Am 22. Mai 2022 übernahm Max Verstappen in Spanien die WM-Führung von Charles Leclerc. Am 16. März 2025 ist er sie in Australien los. Nach 1.029 Tagen steht zum ersten Mal wieder ein anderer Fahrer an der Spitze der Formel 1. Lando Norris ist es. Verstappen konnte auch mit Strategie-Poker und Schluss-Spurt dem nichts wirklich entgegensetzen. Vielmehr ist der zweite Platz trügerisch, Red Bulls Befürchtungen wurden im Rennen final bestätigt.

Es ist für Verstappen nicht repräsentativ, dass er am Ende nur 0,895 Sekunden hinter Norris ins Ziel gekommen war. Dabei kam ihm entgegen, dass nach dem dritten und letzten Safety Car nur mehr eine Handvoll Runden bei feuchten Bedingungen zu fahren gewesen waren. Davor hatte das ganze Rennen schon gezeigt, dass der RB21 über die Distanz bei dem teils nassen, teils trockenen Mischwetter keine Chance gegen McLaren hatte.

Max Verstappen in Australien ohne echte Chance gegen McLaren

"Ich versuchte einfach ranzufahren, Druck aufzubauen, aber mit nur einer trockenen Linie ist Überholen sehr schwer", so Verstappen über die letzten Runden. Es sah besser aus, als es war. "Lando hatte einen kleinen Rutscher rein in Kurve sechs und viel Schwung verloren, deshalb kam ich so nah ran und hatte dann DRS."

Hätte das Rennen noch länger gedauert, dann wäre es wohl recht bald aus gewesen mit dem Druck. "Heute haben wir gesehen, was wir eigentlich schon wussten: Unser Reifenverschleiß ist deutlich höher", so Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko im ORF. "Nach sechs bis acht Runden bauen wir stärker ab. Es hätte noch mehr Regen sein müssen, damit der Max-Faktor kommt."

Das hatte sich in der ersten Rennhälfte klar gezeigt. Verstappen hatte sich mit starkem Start zwischen Norris und Oscar Piastri geschoben, doch bei auftrocknender Strecke konnte er die Intermediates nicht am Leben halten. In Runde 17 machte er daraufhin einen seltenen Fehler und ließ Piastri nach einem Verbremser durchschlüpfen, und verlor dann teilweise über eine Sekunde pro Runde.

Verstappen profitiert von Piastri-Fehler & scheitert mit Strategie-Poker

Nur dank zweier später Safety Cars fand er am Ende noch einmal den Anschluss, und nur dank eines Abflugs von Piastri bei erneut einsetzendem Regen kam er zurück auf Platz zwei. An diesem Punkt traf Red Bull auch noch eine äußerst riskante Entscheidung: Nachdem sowohl Piastri als auch Norris nur wenige Meter vor Verstappen von der Strecke gerutscht waren, kam Norris sofort an die Box. Verstappen blieb draußen.

"Es war ein bisschen Panik bei ihnen", glaubt Verstappen. Gleich zwei Runden blieb er länger draußen, weil es erst nur in diesen drei Kurven im letzten Sektor zu regnen schien. "Die erste Runde war okay. Wäre nicht noch mehr gekommen, dann hätte es denke ich funktionieren kommen." Doch in Runde 46 begann es auch im Mittelsektor.

"Dann mussten wir stoppen", so Verstappen. Letztendlich sieht er es als guten Versuch, der ihm weder etwas brachte noch etwas kostete. Wäre er mit Norris gemeinsam in Runde 44 reingekommen, hätte sich nichts geändert. Runde 45 hätte auch keinen Unterschied gemacht: "Da wären wir trotzdem danach auf Platz zwei gelegen."

McLaren-Leistung für Red Bull in Australien zu viel

Die McLaren-Leistung bei Mischbedingungen bereitet Red Bull jetzt nur noch weiteres Kopfzerbrechen. "Normalerweise wärmst du die Reifen schnell auf, und dann halten sie nicht so lange", merkt Marko an. Nicht so bei McLaren: "Bei denen ist beides der Fall. Sie heizen sie schnell auf, und haben genügend Konstanz."

Unmittelbar sind die Defizite für Red Bull nicht zu lösen. Drei bis fünf Rennen wird es bis zu den ersten nennenswerten Updates dauern, so Marko. Da nimmt Verstappen einen zweiten Platz und 18 WM-Punkte in Australien nur zu gerne mit: "Ein guter Startpunkt für uns."