Le Mans, Nürburgring und Spa-Francorchamps innerhalb von 16 Tagen: Nach aktuellem Planungsstand sollen im Juni 2025 tatsächlich die drei großen 24-Stunden-Rennen innerhalb von nur gut zwei Wochen über die Bühne gehen. Ein Szenario, das es in der Geschichte des Motorsports so noch nicht gegeben hat.

"Es ist ein Wahnsinn, drei 24-Stunden-Rennen an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden zu fahren", bringt es Frank van Meel, Geschäftsführer der BMW M GmbH, im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com auf den Punkt. "Das stellt uns vor eine riesengroße Herausforderung. Wenn keiner nachgibt, bleibt es so. Dann wird es aber extrem schwierig."

Le Mans, Nürburgring, Spa: 24h-Marathon in nur 16 Tagen

Gemeint ist: Hinter den Kulissen laufen zwischen den Autobauern und den Veranstaltern ACO (Le Mans), ADAC Nordrhein (24h Nürburgring) und SRO (24h Spa) längst Gespräche, in der Hoffnung, eine Lösung für den drohenden 24-Stunden-Marathon zu finden. "Wir versuchen es im Schulterschluss", sagt van Meel. "Aber es sind unterschiedliche Rennveranstalter. Ich glaube, dass jeder für sich happy ist. Aber in Summe ist es eine Riesen-Herausforderung für die Teilnehmer.

Die Termine für die 24h Nürburgring stehen seit einigen Jahren bis inklusive 2028 fest, um allen Beteiligten langfristig Planungssicherheit zu bieten. Der Le-Mans- und WEC-Veranstalter ACO will grundsätzlich nicht von seinem Termin Mitte Juni für das 24-Stunden-Rennen abrücken, und gilt nicht unbedingt als kompromissbereit. Als hätten zwei 24-Stunden-Rennen innerhalb von neun Tagen nicht schon gereicht, gab zuletzt die SRO bekannt, die 24 Stunden von Spa nur eine Woche nach den 24h Nürburgring anzusetzen.

RennenTerminVeranstalterZuschauer 2024
24h Le Mans14.-15.06.2025ACO329.000
24h Nürburgring19.-22.06.2025ADAC Nordrhein240.000
24h Spa-Francorchamps26.-29.06.2025SRO99.500

Porsche-Boss Laudenbach: Das ist in Niemandes Sinne

Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach sagt zu Motorsport-Magazin.com: "Ich würde mir wünschen, dass wir es entzerren können. Das ist eine extrem hohe Belastung und führt vielleicht sogar dazu, dass der Eine oder Andere eines der Rennen auslässt, weil er es nicht bewältigen kann. Das kann weder im Sinne der Veranstalter, noch der Teams und auch nicht für uns als Hersteller sein."

Laudenbach bestätigt den laufenden Dialog der Hersteller mit den drei Rennveranstaltern. Neben BMW, das wie Porsche zusätzlich zu den Kundeneinsätzen auch Werksprogramme in Le Mans durchführt, sitzen weitere Marken am Tisch. Vor allem die enorm kurze Zeit zwischen den Rennen auf dem Nürburgring und im nahe gelegenen Spa-Francorchamps sorgt für Probleme.

Luftaufnahme vom Circuit de la Sarthe in Le Mans
Le Mans macht 2025 den Anfang des 24-Stunden-Irrsinns, Foto: Rolex / Adam Warner

"Das sollten wir gemeinsam versuchen zu verhindern"

Natürlich wissen auch die Rennorganisatoren um die Problematik und stehen im Austausch. SRO-Boss Stephane Ratel regte eine Verschiebung der 24h Nürburgring an, während man in der Eifel argumentiert, dass eine Verlegung des Groß-Events sich auf andere Veranstaltungen am Nürburgring auswirke. Bei einer Vorverlegung um drei Wochen auf das lange Himmelfahrt-Wochenende Ende Mai würde auch das Wetter eine Rolle spielen.

Porsche-Leiter Laudenbach: "Ich möchte bewusst nicht nur die Veranstalter kritisieren. Ich weiß, wie schwierig es ist, Terminpläne zu erstellen. Wir müssen zusammen daran arbeiten. Das Ziel sollte es sein, dass wir es wieder entzerren. Drei 24-Stunden-Rennen an aufeinanderfolgenden Wochenenden sollten wir gemeinsam versuchen zu verhindern. Das geht nur zusammen, weil auch die Veranstalter ihre Zwänge haben. Aber ja, in Summe ist das schon unglücklich."

Laudenbach betont die Verantwortung der Hersteller für seine Kunden, während van Meel in den Raum stellt, ob der 24h-Marathon konkrete Auswirkungen auf die Einsätze der Kundenteams und Werksfahrer haben könnte. Die Autobauer unterstützen ihre Kunden unter anderem mit Ingenieuren und Datenanalysten, die aber natürlich nicht zwei Groß-Events innerhalb weniger Tage ableisten können.

24h Nürburgring, Start, #911 Manthey-Porsche, L. Vanthoor, Preining, Estre, Güven
Kann der 24h-Marathon 2025 noch entzerrt werden?, Foto: Gruppe C Photography

Am Ende wären die Zuschauer die großen Verlierer

Van Meel, der von einem regelrechten Sudoku-Spiel mit Blick auf die vertrackte Planung spricht: "Wir müssen erst mal versuchen, mit allen zu reden, um zu schauen, ob man es nicht doch entzerren kann. Ansonsten muss man wirklich gucken, welche und wie viele Fahrer überhaupt an welchen Events teilnehmen. Es ist offen, ob das dann mit der Menge an Teams und Fahrern noch so funktioniert wie bisher."

Die großen Verlierer in diesem 'Spiel' wären dann nicht nur Kundenteams, die zum Teil womöglich auf der Strecke bleiben, sondern auch die Fans. Schließlich investieren sie sehr viel Zeit und Geld, um bei den extrem gut besuchten 24-Stunden-Rennen ihre Lieblings-Fahrer anzufeuern. Wie ärgerlich wäre es da, wenn der eine oder andere Top-Pilot aus Termingründen nicht am Ring oder in Spa an den Start gehen würde...