Formel 1 Las Vegas, Gewinner: Max Verstappen
Wir machen es einmal der ganzen Formel-1-Welt gleich und verbeugen uns vor dem neuen und alten Weltmeister. Max Verstappen ist bereits jetzt einer der ganz Großen des Sports, das wissen wir nicht erst seit gestern und auch nicht erst seit Brasilien, auch wenn der Sao-Paulo-GP eine Fahrt für die Götter war. Verstappen hat etwas geschafft, das nur wenigen vor ihm gelungen ist. Er ist Weltmeister in einem Auto geworden, das für den Großteil der Saison nicht das schnellste im Feld war.
Die Konkurrenz half ein bisschen, aber die Maximierer-Qualitäten des Niederländers in Kombination mit einer meist brillanten Pace machte den Unterschied. Fehler leistete er sich 2024 kaum, und wenn, dann blieben sie WM-technisch meist unbestraft. Man erinnere sich an den Österreich-Crash, den Ungarn-GP oder das Interlagos-Qualifying. Ab und zu war also auch ein bisschen Glück dabei, aber das soll die Leistung von Verstappen nicht schmälern. Um es in den Worten von Lando Norris zu sagen: „Max ist der beste Fahrer der Welt, und vielleicht einer der besten Fahrer in der Geschichte."
Formel 1 Las Vegas, Gewinner: Mercedes
Man fühlte sich am vergangenen Wochenende ein halbes Jahrzehnt in die Vergangenheit versetzt. Plötzlich spielte Mercedes mit der Konkurrenz, wie sie es einst in der Dominanz-Ära der 2010er-Jahre taten. Auf eine Runde war der W15 das schnellste Auto, im Rennen dann noch einmal. George Russell fuhr ein einsames Rennen an der Spitze, Lewis Hamilton kletterte im Eiltempo durchs Feld. Ein Sieg fürs Gemüt und einer, der vollkommen ohne Hilfe der Konkurrenz auskam. Für einmal thront das Team von Toto Wolff wieder an der Spitze. Doch gewinnen ist gut, wissen, warum man gewinnt, wäre besser. Und genau das ist das Problem in Brackley, so genau weiß man nicht, wieso Las Vegas plötzlich so gut lief. Die Strecke ist sowieso ein Ausreißer: Niedrige Temperaturen, viele Geraden, starkes Graining. Das gibt es in dieser Kombination nirgendwo anders. Das Risiko besteht, dass der Las-Vegas-GP 2024 ein zweites Brasilien 2022 wird und auf den Erfolg kein anhaltender Trend folgt.
Formel 1 Las Vegas, Gewinner: Haas
Haas hat seine verdiente Position im Mittelfeld nach dem Schock-Podium von Alpine in Brasilien wieder bezogen. Mal wieder setzte sich Nico Hülkenberg als ‚Best of the Rest‘ durch und bezwang – in der Team-WM auch immens wichtig – im direkten Duell RB-Pilot Yuki Tsunoda. Ein perfektes Wochenende für Hülk bei seinem letzten USA-Rennen für das US-Team. Nur, wo Kevin Magnussen wieder umherirrte, verminderte die Haas-Freude wohl etwas. Aber das Hauptziel für das Vegas-Wochenende wurde erledigt: P6 ist wieder in der eigenen Hand.
Formel 1 Las Vegas, Gewinner: Yuki Tsunoda
Im direkten Duell gegen Nico Hülkenberg zog Yuki Tsunoda zwar den Kürzeren, doch ansonsten wird er mit zwei Punkten und einem siebten Qualifying-Rang mehr als zufrieden aus Las Vegas abreisen können. Um bei seiner eigenen Wortwahl zu bleiben: In Las Vegas „zerstörte“ er Liam Lawson, der weder mit Q3 noch mit den Punkten etwas zu tun hatte. Bei solchen Vorstellungen wundert man sich nicht, dass sich der Japaner 2025 bei Red Bull sehen möchte. Die Bullen sehen das offenbar anders, dort werden ihm nur Außenseiterchancen zugeschrieben. Wenn man Tsunoda in Las Vegas etwas anlasten will, dann den eiskalten 'Mord' am Boxenausfahrts-Schild. Da kann auch mal ein Frontflügel dabei kaputtgehen.
Formel 1 Las Vegas, Gewinner: Zhou Guanyu
Die ersten Sauber-Punkte gab es auch an diesem Wochenende nicht. Obwohl es kurz tatsächlich so aussah, als ob Zhou Guanyu noch um ein paar Zähler kämpfen könnte, war er im Ziel dann doch über zehn Sekunden davon entfernt. Aber die Leistung des Chinesen war zur Abwechslung mal wieder sehr ordentlich. Im direkten Duell gab er gegen Valtteri Bottas schon im Qualifying den Takt vor und sicherte sich die beste Startposition des Jahres. Im Rennen waren die beiden auf einer anderen Strategie, Bottas aber erst recht meilenweit entfernt. Es war das womöglich beste Zhou-Wochenende des Jahres – wobei das auch einiges über seine Saison aussagt. Die Nachricht über den Rauswurf scheint er besser weggesteckt zu haben als sein finnischer Teamkollege.

Formel 1 Las Vegas, Verlierer: McLaren
So überraschend die Dominanz von Mercedes war, so überraschend war auch die Pleite von McLaren. Seit Monaten schienen die Papaya-Orangen das stabilste aller Autos zu haben, das auf allen Strecken performen kann. Las Vegas durchkreuzte diese Erkenntnis. Im Rennen fehlte die Pace, das Handling machte auch seit dem Freitag Probleme. Optisch irgendwie passend, dass Norris hier seine WM-Chancen endgültig eingebüßt hat. Der Ausreißer auf dem Strip Circuit hat McLaren auf dem falschen Fuß erwischt, aber immerhin: Dank Mercedes hielten sich die Verluste gegen Ferrari im Kampf um die Konstrukteurs-Krone in Grenzen.
Formel 1 Las Vegas, Verlierer: Ferrari
Als Topfavoriten in das Wochenende gestartet, musste sich Ferrari am Ende mit Platz 3 und 4 zufriedengeben. Das ist aber nur zum Teil der Grund, warum sie zu den Verlierern zählen. Die Hauptursache ist der unsägliche Teamorder-Streit, den sich die Scuderia selbst eingebrockt hat. Die Ansage an Carlos Sainz, Leclerc nicht zu attackieren, kam sehr spät. Da war Sainz fast schon damit beschäftigt, an seinem Teamkollegen vorbeizufahren. Dass es sich der Spanier in seinem drittletzten Ferrari-Rennen dann zweimal überlegt – und sich am Ende dagegen entscheidet – ob er darauf hören soll, liegt irgendwo auf der Hand. Charles Leclerc war nach dem Rennen jedenfalls richtig sauer und ließ das am Teamfunk dann auch die ganze Welt wissen. Er hatte früher im Rennen seinen Platz an Sainz abgegeben und hätte sich eigentlich Team-Unterstützung im Kampf um WM-Platz 2 erhofft. Die Stimmung in Maranello ist jedenfalls angespannt.
Formel 1 Las Vegas, Verlierer: Alpine
Doppelpodium in Brasilien, Platz 3 im Qualifying. Alpine schien auf einer ungeahnten Welle des Erfolgs zu reiten, die in der schwächsten Formel-1-Saison der Renault-Marke eigentlich vollkommen deplatziert wirkte. Der Ritt kam im Rennen zu einem abrupten Ende. Pierre Gasly merkte es vor seinem Renningenieur, dass sein Motor den Geist aufgab – und das in einer guten Position liegend. Esteban Ocon hätte um ein oder zwei Trostpunkte kämpfen können, doch er wurde von seinem eigenen Team sabotiert. Anstatt sich bei der Ansage „box opposite Hülkenberg“ auf den Stopp vorzubereiten, verschlief das französische Team den geplanten Boxenstopp. Ocons unfreiwillige ‚Durchfahrtsstrafe‘ zog einen Schlussstrich unter alle Punktehoffnungen.
Formel 1 Las Vegas, Verlierer: Red-Bull-Kandidaten
Wen will Red Bull nun eigentlich 2024 ins zweite Cockpit setzen? Sergio Perez, Liam Lawson oder Franco Colapinto sind derzeit die wahrscheinlichsten Kandidaten. Alle drei erlebten in Vegas ein Wochenende zum Vergessen. Lawson fand sich seit Freitag auf der griparmen Straßenstrecke nicht zurecht und war von seinem Teamkollegen weit entfernt. Colapinto ließ seinen Dienstwagen im Qualifying an der Mauer zerschellen. Kann einem Rookie einmal passieren, nur ist es inzwischen schon sein vierter größerer Unfall in der Formel 1 und der dritte innerhalb von nur zwei Grands Prix.
Da müssen sich Dr. Helmut Marko, Christian Horner und Co. doch langsam die Frage stellen, ob der Argentinier tatsächlich reif für einen Red Bull ist. Der dritte im Bunde, Sergio Perez, lieferte in Las Vegas seine übliche Vorstellung ab – in seinem Fall keine lobende Beschreibung. In Q1 war Schluss, im Rennen gab es nur ein mickriges Pünktchen. Der einzige potenzielle Anwärter, der an diesem Wochenende geliefert hat, war Yuki Tsunoda. Springen die Bullen vielleicht doch noch über ihren Schatten und geben ihm eine Chance?
Formel 1 Las Vegas, Verlierer: Williams
Apropos Franco Colapinto. Sein Unfall trübte nicht nur seine Zukunftsaussichten, sondern auch die Minen der Williams-Mechaniker. Die können inzwischen wohl schon im Schlaf ihre Autos reparieren und neu zusammenbauen, so oft wie das in letzter Zeit tun mussten. Das Team findet aus der Crash-Serie einfach nicht heraus. Die Mechaniker brachten das Colapinto-Auto wieder zusammen, auch wenn es aus der Boxengasse nichts zu holen gab. Alex Albon schied nach 25 Runden auch noch mit einem Power-Unit-Defekt aus und machte damit das Williams-Desaster perfekt.
diese Formel 1 Nachricht