Das MotoGP-Training bog am Freitag um 15:59 Uhr gerade in die heiße Schlussphase ein, als Jack Miller und Jorge Martin für einen echten Schreckmoment sorgten. Die beiden Piloten waren auf dem legendären TT Circuit in Assen beinahe heftig kollidiert und nur mit viel Glück ohne größere Konsequenzen davongekommen. Ein großer Streit über die Schuldfrage blieb anschließend jedoch aus, denn der KTM-Pilot übernahm am Freitagabend die volle Verantwortung.

Doch zuvor: Was war überhaupt passiert? Martin und Miller befanden sich zum Zeitpunkt des Zwischenfalls gerade beide auf ihrer Outlap für die finale 'Timeattack' im Training. Beide hatten sich zuvor frische Soft-Reifen an der Box abgeholt und dann hinter Ducati-Star Francesco Bagnaia positioniert, um sich von diesem zu einer schnellen Rundenzeit ziehen zu lassen. Bagnaia selbst, der zu diesem Zeitpunkt bereits einen neuen Rundenrekord gefahren hatte und komfortabel an der Spitze des Klassements lag, wollte da jedoch nicht mitspielen und ging am Ausgang der Linkskurve T9 vom Gas.

Jack Miller unachtsam: Kollision mit Jorge Martin nur knapp verhindert

Er fuhr am Kurvenausgang nach links, um von der Ideallinie zu kommen. Der nachfolgende Martin tat es ihm gleich, war aber noch nicht ganz so weit nach außen gekommen, als rechts plötzlich Miller nur wenige Zentimeter neben ihm vorbeischoss. Dieser hatte sich gerade nach hinten umgedreht, als Martin verlangsamte und das erst bemerkt, als er schon fast im Heck der Ducati GP24 hing. Dank einer blitzartigen Reaktion konnte der Australier seine KTM noch rechtzeitig aufrichten, um nicht vollends mit seinem Vordermann zu kollidieren, eine minimale Berührung gab es aber dennoch, bei der Miller auch seine Aero-Anbauten an der Front beschädigte. Dadurch musste er im Anschluss zurück an die Box und für die finalen Minuten auf das Ersatzbike wechseln. Mehr passierte glücklicherweise allerdings nicht.

"Das war verdammt komisch", blickte Martin wenig später in seiner Medienrunde auf den Zwischenfall zurück und analysierte: "Ich weiß nicht ... Ich war vorne, ich kann nicht sehen, was hinter mir passiert. Ich wollte Pecco folgen und als er nach links gefahren ist, habe ich das auch gemacht. Dann habe ich plötzlich eine leichte Berührung gespürt." Der WM-Leader wollte seinem Kontrahenten anschließend keinen Vorwurf machen und stellte vielmehr klar, dass solche Zwischenfälle hin und wieder passieren könnten. Dennoch machte er deutlich, bei wem die Schuld zu suchen war: "Wir haben nicht gepusht. Da ist es normal, sich etwas zu bewegen. Auch Jack war auf seiner Outlap, daher wird auch er nicht schon zu 100 Prozent gepusht haben ..."

Geht es nach Martin, hätte Miller also einfach aufmerksamer agieren und früher erkennen müssen, dass sein Vordermann verlangsamte. Eine Ansicht, die der Australier am Freitagabend überraschend teilte. "Das war meine Schuld", gestand er und erklärte: "Ich war hinter ihm eingeklemmt und wollte nur checken, ob von hinten Bikes angeflogen kamen. Das kann hier in Assen recht schnell passieren. Sobald ich wieder nach vorne geschaut habe, war er schon auf der Bremse. Das war einfach der falsche Platz zur falschen Zeit für mich."

Jorge Martin und Jack Miller trennten im Assen-Training zwischenzeitlich nur Zentimeter, Foto: MotoGP Twitter - Screenshot
Jorge Martin und Jack Miller trennten im Assen-Training zwischenzeitlich nur Zentimeter, Foto: MotoGP Twitter - Screenshot

Jack Miller scherzt: Mit Brandmarke für Patzer bestraft

Dank seiner blitzschnellen Reaktion konnte Miller zumindest schon etwas Wiedergutmachung leisten, in dem er einen schlimmeren Zusammenprall verhinderte. Zudem blieb der Schreckmoment für Martin ohne Konsequenzen, qualifizierte dieser sich im Anschluss doch trotzdem noch problemlos direkt für Q2. Miller dagegen scheiterte schon in Q1 und musste auch körperlich bezahlen. "Ich habe von seinem Auspuff einen Schlag auf meinen Bizeps bekommen", verrät er und lacht: "Ein Tattoo oder eine Brandmarke [wie bei Kühen, Anm.] quasi, aber alles okay."

Wenn wir nun wissen wollt, wieso Jorge Martin nach dem Trainingsfreitag in Assen trotz Q2-Einzug überhaupt nicht zufrieden war, haben wir hier alle Infos für euch: