Die Gerüchte und Spekulationen rund um den DTM-Kalender 2025 werden in der DTM-Szene kontrovers diskutiert. Dabei stehen vor allem drei Rennstrecken im Focus: Die Motorsport Arena Oschersleben, der DEKRA Lausitzring sowie vor allem der umstrittene Stadtkurs im portugiesischen Vila Real.

Fakt ist, dass der ADAC als Promotor der DTM noch keinen offiziellen DTM-Kalender 2025 kommuniziert hat, was er auch an diesem Wochenende nicht tun wird. Das hat nach Informationen von Motorsport-Magazin.com vor allem einen Grund – das mögliche Event in Vila Real.

In den letzten Jahren gastierte etwa die WTCR in Vila Real, Foto: WTCR
In den letzten Jahren gastierte etwa die WTCR in Vila Real, Foto: WTCR

Auch beim obligatorischen Teammeeting am gestrigen Donnerstagabend haben die Betroffenen wie zuvor schon am Nürburgring nicht viel Neues erfahren. Dort haben die Teams dem ADAC allerdings aus ihrer Sicht mitgeteilt, dass ein Event in Vila Real wegen der zu erwartenden hohen Kosten bezüglich An- und Abreise aber vor allem auch wegen möglicher Unfallschäden – die auf dem engen Stadtkurs vorprogrammiert sind – nur mit finanzieller Unterstützung befürwortet würde.

ADAC-Motorsportchef schließt Kalender-Änderungen nicht aus

Eigentlich dürfte es gar keine Diskussionen geben, weil die acht Rennstreckenbetreiber, davon sechs in Deutschland und zwei im nahegelegenen Ausland, auf denen in der laufenden Saison insgesamt 16 Rennen über die Bühne gehen, nach Informationen von Motorsport-Magazin.com auch für 2025 einen gültigen Vertrag mit dem ADAC besitzen.

Das bedeutet, dass die Motorsport Arena Oschersleben, der Lausitzring, Norisring, Nürburgring, Sachsenring, Red Bull Ring und Hockenheimring gesetzt sind. Der Vertrag mit Zandvoort wurde erst kürzlich verlängert, was der ADAC Anfang Juni offiziell auch bestätigt hat. Für acht Termine 2025 hatten auch fast alle Teams votiert.

Änderungen daran gebe es "nach derzeitigem Stand nicht", bestätigte ADAC-Motorsportchef Thomas Voss noch am Norisring gegenüber Motorsport-Magazin.com die Wünsche der Teams, fügte allerdings hinzu: „Ich will aber nicht ausschließen, dass es Bewegungen gibt." Und meinte damit wohl vor allem Vila Real, deren Verantwortliche zu Gesprächen mit dem ADAC am Norisring vor Ort waren.

Wackeln der Lausitzring und Oschersleben?

Nach Informationen von Motorsport Magazin.com besitzen die Verantwortlichen in der Lausitz eine Vereinbarung bis einschließlich 2025 und in Oschersleben sogar bis 2026. Beide Rennstrecken stehen allerdings bei Teams und Fahrern aus unterschiedlichen Gründen in der Kritik, weshalb auch die Spekulationen aus dem Boden sprießen.

DTM, Lausitzring, Aitken, Emil Frey Racing, Ferrari
Wird es auch 2025 noch DTM-Rennen am Lausitzring geben?, Foto: DTM

Die beiden im Osten Deutschlands gelegenen Rennstrecken haben eines gemeinsam: ein logistisches Problem, denn in unmittelbarem Umfeld stehen kaum Hotels zur Verfügung und deshalb muss das arbeitende Personal weite An- und Abreisen in Kauf nehmen. Auch die Streckencharakteristik der beiden Rennkurse ist nicht nach dem Geschmack aller Teilnehmer, weil u.a. nur an wenigen Stellen eine Überholmöglichkeit besteht.

Trotzdem sehen die Strecken-Verantwortlichen die Problematik völlig entspannt und verweisen nach Anfrage von Motorsport-Magazin.com auf noch laufende und gültige Verträge. Auf dem Lausitzring betreibt der Deutsche Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein e.V. (DEKRA) als technischer Partner und größter Sponsor der DTM zudem ein Technologiezentrum. Schwer vorstellbar, dass hier 2025 kein DTM-Event stattfinden soll, zumal der angesehene Dienstleiter im Rahmen des DTM-Finales in Hockenheim (18. – 20.10.2024) ein Jubiläum feiert, denn die Partnerschaft mit der DTM besteht schon seit 1989 und demzufolge 35 Jahre.

Die jahrzehntelange Zusammenarbeit endet zwar 2025, nach Informationen von Motorsport-Magazin.com werden aber Gespräche über eine mögliche Verlängerung des Vertrages geführt. Im kommenden Jahr feiert die DEKRA dann selbst ein Jubiläum, nämlich das 100-jährige Bestehen seit der Gründung des Unternehmens 1925.

Neben Vila Real: Salzburgring lockt DTM

Ein möglicher DTM-Event auf dem unfallträchtigen Stadtkurs in Vila Real steht bei den Teams noch deutlich mehr in der Kritik, als die Rennstrecken im Osten Deutschlands. Dem Vernehmen nach soll der ADAC von den Streckenbetreibern in Vila Real ein stattliches Antrittsgeld erhalten. Dabei ist nach Informationen von Motorsport-Magazin.com von mehr als einer halben Million Euro die Rede.

Dieses durchaus lukrative Angebot sorgt allerdings dafür, dass sich der ADAC in einer Zwickmühle befindet, denn er müsste einer Rennstrecke, die einen gültigen Vertrag für 2025 besitzt, eine brisante Absage erteilen, denn neun Veranstaltungen werden von fast allen DTM-Teams aus Kostengründen abgelehnt.

Es gebe einige Anfragen von ausländischen Rennstrecken, verriet Voss zuletzt am Nürburgring gegenüber Motosport-Magazin.com, ohne Namen zu nennen. Nach unseren Recherchen bemühen sich vor allem Vila Real und der Salzburgring sehr um einen DTM-Event. Die grenznahe österreichische Rennstrecke dürfte für 2025 (noch) kein Thema für die DTM sein, der ADAC könnte allerdings mit dem GT Masters dort gastieren, um nach diesem „Test“ dann 2026 mit der DTM ein Comeback nach fast 40 Jahren feiern.

Das ADAC GT Masters könnte der DTM den Weg auf den Salzburgring ebnen, Foto: Salzburgring
Das ADAC GT Masters könnte der DTM den Weg auf den Salzburgring ebnen, Foto: Salzburgring

Radio Fahrerlager glaubt, dass eine Entscheidung pro Vila Real bereits gefallen ist, obwohl es diesbezüglich sicher noch Gesprächsbedarf gibt. Dazu wird es am morgigen Samstagabend ein weiteres Meeting am Sachsenring, bei dem auch Herstellervertreter anwesend sein werden, geben. Dabei dürften auch die Vorbehalte der Teams gegenüber Vila Real, die aus gleich mehreren Gründen völlig berechtigt sind, eine Rolle spielen – unabhängig von der vertraglichen Situation, die der ADAC mit den anderen acht Rennstrecken hat.

Voss stellt klar: Brauche keinen Auto-Friedhof

Der spektakuläre Stadtkurs in Vila Real, rund 100 Kilometer östlich von Porto gelegen, steht bei den portugiesischen Renn-Fans hoch im Kurs, wie mehr als 100.000 Zuschauer bei Rennen der Tourenwagen-WM, die zwischen 2015 und 2019 in Vila Real gastierte, beweisen.

Der unfallträchtige Stadtkurs steht allerdings seit 1991 stark in der Kritik, als ein Rennwagen von der Strecke abkam und dabei vier Menschen tötete und einige weitere schwer verletzt wurden. Die Konsequenz aus dieser Tragödie war, dass Vila Real aus dem internationalen Motorsportkalender verschwand und erst 2007 wegen einer neuen, auf 4.736 Meter verkürzten und besser gesicherten Rennstrecke zurückkehrte.

WTCR 2018 in Vila Real: Spektakulär, aber teuer..., Foto: WTCR
WTCR 2018 in Vila Real: Spektakulär, aber teuer..., Foto: WTCR

Auch diese Tatsache verhinderte nicht, dass es auf dem engen Stadtkurs schon des Öfteren zu Massenunfällen und damit verbundenen Schäden in Millionenhöhe kam. Deshalb betont auch Voss, dass Sicherheit für die Teilnehmer Priorität hat. „Ich brauche keinen Auto-Friedhof!“.