Am Nürburgring sorgten Kelvin van der Linde (Abt-Audi) und sein Bruder Sheldon (Schubert-BMW) in den beiden Rennen am Samstag und Sonntag für einen Doppelsieg und schrieben dabei als Brüderpaar DTM-Geschichte. Besonders der Auftritt von DTM-Spitzenreiter Kelvin im regnerischen Samstagslauf war dabei eine ganz große Show!

Sein Vorsprung auf den Zweitplatzierten Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini) betrug sage und schreibe 15,232 Sekunden. Abt-Teamkollege Ricardo Feller lag auf Rang neun sogar 43,820 Sekunden zurück. Regen und van der Linde, das passt: Zuvor im nassen Lausitzring-Rennen hatte er im Ziel 2,547 Sekunden Vorsprung auf Maro Engel im Winward-Mercedes. Hier lag Feller als Fünftplatzierter 14,590 Sekunden zurück.

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Kelvin van der Linde gewann seine letzten drei DTM-Rennen im Regen, Foto: Gruppe C Photography

Kelvin van der Linde: Letzte drei DTM-Siege im Regen

Auffällig: Van der Linde erzielte die letzten drei seiner sieben DTM-Siege allesamt im Regen. Vor seinen diesjährigen Erfolgen in der Lausitz sowie auf dem Nürburgring, setzte er sich in der Saison 2023 beim Regen-Rennen auf dem Red Bull Ring in Spielberg durch. Damals stand mit Feller auch der zweite Abt-Sportsline-Pilot auf dem Podium.

Wenn es regnet, glänzen van der Linde und die Äbte ganz besonders - sowohl auf den letztjährigen Pirelli-Reifen, als auch mit der neuen Generation, die dieses Jahr ausschließlich in der DTM sowie im ADAC GT Masters zum Einsatz kommt. Offenbar profitiert der Rennstall aus Kempten von seiner immensen Erfahrung, denn wegen der eingeschränkten Testfahrten bieten sich heute nicht mehr allzu viele Gelegenheiten, mit Reifendrücken und Setups zu experimentieren.

Kelvin van der Linde: Regenreifen sind "Geheimwaffe" in DTM

"Bei der vorigen Version der Regenreifen ging es immer um die Drücke, man musste immer mit einem verrückt hohen Druck fahren", verriet van der Linde. "Später kannte dann jeder die Geheimnisse. Mit dem neuen Reifen ist noch nicht viel getestet worden. Wenn du einen Glückstreffer mit dem Reifendruck landest, hast du einen Vorteil. Unser Vorteil wird aber nicht ewig halten, die anderen holen auf. Es gibt viele clevere Leute im Fahrerlager."

Van der Linde bezeichnete das Verständnis mit den neuen Regenreifen sogar als eine "Geheimwaffe". Das Händeln der neuen Pirelli-Regenreifen haben offensichtlich noch nicht alle Teams vollends verstanden, wie auch SSR-Performance-Teammanager Mario Schuhbauer gegenüber Motorsport-Magazin.com bestätigte.

"Den neuen Pirelli-Regenreifen müssen wir einfach noch besser kennenlernen und verstehen. Wir haben beim Abt-Team gesehen, was geht und was eben nicht. Angesichts dessen sind wir als Team wirklich mit dem Ergebnis (P2 für Mirko Bortolotti, d. Red.) zufrieden." Interessant ist, dass beim letzten Test auf dem Nürburgring, bei dem viele DTM-Teams, u.a. auch SSR vor Ort waren, ebenfalls teils regnerische Bedingungen herrschten. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse hat augenscheinlich aber nur das Abt-Team für sich nutzen können.

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DTM-Titelgegner: Kelvin van der Linde, Mirko Bortolotti und Maro Engel, Foto: Gruppe C Photography

Abt Sportsline: Die Regen-Götter aus dem Allgäu

Die Äbte präsentieren sich nicht nur in der DTM, sondern auch in der Formel E zuweilen als 'Regen-Götter'. Hervorzuheben ist das Heimrennen in Berlin 2023, als die ehemaligen Abt-Piloten Nico Müller und Robin Frijns ihre Konkurrenz auf nasser Piste im Regen stehen ließen und das Quali-Finale unter sich ausmachten. Profitiert habe das Team laut CEO Thomas Biermaier damals von einem verregneten Testtag. In Berlin sollen die Äbte mit extremen Reifendrücken gefahren sein, während die Konkurrenz zu konservativ agierte.

Das Erfolgsteam aus Kempten im Allgäu dürfte sich demnach für die letzten sechs DTM-Rennen der Saison 2024 auf dem Sachsenring, in Spielberg und auch beim Finale in Hockenheim viel Regen wünschen, denn Tabellenführer van der Linde hat seinen Sieg-Hattrick, also seine letzten drei DTM-Siege, allesamt bei nasser Rennstrecke erzielt. Übrigens soll der Pirelli-Regenreifen 2025 auch in der GT World Challenge Europe zum Einsatz kommen, die der italienische Reifenhersteller ebenfalls exklusiv mit seinen Produkten ausrüstet.