Doppel-Pole beim DTM-Heimspiel auf dem Norisring! Der Münchner Rennstall SSR Performance feierte im Qualifying am Sonntagmorgen einen Erfolg auf ganzer Linie: Nicki Thiim fuhr in seinem SSR-Lamborghini zu seiner ersten Pole Position in der deutschen Traditionsserie. Der frischgebackene Sieger der 24 Stunden von Spa-Francorchamps setzte sich im aufgeteilten Qualifying in der Gruppe 2 gegen seine neun Konkurrenten durch.
Thiim benötigte 48.758 Sekunden für seine schnellste Runde auf dem 2,162 Kilometer langen Stadtkurs - damit war der 'Dane Train' wenige Hundertstelsekunden schneller als SSR-Teamkollege Mirko Bortolotti, der sich zuvor in Gruppe 1 die Bestzeit gesichert hatte. Damit nimmt Thiim das heutige Rennen (13:30 Uhr live bei ProSieben) von der Pole Position vor Bortolotti auf.
"Nach einer bisher so beschissenen Saison haben wir es endlich auf die Reihe bekommen", sagte der 35-jährige Thiim in seiner gewohnt offenen Art. "Es ist einfach eine Erleichterung, zu sehen, dass man noch nicht zu alt ist für den Kram."
Bortolotti gelang während seiner 23 Runden eine persönliche Bestzeit von 48.892 Sekunden. "Das Auto ist komplett zerstört auf der rechten Seite, sorry dafür", funkte Bortolotti noch beim Fallen der Flagge aus seinem Lamborghini Huracan GT3 Evo2 heraus, nachdem ihm ein Spiegel nach Mauerkontakt flöten gegangen war.
Bortolotti präsentierte sich am Sonntagmorgen hellwach, obwohl seine nächtliche Ruhe gestört wurde: In seinem Hotel in Nürnberg, in dem auch andere Fahrerlager-Personen eingebucht waren, kam es mitten in der Nacht zu einem Feueralarm, der alle Gäste aus dem Bett holte. Bortolotti: "Das war ein sehr aggressiver Wake-Up-Call mitten in der Nacht! Zum Glück ist nichts Weiteres passiert."
Laut dem Qualifying-Modus belegten Maro Engel vor seinem 100. DTM-Rennen (Winward-Mercedes, Zweitschnellster in Gruppe 2) und der Meisterschaftsführende Kelvin van der Linde (Abt-Audi, Zweitschnellster in Gruppe 1) die zweite Startreihe im Sonntagsrennen. Auf den Plätzen fünf und sechs landeten demnach Maximilian Paul (Paul-Lamborghini, Drittschnellster in Gruppe 2) und Luca Stolz (HRT-Mercedes, Drittschnellster in Gruppe 1).
Arjun Maini (HRT-Mercedes), Lucas Auer (Winward-Mercedes), Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) und Samstags-Polesetter Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari) komplettierten die Top-10 der Startaufstellung auf den Plätzen sieben bis zehn.
Die Temperaturen in Nürnberg waren mit knapp 16 Grad (Strecke: 18 Grad) deutlich kühler als am Vortag, wo das Rennen bei 30 Grad über die Bühne ging. Trotz eines leichten Nieselregens am Sonntagmorgen, präsentierte sich die Strecke auf der Ideallinie im trockenen Zustand.
Rene Rast: Sieg am Samstag, vorletzte Startreihe am Sonntag
Eine Enttäuschung erlebte Samstags-Sieger Rene Rast (Schubert-BMW). Der dreifache DTM-Champion kam in der Gruppe 1 nicht über den neunten und damit vorletzten Platz hinaus, drei Zehntelsekunden fehlten zu Spitzenreiter Bortolotti. Bedeutet für Rast, der zuletzt fünfmal in Folge am Norising auf dem Podest stand und am Samstag dank seiner mutigen Reifen-Strategie siegte: Start aus der vorletzten Reihe.
"Wir haben heute eine andere Strategie probiert als der Rest des Feldes, die hat aber nicht funktioniert", erklärte der Schubert-BMW-Pilot bei ProSieben. "Wir sind am Anfang mit gebrauchten Reifen gefahren, um zur Mitte des Trainings auf den neuen Reifen zu wechseln, der kam aber nicht ans Arbeiten."
Rast stand während des Qualifyings obendrein unter Beobachtung der Rennleitung, weil er in Gruppe 1 den Ferrari von Jack Aitken behindert haben soll. Der Vorfall wurde erst nach dem Zeittraining von den Sportkommissaren behandelt.
BoP-Änderungen: Mehr Power für Audi, Porsche und Mercedes
In der Nacht auf Sonntag hat die SRO erstmals während des Wochenendes an der Balance of Performance geschraubt. Die beiden Audi R8 LMS GT3 von Abt Sportsline erhielten einen um 0,5 Millimeter größeren Restriktor (36,5 statt 36,0 mm), dafür aber zusätzliche 5 Kilogramm Zusatzgewicht.
Die Manthey-Porsche 911 GT3 R durften nach dem schwierigen Samstag 15 Kilo ausladen und starteten mit 1.290 Kilogramm in den Sonntag. Die Mercedes-AMG GT3 von HRT und Winward durften ebenfalls 10 Kilo ausladen, gleichzeitig wurde der Lambda-Wert leicht reduziert in Folge einer Restriktor-Vergrößerung vor dem Wochenende.
Erklärt: So funktioniert das DTM-Qualifying am Norisring
Die Erstellung der Startaufstellung am Norisring ist eine knifflige Angelegenheit, denn: Die Qualifyings am Samstag und Sonntag wurden in zwei Gruppen aufteilt, um den 20 Piloten möglichst freie Runden auf dem 2,162 Kilometer kurzen Kurs zu ermöglichen. Dieses Prozedere gilt seit 2022 in der DTM beim einzigen Stadtrennen im Rennkalender.
Und das funktioniert so: Der schnellste Fahrer aus der kombinierten Gruppenphase sicherte sich den ersten Startplatz - im heutigen Fall Thiim in Gruppe 2. Der bestplatzierte Fahrer der anderen Gruppe - hier Bortolotti in Gruppe 1 - nimmt den zweiten Platz in der Startaufstellung ein. Der zweitschnellste Pilot aus der Gruppe des Pole-Setters belegt P3, der zweitschnellste Fahrer aus der anderen Gruppe P4, und so weiter.
Da die Fahrer aus der zweiten Gruppe (B) wegen der besseren Grip-Verhältnisse theoretisch bevorteilt sind, wurden die Gruppen vom Samstag für das Qualifying am Sonntag umgedreht. Die Zuteilung in die beiden Gruppen erfolgte anhand der kombinierten Ergebnisse aus den beiden Trainings am Freitag: Fahrer auf den geraden Plätzen der Ergebnisliste starteten in Gruppe A, Fahrer auf den ungeraden Positionen in Gruppe B. Die Zuteilung gilt für Samstag und Sonntag.
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