Härtere Sanktionen für Vergehen abseits der Strecke: Seit diesem Jahr werden Rennfahrer von der FIA stärker bestraft, wenn sie beispielsweise Schimpfwörter in Interviews verwenden. Mindestens 40.000 Euro können selbst bei Erstvergehen für Formel-1-Piloten fällig werden. Alex Wurz, Präsident der Fahrervereinigung GPDA hätte sich ein anderes Vorgehen seitens des Automobilweltverbandes gewünscht.

Alexander Wurz: Die FIA ist der Schiedsrichter

"Es sollte ein bisschen Toleranz geben. Denn wenn du mit 300km/h, voller Adrenalin gepumpt, als Fahrer im Cockpit schimpfst - was nur menschlich ist - und der Funk offen ist, man sofort so richtig zur Kasse gebeten wird, ist das nicht im Interesse der Fahrer und da wären wir einen anderen Weg gegangen als das uns die FIA aufgezwungen hat", erklärt Wurz gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Seit diesem Jahr können die Stewards die Fahrer mit fünfstelligen Geldstrafen belegen, wenn sie Schimpfwörter verwenden - unabhängig davon, an wen die Worte gerichtet sind. "Wir wissen alle, dass wir eine Vorbildwirkung haben und uns entsprechend mit der Zunge und den Aussagen züngeln sollten. Wo wir einen unterschiedlichen Ansatz haben, ist in den sehr strengen und sehr hohen finanziellen Strafen", so Wurz, der als GPDA-Präsident auch bemüht ist, die Wogen nicht weiter eskalieren zu lassen. "Die FIA ist der Schiedsrichter und das muss respektiert werden."

Werden Fahrer zu Roboter? Wurz: Gefahr ist da

Für Alexander Wurz liegt es im Bereich des Möglichen, dass sich die Fahrer zukünftig gar nichts mehr in Teamfunk-Gesprächen trauen zu sagen: "Die Gefahr ist absolut da, dass Fahrer Angst haben, dass ihnen etwas passiert. Vor allem junge Fahrer haben das Geld nicht. Sie haben ewig lang den Motorsport mit ihren Sponsoren finanziert und dann könnte so eine Strafe finanzielle und sportliche Folgen haben."

GPDA-Präsident Alex Wurz hat sich nicht nur zu den FIA-Sanktionen geäußert, sondern auch seine Prognose für die bevorstehende Formel-1-Saison abgegeben. Wieso ist Lewis Hamilton zum Siegen verdammt? Seine Antwort gibt es hier im Video:

Kann Ferrari Lewis Hamilton brechen? Alex Wurz: Kann passieren! (15:06 Min.)

In diesem Jahr fahren gleich sechs Piloten ihre erste vollständige Formel-1-Saison. Auch für die Neulinge könnte bereits ein Erstverstoß bis zu 40.000 Euro teuer werden. "Wir finden, dass wir im gemeinsamen Dialog - außerhalb der Medien - uns hinsetzen sollten", empfiehlt Wurz im Umgang zwischen Fahrern und FIA.

Sollten auch sportliche Sanktionen folgen können?

Nicht nur die Höhe des Strafmaßes ist für Alexander Wurz, seit 2014 GPDA -Präsident, ein Dorn im Auge. Hinzu kommt die Vermischung der verbalen Vergehen abseits des Sports mit dem Geschehen auf der Strecke. Wiederholungstäter müssen schon beim zweiten Vergehen mit einer einmonatigen Sperre auf Bewährung rechnen.

Die Höchststrafe für Formel-1-Piloten liegt bei 180.000 Euro inklusive einer sechsmonatigen Sperre und einem möglichen Punktabzug. "Das sportliche Reglement und die sportlichen Strafen sollte sich allein auf den Sport beziehen, der auf der Strecke adhoc stattfindet. Wenn ich jemanden absichtlich von der Strecke crashe, dann ist das ein anderes Vergehen, als würde ich mich verbal versprechen", meint Wurz.

2024 entflammte in der Endphase der Saison ein Streit zwischen FIA und GPDA über die Verhältnismäßigkeit von Vergehen und Strafe. Da auch die Benutzung von Schimpfwörtern während des hitzigen Wettkampfs in den Funksprüchen Strafen zur Folge hatte, gingen die F1-Fahrer gegen FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem auf die Barrikaden.