Nach den Testfahrten in Sepang erzeugte Yamaha einen regelrechten Hype. Francecso Bagnaia bezeichnete die Japaner sogar als ersten Verfolger der MotoGP-Dominatoren von Ducati. Einige Wochen später ist der Auftakt in Form des Thailand GP absolviert, und Yamaha steht mit den wenigsten Punkten aller Hersteller da. War Sepang nur ein Strohfeuer, oder präsentierte sich die YZR-M1 unter Wert?
Yamaha-Fahrer konsterniert: Nicht die Plätze, auf denen wir sein wollen
Zunächst einmal sollten wir feststellen, dass Yamaha bereits bei den zweiten Testfahrten in Buriram nicht mehr so sehr überzeugte als noch in Malaysia. Dennoch war auch zwei Wochen vor dem ersten Rennwochenende der Saison ein gewisser Optimismus zu spüren. Fabio Quartararo legte ordentliche Zeiten hin, obwohl der Chang International Circuit mit seinem niedrigen Grip-Niveau die größte Yamaha-Schwäche hervorhebt.
Davon war dann zum Grand Prix nichts mehr zu sehen. "Der Test in Sepang war echt gut. Hier [in Buriram, Anm. d. Red.] im Test war Fabio recht schnell, aber er konnte dieses Potential des Tests im Rennen nicht zeigen", konstatierte Teamkollege Alex Rins. Der Spanier war besonders geknickt nach der Niederlage: "Mit Sicherheit sind das nicht die Platzierungen, auf denen Yamaha-Fahrer ins Ziel kommen wollen. Jack [Miller] wurde Elfter. Bis vier Runden vor Schluss war ich auf 14. Fabio war auf 15. Am Ende wurde ich 17ter. Wir müssen alle Informationen zur Analyse heranziehen und uns verbessern."
Falsche Reifenwahl? Quartararo und Oliveira verzweifeln
Konsterniert war auch Quartararo selbst. "In der ersten Runde konnte ich mich nicht wirklich reinlegen, das Motorrad rutschte einfach nur. Da verlor ich eine Menge Positionen. Leider konnte ich daraufhin kein gutes Rennen und auch keine gute Pace zeigen", musste sich der Ex-Weltmeister ärgern. Besonders der erhoffte Effekt seiner Reifenwahl verpuffte vollkommen: "In der ersten Runde hätte der weiche [Vorder-]Reifen eigentlich helfen sollen, aber dem war nicht so."

Ein neuer Kollege aus dem Hause Pramac stimmte da ein. "Vermutlich hätten wir uns für andere Reifen entscheiden sollen", zog Miguel Oliveira ein erstes Fazit. Sein Rennen war von sich auflösenden Michelins geprägt: "Wir mussten von Rennbeginn an managen. Ich bekam wirklich Probleme mit dem Grip an der Front. Ich konnte das Motorrad nicht einlenken, ging fast jede Kurve weit."
Yamaha sucht die Probleme: Alle Werkzeuge vorhanden
Der Umgang mit den Reifen erscheint als zentrales Problem, doch warum? War es einfach nur die falsche Reifenwahl? Waren es die extrem hohen Temperaturen? Ist es das niedrige Gripniveau in Thailand? Alles zusammen? Bis jetzt gibt es keine klaren Antworten. Doch Miguel Oliveira ist zuversichtlich, dass diese gefunden werden können: "Wir haben Testtage [dank der MotoGP-Concessions, Anm. d. Red.]. Wir haben jetzt vier Motorräder. Wir können alle Daten auswerten, alle haben die gleiche Spezifikation. Ich glaube also, dass wir alle Werkzeuge haben, die wir brauchen, um den Rückstand zu reduzieren."
In einer Disziplin konnte die Lücke nach vorne aber zumindest niedrig gehalten werden. Pramac-Rückkehrer Jack Miller überraschte positiv am ersten Rennwochenende auf dem für ihn neuen Motorrad. Platz vier im Qualifying war ein Ausrufezeichen. In Sprint und Rennen konnte er dann nicht mehr mithalten, denn auch seine Reifen gingen ein. Im Kurzrennen führte dies sogar zum Sturz. "Die Ducatis sind stark und die Aprilias sehen offensichtlich auch ziemlich stark aus", muss er zugeben.

Wenig Grip in Argentinien: Nur Jack Miller versprüht Optimismus
Dennoch versprühte 'Thriller Miller' wesentlich mehr Optimismus. Er glaubt, dass das Ergebnis streckenspezifisch war. "Diese Strecke ist ziemlich simpel. Außerdem haben wir zuvor zwei Tage Test gehabt. Ich bin gespannt darauf, auf anderen Strecken meine Runden zu drehen. Argentinien, Texas und Katar kommen jetzt. Ich glaube wir können uns auf allen dreien Gutes ausrechnen", meint der Australier.
Damit ist er aber im Yamaha-Lager allein. Der nächste Kurs ist das Autodromo Termas de Rio Hondo in Argentinien. Der Belag dort ist für notorisch schlechten Grip bekannt. "Das wird schwierig für uns. Alles mit wenig Grip macht es für uns momentan kompliziert", schwant Quartararo übles. Und auch Teamkollege Alex Rins ist pessimistisch: "Mit Sicherheit werden wir dort vom FP1 weg Probleme haben. Bei wenig Grip tun wir uns schwer." Es wird also wohl noch etwas dauern, bis Yamaha wieder zur Sepang-Form finden könnte.
Beim Honda zeigte sich zum Saisonauftakt das gegenteilige Bild. Waren sie in den Testfahrten noch unscheinbar, so lief es im Auftaktrennen überraschend gut. Mehr dazu hier:
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