Den großen Pokal wollte Nicki Thiim so gar nicht mehr aus der Hand geben. Nach seinem ersten DTM-Sieg musste die sehenswerte Trophäe überall hin mit, angefangen beim Podium über die Pressekonferenz bis hin zur Teambesprechung nach dem Sonntagsrennen auf dem Norisring. Viele Stunden nach dem Zieleinlauf sah Motorsport-Magazin.com, wie der Däne den Siegerpokal fest umklammert noch einmal fürs Teamfoto in die Garage von SSR Performance schleppte.
Es war ein durchaus geschichtsträchtiger Sieg, den Thiim auf dem Nürnberger Stadtkurs errang: Der 35-Jährige geht als erster Fahrer in die 40-jährigen Geschichtsbücher der DTM ein, der es seinem Vater gleichtun konnte: Papa Kurt gewann im Jahr 1986 die DTM-Meisterschaft und sammelte insgesamt 19 Siege. Sohn Nicki hat jetzt nach einem schwierigen Saisonauftakt beim Top-Team SSR-Lamborghini zumindest den Anfang unternommen.
Nicki Thiim emotional: 20 Jahre lang vom ersten DTM-Sieg geträumt
Der 'Dane Train', wie seine Fans Thiim nennen, wurde nach dem Start-Ziel-Sieg emotional, kämpfte vor den TV-Kameras sichtlich mit den Tränen. Zwar hat er bereits zwei Klassensiege bei den 24 Stunden von Le Mans, zwei WM-Titel in der WEC, einen Gesamtsieg bei den 24h Nürburgring und seit letztem Wochenende auch in Spa-Francorchamps im Gepäck, aber die DTM ist für Thiim eine spezielle Herzensangelegenheit.
"Ein Sieg in der DTM war seit 20 Jahren mein Traum", sagte Thiim, der zu den spannendsten Charakteren im DTM-Starterfeld zählt, und in seiner typischen Art fortfuhr: "Die harte Arbeit zahlt sich aus, und schlechte Zeiten vergehen wieder. Pisst nie einem Wikinger ans Bein!"

Thiim: An einem Tag mehr Punkte als in sieben Rennen zusammen
Kurios: Mit den 28 Punkten für den Sieg und die Pole Position ergatterte Thiim innerhalb weniger Stunden am Sonntag mehr Punkte als in den sieben Rennen zuvor! Mit 55 Zählern belegt er zur Saisonhalbzeit den 13. Rang in der Fahrer-Tabelle. "Das war die härteste Zeit meiner Karriere, nix hat geklappt", räumte Thiim ein. "Aber ich habe immer an mich geglaubt, und das Team hat mich nie fallengelassen. Ich bin so stolz über den DTM-Sieg. Das zeigt, dass ich für diesen Kram noch nicht zu alt bin!"
Auch sein SSR Performance-Team um Besitzer Stefan Schlund und Teamchef Mario Schuhbauer habe nie Zweifel an Thiims Fähigkeiten gehabt. "Niemals", versicherte Schuhbauer gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Erst hat er in Spa gewonnen und jetzt in der DTM gute Punkte gesammelt. Das verleiht natürlich Rückenwind, und ich glaube schon, dass Nicki diese Erfolge sehr stärken werden."

Keine Start-Sorgen bei SSR-Lamborghini
Im durchweg trockenen Sonntagsrennen agierte Thiim nach seiner ersten DTM-Pole durchweg souverän. Sorgen, dass es zwischen ihm und Teamkollege Mirko Bortolotti von Startplatz zwei in der ersten Kurve eng werden würde, sollten sich nicht bewahrheiten. Am Samstag war es ohnehin brenzlig genug, als Thiim kurz vor dem Rennende seinen um den Titel kämpften Teamkameraden für Platz vier überholt hatte...
Schuhbauer über den Sprint hin zur Grundigkehre am Sonntag: "Wir haben zwei ganz professionelle Fahrer, die sich sehr respektieren und die genau wissen, was zu tun ist. Da muss man nicht viel managen. Es gab gar keine Probleme."

Mirko Bortolotti übernimmt Führung in DTM-Tabelle
Der Pflicht-Boxenstopp zur Rennmitte verlief bei Thiim ebenfalls reibungslos, nur Bortolotti verlor in dieser Phase den zweiten Platz an Maro Engel (Winward-Mercedes). Das sei laut Schuhbauer keine große Überraschung gewesen: "Wir wussten, dass der Mercedes stark ist. Maro hat auch einen guten Job gemacht, und seine Crew ist extrem stark bei den Boxenstopps." Trostpflaster für Bortolotti: Mit dem dritten Platz hat er erstmals in dieser Saison die Führung in der Meisterschaft übernommen.
Engel in seinem 100. DTM-Rennen stellte für Vordermann Thiim keine wirkliche Gefahr dar, auch nach der späten Safety-Car-Phase konnte er den knallgelben Lamborghini nicht entscheidend angreifen. "Nickis Pace war von Beginn an die beste", sagte Engel. "Ich habe so viel Druck ausgeübt wie möglich, aber dieser Wikinger hatte immer eine Antwort! Ich hatte keine Chance auf den Sieg, aber Platz zwei ist ein starkes Ergebnis. Nach unseren Problemen zuletzt in Zandvoort war das ein tolles Comeback."
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