Tracklimits. Das ist nicht nur in der Formel 1 ein leidiges Thema, sondern auch in der MotoGP. Denn auch auf zwei Rädern wird mittlerweile jeder Millimeter der Strecke ausgenutzt und viele Kerbs voll mitgenommen. Dabei bewegen sich die Piloten oft auf Messers Schneide. Nuancen entscheiden darüber, ob ein Fahrer einen Regelverstoß begeht oder nicht, völlig egal ob er dadurch einen echten Vorteil hatte oder nicht. Auch bei der Sanktion für Tack-Limit-Vergehen, dem sogenannten Long-Lap-Penalty, findet diese Regel ihre Anwendung. Genau dort herrscht laut Miguel Oliveira aber noch Gesprächsbedarf.
Im Regelwerk ist klar festgelegt, wann ein Verstoß vorliegt. Berührt ein Reifen die verbauten Sensoren einer grün bemalten Asphaltfläche, bekommt die Rennleitung das Signal, dass der Pilot die Strecke verlassen hat. Wiederholt sich der Verstoß, müssen die Extrameter durch die Long-Lap gefahren werden. Im Kampf um Punkte, Podestplätze und Rennsiege ist das natürlich ein äußerst dramatisches Ereignis. Auch 2024 entschied der Long-Lap schon über Sieg und Niederlage. So schmiss Fermin Aldeguer im Moto2-Rennen in Barcelona einen sicher geglaubten Erfolg ins Kiesbett, als er auf den Zusatzmetern zu Sturz kam.
Auch Fabio Quartararo hat schon negative Erfahrung mit dem Penalty gemacht. So kam er in Jerez 2023 mit dem Hinterreifen leicht auf die weiße Linie im Long-Lap - laut Regelwerk ein Verstoß, obwohl der Yamaha-Pilot keine Zeit gewann. Denn auch dort gelten die strikten Track-Limit-Bestimmungen der MotoGP-Stewards. Wer beim Versuch den Long-Lap zu absolvieren, nicht innerhalb der Begrenzungslinien bleibt, hat diesen nicht ordentlich abgesetzt. Die Folge ist somit ein weiterer Penalty.
Genau diese Erfahrung musste Miguel Oliveira in Assen machen. Dort wurde der Portugiese zuvor wegen mehrerer Verstöße zur Strafe verdonnert. Als er diese schließlich absitzen wollte, ging er allerdings zu weit. "Ich wollte einfach so wenig Zeit wie möglich verlieren", offenbarte Oliveira später. "Ich bin einfach zu schnell hineingefahren und bin dann ins Kies gekommen. Ich habe mich also nicht an die Regeln gehalten. Ich musste das dann natürlich wiederholen. Spätestens damit war mein Rennen dann gelaufen."
Ganz fair sieht der Trackhouse-Pilot die doppelte Strafe allerdings nicht. "Das sind die Regeln, sie sind für alle gleich. Ich hätte einfach langsamer fahren können. Aber andererseits muss ich sagen, wenn Du eh genug Zeit verlierst, warum sollst du ihn dann noch einmal wiederholen? Das ist etwas, worüber wir diskutieren sollten", so Oliveira.
Eine durchaus nachvollziehbare Haltung des Aprilia-Piloten. Der Sinn der Regel liegt schließlich darin, zu verhindern, dass ein mögliches Abkürzen beim Long-Lap einen Vorteil einbringt. In Oliveiras Fall führte sie allerdings dazu, dass er gleich doppelt bestraft wurde. Hier könnte eine Anpassung ähnlich zu den restlichen Regeln der Streckenbegrenzung Sinn ergeben. Dort ist nämlich festgehalten, dass ein Pilot keine Strafe zu erwarten hat, sollte er beim Verlassen der Strecke mindestens eine Sekunde im jeweiligen Abschnitt verlieren. Dies könnte auch auf den Long-Lap angewandt werden.
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