Der Kampf zwischen Francesco Bagnaia und Jorge Martin bestimmt die MotoGP. In Spielberg degradierten die beiden Ducati-Stars die versammelte Konkurrenz zu Statisten. Ganz so dominant wie am Red Bull Ring war das Duo nicht immer, aber die Zahlen der bisherigen Saison zeigen: Sie fahren in ihrer eigenen Liga.
Spielberg-Wochenende neuer Saison-Höhepunkt der Titelrivalen
Am Samstag in Österreich zeigten sie erneut ihre Ausnahmestellung. Martin legte in 1:27.788 Minuten einen unglaublichen neuen Pole-Rekord hin, der fast acht Zehntel schneller war als Bagnaias Bestmarke aus der Vorsaison. Der Weltmeister reihte sich knapp eineinhalb Zehntel dahinter ein. Bis zu Marc Marquez auf Rang Drei betrug der Abstand dann satte vier Zehntel. Dass ein Duo den anderen im Qualifying derart davonfährt, gab es seit 2017 nicht mehr. Damals waren es Marquez und Maverick Vinales, die in Austin die Konkurrenz bügelten.
In den Rennen konnte dann erneut niemand mit den Titelrivalen mitgehen. Martin wurde trotz einer Longlap-Strafe im Sprint noch Zweiter, allerdings mit freundlicher Hilfe des stürzenden Marquez. Im Rennen distanzierten sie Enea Bastianini um mehr als vier Sekunden. In Silverstone hatte 'La Bestia' die beiden noch bezwingen können. Doch es handelte sich um eine von nur zwei Ausnahmen am Sonntag. Bagnaia und Martin sind konstant die besten, wie wir im Folgenden untermauern werden.
Nur je ein Podium in Sprint und Rennen ohne das Spitzenduo
9 von 11 Grand Prix (7 Bagnaia, 2 Martin) haben sie gewonnen. Bei den Sprints ist die Quote mit 7 von 11 (4 Martin, 3 Bagnaia) ebenfalls beeindruckend. Noch mehr aber liegt die Dominanz in der Konstanz. In 9 der 11 Grand Prix stand Bagnaia auf dem Podium, bei Martin ist es nur eines weniger. Bis auf das Rennen in Austin war mindestens einer der beiden bei der Siegerehrung dabei. Aus diesem Rennen stammt auch die jeweils schlechteste Zielankunft: Martin wurde Vierter, Bagnaia Fünfter.
MotoGP-Rennstatistik 2024: Bagnaia vs. Martin
Bagnaia | Martin | |
---|---|---|
Siege | 7 | 2 |
Podien | 9 | 8 |
Top 5 | 10 | 9 |
Stürze | 1 | 2 |
Auch im Sprint sehen wir nur einen einzigen Ausreißer. Bagnaia wurde in Austin Achter, sonst stehen nur Top-4-Platzierungen bei Zielankünften. Hier hat Martin aber die Nase klar vorne. Bei 9 von 11 Sprints war er in den Top 3. Bagnaia kam hingegen nur viermal auf das Podium. Das hing aber auch mit Stürzen zusammen. Der prominenteste war jener in der letzten Runde in Barcelona, als er einen sicheren Sieg wegwarf. Dies führte zum einzigen Sprint-Podium des Jahres, bei dem keiner des Duos dabei war. In Le Mans wurde Bagnaia außerdem von einem technischen Defekt gestoppt.
MotoGP-Sprintstatistik 2024: Bagnaia vs. Martin
Bagnaia | Martin | |
---|---|---|
Siege | 3 | 4 |
Podien | 4 | 9 |
Top 5 | 6 | 10 |
Stürze | 2 | 1 |
Defekt | 1 | - |
Qualifying-Bilanz zeigt: Bagnaia und Martin sind immer schnell
Selbst ein Blick auf die Stürze zeigt die Konstanz auf, so abwegig dies zunächst klingen mag. Gemeint ist damit der konstante Speed, den Martin und Bagnaia aufzeigen. Jedes Mal, wenn sie zu Fall kamen, befanden sie sich unter den ersten fünf. Abgesehen von Austin findet sich kein Rennen, bei dem sie nicht im Kampf um das Podium dabei waren.
Auf diesen Positionen lagen Bagnaia und Martin bei ihren Ausfällen
Rennen | Fahrer | Position beim Ausfall |
---|---|---|
Portimao | Bagnaia | 5 |
Jerez Sprint | Bagnaia | 5 |
Jerez | Martin | 1 |
Le Mans Sprint | Bagnaia | 2 vor Defekt |
Barcelona Sprint | Bagnaia | 1 |
Mugello Sprint | Martin | 3 |
Sachsenring | Martin | 1 |
Silverstone Sprint | Bagnaia | 4 |
Diese Konstanz basiert auch auf der Bilanz im Qualifying, welches in der modernen MotoGP so viel wichtiger geworden ist als noch vor einigen Jahren. Ein einziges Mal verpassten sie jeweils die ersten beiden Reihen. Startplatz 7 gab es für Bagnaia in Jerez und für Martin in Barcelona. Martin stand fantastische 8 Mal bei 11 Qualifyings in Reihe Eins. Bei Bagnaia ist die Bilanz mit 6 aus 11 ebenfalls hervorragend.
MotoGP-Qualifyingstatistik 2024: Bagnaia vs. Martin
Bagnaia | Martin | |
---|---|---|
Poles | 1 | 5 |
Top 3 | 6 | 8 |
Top 6 | 10 | 10 |
Schlechtester Starplatz | 7(1x) | 7(1x) |
WM-Wertung: Bagnaia und Martin auf Kurs 500 Punkte
Und so verwundert es wenig, dass die beiden der Konkurrenz auch in der WM-Wertung enteilt sind. Fünf Punkte trennen Bagnaia (275) und Martin (270). Nur Enea Bastianini (214) und Marc Marquez (192) sind überhaupt noch in entfernter Schlagweite. Der fünftplatzierte Maverick Vinales (139) kann gerade einmal etwas mehr als die Hälfte der Punkte aufweisen.

Und auch im Vergleich zum Vorjahr wird die Dominanz deutlich. Im ersten Jahr mit Sprints schaufelte Francesco Bagnaia in 20 Rennen 467 Punkte auf sein Konto. Mit einem Schnitt von 25 pro Wochenende steuert er in den 20 Rennen dieser Saison auf die 500er-Marke zu. Jorge Martin holte im Vorjahr 428 Punkte. Mit 24,54 Zählern pro Wochenende nimmt auch er Kurs in Richtung der 500. Beide sind also dabei, ihr Ergebnis von 2023 - als ebenfalls kein anderer Fahrer nur in der Nähe ihrer Punktzahl war - noch einmal zu steigern.
Aprilia und KTM fallen zurück: Zweite Saisonhälfte noch dominanter?
Dazu sollte angemerkt werden, dass der Trend der letzten Rennen für eine noch größere Dominanz in der zweiten Saisonhälfte spricht. Aprilia und KTM konnten zu Saisonbeginn noch einigermaßen mithalten, sind nun aber abgehängt. Von den anderen Ducatis scheinen einzig Enea Bastianini und Marc Marquez wirkliche Gegner zu sein. Letzterer dürfte mit seiner GP23 aber technisch immer weiter gegen die aktuelle Desmosedici zurückfallen. Die Zeichen stehen also darauf, dass die Zahlen der Dominanz der beiden Titelrivalen zum Saisonende noch beeindruckender sein werden, als sie dies zur Saisonmitte ohnehin schon sind.
Warum es so schwierig ist, Marc Marquez auf einen ähnlichen technischen Stand wie Bagnaia und Martin zu bringen, könnt ihr hier lesen:
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