Drei 24-Stunden-Rennen innerhalb von nur 16 Tagen: Der Juni 2025 verkommt zu einem völligen Irrsinns-Monat im Motorsport-Kalender. Die 24 Stunden von Le Mans (14.-15. Juni), die 24 Stunden vom Nürburgring (21.-22. Juni) und die 24 Stunden von Spa-Francorchamps (28.-29. Juni) geben sich nächstes Jahr im Wochentakt die Türklinke in die Hand.
Eine derartige Konstellation hat es in der Geschichte des Rennsports noch nie gegeben. Zahlreiche Hersteller und Teams bangen schon jetzt vor dem brutalen 24h-Marathon. Die deutschen Marken BMW und Porsche sind bei allen drei Groß-Veranstaltungen vertreten und müssen schauen, wie sie ihre Kundenteams mit Personal ordentlich betreuen wollen, welche Fahrer abgestellt werden und wie die Logistik für Hospitalities und Co. funktionieren soll.
Rennen | Termin | Veranstalter | Zuschauer 2024 |
---|---|---|---|
24h Le Mans | 14.-15.06.2025 | ACO | 329.000 |
24h Nürburgring | 19.-22.06.2025 | ADAC Nordrhein | 240.000 |
24h Spa-Francorchamps | 26.-29.06.2025 | SRO | 99.500 |
24h-Wahnsinn: Le Mans, Nürburgring und Spa innerhalb von 16 Tagen
Die Termine für die 24h Nürburgring stehen seit einigen Jahren bis inklusive 2028 fest, um allen Beteiligten langfristig Planungssicherheit zu bieten. Der Le-Mans- und WEC-Veranstalter ACO will grundsätzlich nicht von seinem Termin Mitte Juni für das 24-Stunden-Rennen abrücken, und zeigte sich zuletzt wenig kompromissbereit: Schon dieses Jahr lenkte der ADAC Nordrhein ein und schob das Nürburgring-Rennen um drei Wochen nach hinten, um eine Terminkollision mit dem WEC-Rennen in Spa und der Formel E in Berlin zu vermeiden.
Als hätten zwei 24-Stunden-Rennen innerhalb von neun Tagen nicht schon gereicht, setzte die SRO am vergangenen Wochenende noch einen drauf und gab bekannt, die 24 Stunden von Spa nur eine Woche nach den 24h Nürburgring anzusetzen.
Bleibt es dabei, stehen den zahlreichen im GT3-Sport engagierten Teams mit ihrem Personal und den Fahrern extrem herausfordernde Tage bevor: Nach dem Rennende am Sonntagnachmittag auf dem Nürburgring geht es nur vier Tage später am Donnerstag mit dem 1. Training im nahegelegenen Spa weiter. Eine Tortur für die Mitarbeiter, die ohnehin wenig Schlaf bekommen. Unklar auch, wie viele Zuschauer in der Grenzregion bereit wären, beide Rennen innerhalb weniger Tage zu besuchen.

Formel 1 bringt 24h Spa in die Bredouille
SRO-Boss Stephane Ratel ist sich der Problematik durchaus bewusst, nicht zuletzt, weil die 24h Nürburgring seit diesem Jahr wie Spa zur International GT Challenge (IGTC) zählen. Gespräche soll es gegeben haben, doch eine Lösung erscheint nicht in Sicht. Ratels Problem ist auch die Formel 1: Der Große Preis von Belgien ist auf den 25. bis 27. Juli 2025 datiert worden, 26 Tage nach dem 24-Stunden-Rennen an gleicher Stelle. Die Formel 1 besitzt ein Exklusivrecht von drei Wochen Nutzungsdauer vor dem jeweiligen Grand Prix, um alles aufzubauen und die Strecke herzurichten.
"Mir sind die Hände gebunden, weil die Formel 1 vier Wochen später in Spa antritt", sagte GT3-Papst Ratel der Motorsport aktuell. "Wir müssen deshalb schon dieses Jahr das Fahrerlager bis Montag räumen, es gibt keine Luft nach hinten. Dazu möchte ich wie Le Mans das Rennen immer am selben Wochenende im Juni ausrichten."
Ratel-Vorschlag: 24h-Rennen Nürburgring nachträglich verlegen
Eine mögliche Lösung sah Ratel in der Verlegung des 24h-Rennen Nürburgring - obwohl die Termine seit Langem bekannt sind und stets auf verlängerte Feiertagswochenenden (2025 auf Fronleichnam) fallen, um dem beliebten Camping-Charakter des Rennens gerecht zu werden. "Dieses Rennen findet jedes Jahr zu einem anderen Termin statt, es ist das einzige freie Rennen, das die Flexibilität hat zu schieben", meinte der SRO-Gründer, dessen Organisation seit Langem ein enges Verhältnis zum ADAC pflegt.
Das ist leichter gesagt als getan: Eine nachträgliche Verschiebung der 24h Nürburgring würde sich auf die Planungen anderer Veranstaltungen und Rennserien auswirken. Und im Falle einer Vorverlegung - etwa auf das Himmelfahrt-Wochenende Ende Mai - hören wir schon heute die Wetter-Kritiker nörgeln...
"Kein Veranstalter hat ein Interesse an eine solchen Ballung"
"Wir sind mit den Kollegen der SRO und in Le Mans in regelmäßigem Austausch", sagte ein 24h-Nürburgring-Sprecher auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com. "Keiner der Veranstalter hat ein Interesse an einer solchen Ballung von 24-Stunden-Rennen. Dennoch hat jeder seine äußeren Zwänge, die man nur teilweise beeinflussen kann. So müssen wir uns am Nürburgring natürlich mit dem Streckenbetreiber absprechen, vor allem wegen möglicher Kollisionen mit der Großveranstaltung Rock am Ring."
Und weiter: "Gleichzeitig ist für unsere Fans, die rund um die Nordschleife tagelang campen, die Nutzung von Feiertagen ein wichtiger Baustein ihrer Planung. Das wissen wir aus Umfragen, die wir in jedem Jahr machen. Deswegen haben wir unsere Termine bis 2028 schon vor Jahren verkündet, um anderen die Möglichkeit zu geben, sich darauf einzustellen."

24h-Juni dieses Jahr: Viele Rennen, aber ausreichend Abstand
Dieses Jahr stand der Juni zwar ebenfalls im Zeichen der 24-Stunden-Rennen, doch zwischen den Veranstaltungen gab es Verschnaufpausen für Hersteller, Teams und Fahrer. Den Anfang machte der Nürburgring am 01.-02. Juni, zwei Wochenenden später folgte Le Mans (16.-17. Juni) und mit einem weiteren Wochenende Abstand Spa (29.-30. Juni). Wichtig zu erwähnen: Schon in den Tagen vor einem Rennen stehen die Freien Trainings und Qualifyings auf dem Plan, was die Zeit zur Vorbereitung und von Aufbauarbeiten noch knapper bemisst.
In der ausufernden GT3-Landschaft wird der Aufwand immer enormer: Einige Teams wie Manthey-Porsche und Fahrer wie Marco Wittmann, Kevin Estre, Laurens Vanthoor, Klaus Bachler, Raffaele Marciello, Augusto Farfus, Christopher Mies, Maxime Martin, Daniel Juncadella, Dennis Olsen, Julien Andlauer und Sheldon van der Linde gingen tatsächlich auf dem Nürburgring, in Le Mans sowie in Spa-Francorchamps an den Start.
Der zweifache DTM-Champion Wittmann bestritt obendrein noch das DTM-Event in Zandvoort (07.-09.06.) und parallel dazu den Le-Mans-Testtag am selben Wochenende. "Den Siegerpokal aus Zandvoort hatte ich drei Wochen im Gepäck und habe ihn erst gestern in die Vitrine gestellt", sagte der BMW-Werksfahrer am Dienstag in einer DTM-Pressekonferenz vor dem Norisring-Wochenende. "Der Monat war extrem stressig mit drei 24-Stunden-Rennen, aber auch schön, weil man viele Rennen fährt."
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