Dieses Auto ist die letzte Chance für Mercedes, sich in der aktuellen Ära der Formel 1 wieder an die Spitze zu setzen. Am 24. Februar enthüllten die ehemaligen Dauer-Weltmeister kurz vor der ersten Ausfahrt offiziell den F1 W16, das neue Auto für die Saison 2025. Viel wurde geändert, aber den großen Ferrari-Schritt tat das Team nicht.

Bis kurz vor dem Beginn der F1-Testfahrten in Bahrain hatte sich Mercedes mit der Präsentation Zeit gelassen, während die Konkurrenten McLaren und Ferrari bereits vor Tagen Shakedowns fuhren. Der Mercedes wird erst am Dienstag in Bahrain auf die Strecke gehen. Die schwarz-silberne Lackierung des neuen W16 ist ähnlich der des Vorjahres, mit etwas mehr Silber an der Nase. Größte Auffälligkeit: Das große rote Airbox-Logo von Miteigentümer Ineos ist weg, nur kleine Schriftzüge verbleiben. Mehr dazu hier:

Mercedes verschärft Seitenkasten-Design am neuen F1-Auto

Der W16 bleibt wie zu erwarten im letzten Jahr der aktuellen Regeln ohne große Auffälligkeiten. Die Nase wird wieder bis zum ersten Hauptelement vorgezogen. Die sichtbarste äußerliche Änderung gibt der Seitenkasten her. Natürlich bleibt Mercedes, wie der Trend es diktiert, bei der vorgezogenen Oberlippe. Den Weg hatte man schon per Updates im Vorjahr eingeschlagen. Da aber noch mit relativ konservativ anmutendem und sehr klar ersichtlichem P-förmigen Lufteinlass im Undercut des Seitenkastens.

Der Lufteinlass des neuen W16 erinnert hingegen stark an den Red Bull des Vorjahres. Hauptkomponente ist ein schmaler vertikaler Einlass, der dicht ans Monocoque gebaut ist. Ob es wie beim Red Bull auch einen kleinen horizontalen Schlitz ganz oben in der Lippe gibt, ist nicht mit absoluter Sicherheit erkennbar.

Ein Studio-Bild vom neuen Mercedes F1 W16 für die Saison 2025
Der neue Mercedes F1 W16 von der Seite, Foto: Mercedes-AMG F1

Dahinter ändert sich die Form des Seitenkastens komplett. War sie im Vorjahr noch recht dünn, um den Undercut zwischen Seitenkasten und Unterboden zu minimieren, so hat der neue Seitenkasten jetzt eine auffällige Ausbuchtung auf halbem Weg, ehe er sich nach hinten wieder verdünnt.

Keine Ferrari-Aktion: Mercedes behält 2025 Aufhängungs-Konzept

Neu ist die Vorderradaufhängung - aber "komplett" bedeutet trotzdem nicht in dem Umfang, in dem man es erwarten hätte können. Wie es zum Beispiel Ferrari getan hatte. Die Scuderia wechselte für 2025 vorne das Konzept, von Push- auf Pullrods.

Anders als Ferrari lässt sich Mercedes an der Vorderradaufhängung nicht auf den bereits von McLaren und Red Bull vorgezeichneten und für die Aero-Plattform von vielen als günstiger angesehenen Pullrod-Weg leiten. Auch im letzten Jahr der aktuellen Regeln setzt man weiter sowohl vorne als auch hinten auf das Pushrod-Konzept.

Ein Studio-Bild vom neuen Mercedes F1 W16 für die Saison 2025
Der neue F1 W16 von vorne, Foto: Mercedes-AMG F1

Selbst wenn man dem Grundkonzept vertraut, so war ein kompletter Umbau aber einfach nötig. Vier Siege stand ein schwacher vierter WM-Platz entgegen. Zu groß waren insgesamt die Handling-Defizite des Vorgängers gewesen, und sein viel zu enges Arbeitsfenster hatte permanent frustriert. Cheftechniker James Allison führt aus: "Unser Hauptaugenmerk lag auf der Verbesserung des Einlenkverhaltens des W15 in langsamen Kurven sowie auf der Unausgewogenheit der Reifentemperaturen, die das Auto von Training zu Training unberechenbar machte."

George Russell & Kimi Antonelli: F1-Saisonstart mit Nachteil?

Natürlich stimmen die Daten im Windkanal. Jetzt gilt es, das Potenzial auf der Strecke sofort umzusetzen. Nicht unbedingt etwas, mit dem Mercedes in den letzten drei Jahren hatte glänzen können. "Es wird von Anfang an eine hart umkämpfte Weltmeisterschaft", weiß Allison. "In dieser Phase des Reglements nähern sich die Autos in Sachen Performance einander an. Es wird mehrere Sieger geben, und es ist möglich, dass wir noch mehr Teams auf der obersten Stufe des Podests sehen werden als die vier, die im vergangenen Jahr gewonnen haben."

So fehlt eine klare Kampfansage bei der Präsentation. Schließlich gilt auch abzuwarten, was die Fahrerpaarung leisten kann. George Russell ist nach dem Abgang von Lewis Hamilton die neue Nummer eins. "George hat bewiesen, dass er zu den besten Fahrern im Feld gehört und um die Fahrer-Weltmeisterschaft kämpfen kann, wenn wir ihm dafür ein Auto zur Verfügung stellen", ist sich Teamchef Toto Wolff sicher.

George Russell und Kimi Antonelli gemeinsam im Foto-Studio beim Mercedes-Launch
Das neue Mercedes-Fahrerduo George Russell und Kimi Antonelli, Foto: Mercedes-AMG F1

Und was ist mit dem 18-jährigen Andrea Kimi Antonelli? Er hat bloß vier Jahre Formelsport auf dem Buckel. Sein F1-Debüt in einem Training endete im Vorjahr in Monza gleich einmal mit einem Crash. "Es wird unweigerlich Höhen und Tiefen geben", dämpft Wolff die Erwartungen. Er will auf keinen Fall hohe Anforderungen an Antonelli stellen, sondern ist bereit, dem jungen Italiener großzügig Spielraum zu geben, während Russell das Team erst einmal trägt.

Russell fühlt sich bereit dafür: "Die kommende Saison wird meine siebte in diesem Sport und meine vierte mit dem Mercedes-Werksteam sein, und ich arbeite hart daran, mich von Jahr zu Jahr zu verbessern. Als Team sind wir unglaublich motiviert, uns im Vergleich zur vergangenen Saison zu steigern. In den Fabriken in Brackley und Brixworth herrscht eine großartige Atmosphäre, und ich kann es kaum erwarten, auf die Strecke zu gehen."

Russells erste Überlegungen zum neuen Auto am Rande des F1-Launches in London waren zuletzt durchwegs positiv ausgefallen. Viele Ideen, einiges an Zuversicht: "Dass wir nicht so wie in den letzten Jahren wieder in eine Falle tappen." Mehr zu Russells Ausblick gibt es hier: