Red Bull ging im 2. Freien Training der Formel 1 in Las Vegas unter. Wobei die Plätze 17 und 19 von Max Verstappen und Sergio Perez einer roten Flagge geschuldet und nicht repräsentativ sind. Das ändert nichts daran, dass ein rutschender und instabiler RB20 auch unter Idealzuständen in FP2 keine Rolle im Spitzenkampf spielte. Ein technisches Defizit scheint Red Bull einzuholen.
Überhaupt sei erst einmal angemerkt: Verstappen und Perez versuchten beide sehr wohl eine Qualifying-Simulation. Verstappen brach schon im ersten Sektor nach einem Rutscher ab, Perez landete am Ende des Strip in der Auslaufzone. Nach Cooldown-Runden versuchten beide einen zweiten Angriff. Erst der wurde durch die rote Flagge unterbunden. Die Zeitentabelle sagt daher nichts aus, die besten Red-Bull-Zeiten kamen nur auf Medium-Reifen.
Dass beide Fahrer ihren einzigen Versuch auf Soft-Reifen verpatzten, ist aber auch symptomatisch für den Red-Bull-Tag. Dem Auto fehlt an der Hinterachse besonders in langsamen Kurven Grip. Sergio Perez beklagt: "Das Heck bricht sehr oft aus. Wir sind auch sehr weit mit dem Heckflügel runter." Das Abtriebs-Level wird zu einem riesigen Problem in Las Vegas.
Red Bull hadert mit Heckflügel: Passt nicht für Las Vegas
"Wir waren zwischendurch relativ dabei, hatten dann wieder am Heck zu viel Abtrieb", beklagt Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko im ORF. Aktuell ist der Red Bull auch in der Theorie sicher nicht im Kampf um die erste Startreihe. "Von der Flügeleinstellung her haben wir einen zu großen. Leider haben wir keinen kleineren im Programm."
Als einziges F1-Team hat Red Bull 2024 keinen dezidierten Mini-Flügel für Highspeed-Strecken entwickelt. In Las Vegas fahren Verstappen und Perez wie schon in Monza mit einem Flügel aus dem mittleren Abtriebsbereich, dem man lediglich Einschnitte im oberen Element verpasst hat, um den Luftwiderstand zu reduzieren.

Verschlimmert wird die Lage dadurch, dass Red Bull schon in Monza merkte: Je mehr Abtrieb man vom RB20 wegnimmt, desto größer werden seine bekannten Balance-Probleme. Diese scheinen in Las Vegas infolgedessen wieder ihr Comeback zu geben. Das alles macht die Suche nach dem richtigen Abtriebsniveau und nach dem Kompromiss zwischen Topspeed und Grip hier äußerst schwierig. Topspeed war am Freitag bei Red Bull nicht unbedingt schlecht. Grip schon.
Verstappen fragt: Sind die Reifen in Las Vegas das Haupt-Problem?
"Wir müssen da mehr Balance im Auto finden, ohne Topspeed zu verlieren", weiß Marko um das Dilemma. Bis jetzt ist das eine ziemliche Hürde: "Gottseidank gibt es noch ein Training. Die Erkenntnisse vom 1. Training wurden zwar nicht effizient umgesetzt, aber zumindest stimmt die Richtung." So ist vorerst aber auch die Lage im Renntrimm nicht gut. Der Grip ist schwer zu finden: "Und wenn er da ist, dann hält er nicht allzu lange, weil der Reifenverschleiß hoch ist."
Verstappen selbst verortet mit den kühlen Temperaturen einen weiteren Problem-Faktor in der zunehmend komplexen Gleichung: "Zuerst hatten wir große Probleme, die Reifen über eine Runde zum Arbeiten zu bringen. Der Longrun begann da etwas besser, aber auch da müssen wir ein paar Dinge adaptieren. Die Pace über eine Runde ist ziemlich weit weg."
Trotzdem setzt Verstappen seine Hoffnungen darauf, dass das Problem primär auf die kalten Temperaturen zurückzuführen ist: "Für mich fühlt es sich wie ein massives Reifen-Problem an. Die Balance des Autos ist nicht einmal so schlecht. Wir haben einfach keinen Grip. Es ist wie Fahren auf Eis."
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