Es gibt Dinge, die will man auf einem Motorrad nicht erleben. Ein blockierendes Vorderrad beim Anbremsen einer Kurve zählt definitiv dazu. Moderne Serien-Bikes sind deshalb fast ausnahmslos mit Antiblockiersystemen ausgestattet. So können viele Stürze in derartigen Situationen vermieden werden. In der MotoGP ist ABS allerdings per Reglement verboten. Die Kontrolle liegt zu 100 Prozent in den Händen beziehungsweise Füßen der Fahrer.
MotoGP in Spielberg: Bremsen am Limit
Je nach Strecken-Layout wird ihnen dabei mehr oder weniger Gefühl abverlangt. Am vergangenen Wochenende in Spielberg erlebten die MotoGP-Stars dabei die ultimative Härteprüfung. Kein Kurs im Rennkalender umfasst so viele harte Bremspunkte, die durch die großen Höhenunterschiede am Red Bull Ring noch einmal verkompliziert werden. Die Zahlen dazu: In Turn 1 wird von 305 auf 100 km/h gebremst, in Turn 2 von 260 auf 90, in Turn 3 von 230 auf 60, in Turn 4 von 300 auf 85.
Bremsleistungen, die nur durch die gewaltigen 355-Millimeter-Scheiben von Ausstatter Brembo und ausgeklügelte Kühlsysteme möglich sind. Doch die Michelin-Reifen der MotoGP können mit den Bremsanlagen schon lange nicht mehr mithalten und geraten so an ihre Grip-Grenzen. "Die Bremsen sind viel besser als die Reifen", verrät GasGas-Pilot Augusto Fernandez.
Gestört, aber normal: Die Routine der MotoGP-Stars
"Ein blockierendes Vorderrad ist furchterregend", verrät Joan Mir. "Wenn ich diese Situationen analysiere, dann denke ich mir: 'Fuck, wir sind doch vollkommen gestört!' Aber auf dem Motorrad normalisiert du diesen Vorgang für dich. Du musst dich daran gewöhnen. Es ist kein schönes Gefühl, aber für uns ist es Normalität."

Wie aber schaffen es die MotoGP-Piloten, einen Zustand, der für Hobbyfahrer oftmals in einem Crash endet, gut 100-mal in einer Renndistanz zu kontrollieren. "Wenn du spürst, dass das Vorderrad blockiert, dann löst du die Bremse wieder etwas. Du spielst herum, wie ein ABS", erklärt Miguel Oliveira. Damit ist es aber noch nicht getan. Um ein Wegrutschen des Vorderrads zu verhindern, muss dieses unbedingt exakt geradeaus zeigen. "Dazu musst du diese Arme quasi sperren, um auf keinen Fall Bewegung im Lenker zu haben", erläutert Joan Mir. "So hältst du das Bike stabil, wenn du geradeaus anbremst. Schwierig wird es dann aber, wenn du dich in die Kurve lehnst. Dann kann es dir passieren, dass du ohne Vorwarnung die Front verlierst."
diese MotoGP Nachricht