Italiener. "Wir können mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein, denn wir fahren für Podien und Siege. Wir hatten einige Probleme mit dem Auto und den Reifen, und wir werden bis zum nächsten Rennen viele Analysen durchführen. Wir haben einige Information gewonnen, die uns helfen zu verstehen, was wir bei solchen Bedingungen besser machen können. Unser Auto ist nämlich nicht für Bedingungen wie in Las Vegas konstruiert."
Laut Stella habe McLaren zwar ein siegfähiges Auto gebaut, jedoch nur für bestimmte Arten von Strecken. "Einige Einschränkungen des Autos, vor allem beim Verhalten der Frontpartie, treten immer noch auf, wenn Streckenlayout, Gripniveau oder Abtriebsniveau ein bestimmtes Verhalten der Frontpartie fordern. Im Moment sind wir nicht in der Lage, unseren Fahrern hier das notwendige Werkzeug zu liefern."
"Es ist enttäuschend, dass wir 12 Punkte in der Meisterschaft verloren haben, aber wenn man bedenkt, wie sehr wir uns an diesem Wochenende abgemüht haben, müssen wir uns bei Mercedes bedanken, dass sie so stark waren und sich P1 und P2 gesichert haben", so Stella. "Andernfalls wäre Ferrari eine noch größere Bedrohung in der Konstrukteursmeisterschaft gewesen."
Norris & Piastri: Vorsichtige Zuversicht für Katar und Abu Dhabi
Bei den letzten zwei Rennen der Formel-1-Saison 2024 erwarten McLaren mit Katar und Abu Dhabi zwei Strecken, die dem MCL38 wieder besser liegen sollten. Dennoch geht das Team von einem herausfordernden Kampf um den Konstrukteurstitel aus.
"Ich erwarte nicht, dass wir in Katar die Favoriten sind, Red Bull sind noch immer die Besten auf Highspeed-Strecken, aber ich denke, dass wir auf jeden Fall ein Auto haben werden, das viel mehr kämpfen kann als dieses Wochenende", sagt etwa Norris.

"Wir müssen ein sehr starkes Wochenende haben", fordert Teamkollege Piastri. "Katar wird hoffentlich ein bisschen besser für uns als Las Vegas. Aber wir können nicht einfach davon ausgehen, dass es gut für uns laufen und, dass alles in Ordnung sein wird. Ich denke, wir müssen auf der Hut sein und sicherstellen, dass wir in den nächsten Tagen hart arbeiten, um dort stark zu sein und zu versuchen, den Vorsprung wieder auszubauen."
McLaren: Kampf um Konstrukteurstitel leider nicht langweilig
Auch Stella warnt davor, sich zu früh in Sicherheit zu wiegen. "Katar und Abu Dhabi sollten Strecken sein, die für die Art und Weise, wie wir unser Auto entwickelt haben, besser geeignet sind", so der McLaren-Teamchef. "Wir fahren zwar nach Katar in dem Glauben, dass das Auto gut abschneidet, aber wenn wir denken, dass dies eine einfache Angelegenheit wird, wird uns die Realität einholen. Wir fahren also mit dem Wissen dorthin, dass wir das Potenzial des Autos maximieren müssen."
Zwei Rennen vor Saisonende ist somit zumindest in der Konstrukteurs-WM noch Feuer drin. "Es ist ein sehr spannender letzter Teil der Saison, viel spannender als ich es mir gewünscht hätte", gesteht Stella. "Ich versuche immer, die Dinge so zu gestalten, dass sie langweilig sind, aber das ist nun nicht der Fall."
Kein schlechter Verlierer: Lando Norris gratuliert Max Verstappen zum vierten WM-Titel und spricht ein großes Lob aus. Ist der Niederländer der beste Fahrer der Welt? Hier nachlesen:
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