Die Formel-1-Saison 2025 kommt so langsam, aber sicher in Fahrt. Während die Teams bei der Premiere des F1 75 Launch allesamt ihre neuen Lackierungen vorstellen, hat die FIA ihre persönliche Bombe bereits im Januar platzen lassen. Erneut geht es um die leidige Frage, wie viel und wie heftig Formel-1-Fahrer in ihrer Funktion als diese fluchen dürfen. Nach dem jüngsten veröffentlichten Internationalen Sportkodex (ISC) für 2025 drohen den Fahrern bei mehrfachem verbalem Fehlverhalten hohe Geldstrafen, Rennsperren und Punktabzüge in der Meisterschaft.

Dabei hatten die Formel-1-Fahrer nach der mitunter lächerlichen öffentlichen Debatte rund um die Fluch-Strafe von Max Verstappen eigentlich auf weichere Richtlinien im Bezug auf verbale Entgleisungen gehofft. Die FIA entschied sich dagegen, verschärfte sogar die Regelungen deutlich. Wie kommt dieses Verhalten bei den Fahrern an?

Max Verstappen: Harte Strafen ohne gesunden Menschenverstand

Wie zu erwarten, ist Weltmeister Max Verstappen, der durch seine Äußerungen den Wechsel der Fluch-Regularien maßgeblich vorantrieb und für seine Wortwahl bereits Sozialstunden in Ruanda absolvieren musste, kein Fan der schärferen Anti-Fluch-Gesetze. "Es geht um viel Geld. Meiner Meinung nach ist das unnötig. Bei der Gestaltung der Regeln muss man ein wenig gesunden Menschenverstand walten lassen", monierte der Red-Bull-Fahrer.

Der vierfache Weltmeister sieht in der heutigen Formel 1 deutlich wichtigere Probleme als das Mikrofon-Verhalten der Fahrer. "Abgesehen davon wäre es mir lieber, wenn wir uns auf andere Themen konzentrieren würden – zum Beispiel darauf, die Sicherheit zu verbessern und die Gesamtleistung der Formel-1-Autos weiterzuentwickeln, anstatt uns mit solchen Dingen zu befassen, die meiner Meinung nach eher unnötig sind." Gesprochen habe Verstappen mit dem FIA-Präsidenten Ben Sulayem über das Thema nicht. Auch der Präsident hat bisher noch keinen Kontakt zu Verstappen aufgenommen, wie der Weltmeister bestätigte.

Oscar Piastri und Carlos Sainz: Wollen keinen Ärger mit der FIA

Im Rahmen der ersten Testfahrt für seinen neuen Arbeitgeber Williams äußerte sich Carlos Sainz bereits zu der Thematik. Der Spanier ist grundsätzlich mit dem Vorhaben der FIA einverstanden, möchte die Differenzierung zwischen Äußerungen im Auto und vor Pressevertretern weiterhin beibehalten. Unterstützung bekam er dabei von seinem Teamchef James Vowles. Die kompletten Aussagen findet ihr hier:

Ähnlich geht es McLaren-Fahrer Oscar Piastri. "Ich denke, einige der Reaktionen sind vielleicht etwas übertrieben, aber es gibt auch einen berechtigten Punkt, dass man nicht unnötig fluchen sollte", sprach der Australier im Vorfeld des F1 75 Events. "Im Auto sind wir natürlich in unserer eigenen Welt, und es ist klar, dass wir im Eifer des Gefechts Dinge sagen, die vielleicht nicht politisch korrekt sind."

Im gleichen Atemzug appellierte Piastri allerdings auch an die Vorbildfunktion der Formel-1-Piloten. "Aber außerhalb dieser Situation sind wir Vorbilder. Wir sollten ein gutes Beispiel setzen. Ob es dafür eine hohe Geldstrafe braucht, um uns daran zu erinnern – das wird sich zeigen. Ich sehe beide Seiten der Diskussion. Ich werde jedenfalls versuchen, mich aus dem Ärger herauszuhalten."

Neue Anti-Fluch-Regeln: Racing Bulls fordern Training und Briefing für die Fahrer

Der Racing-Bulls-Teamchef Laurent Mekkies zeigte sich gelassen, auch gegenüber eines drohenden Punktverlustes, sollte einer seiner Fahrer in dieser Saison zu oft heiß laufen. "Wir sind darüber nicht besorgt. Es gab über dieses Thema viele Diskussionen und vielleicht etwas zu viel Aufregung", so der Franzose. "Letztendlich versuchen der Sport, die Formel 1, die FIA und die Teams, die richtige Balance zu finden - einerseits den Zugang zu den Emotionen der Fahrer zu ermöglichen und andererseits ihre Vorbildfunktion aufrechtzuerhalten."

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CEO Peter Bayer knüpfte an. "Ohne etwas vorwegzunehmen, aber das war Teil der Diskussion der F1-Kommission diesen Morgen. Interessanterweise stimmen wir alle zu, dass wir diese Emotionen am Leben halten wollen. Außerdem gibt es bereits die zeitverzögerte Übertragung in der Formel 1 mit dem Beep-Ton, der wahrscheinlich einen Großteil der emotionalen Äußerungen abfängt."

Dennoch forderte Bayer eine Klarstellung der FIA vor dem Start der Saison darüber, was den Fahrern erlaubt ist und was nicht. "Ich denke, das bedeutet, dass wir als Formel 1, als Teams und als FIA gemeinsam eine Lösung finden müssen. Ich bin sicher, dass die Fahrer eine klare Einweisung darüber erhalten möchten, was gesagt werden darf und was nicht. Insgesamt geht es jedoch in die richtige Richtung - die Emotionen zu bewahren, ohne es zu vulgär werden zu lassen, und gleichzeitig sicherzustellen, dass sich der Sport weiterentwickelt", stellte der CEO klar.

"Meiner Meinung nach zeigen diese Dinge deine Persönlichkeit", ergänzte Racing-Bulls-Pilot Yuki Tsunoda. "Natürlich gibt es ein gewisses Limit, es kann sehr toxisch werden. Das sind keine Worte, die man gern hört, generell im Sport, nicht nur bei uns."

Für Tsunoda, ebenfalls für seine Wutausbrüche am Funk bekannt, bedeutet das weitere Maßnahmen, um Wut besser zu kanalisieren. "Wir brauchen wahrscheinlichen richtiges Training, damit wir nicht so viel fluchen, wobei ich in letzter Zeit nicht mehr so viel fluche. Vielleicht fluche ich im normalen Leben etwas mehr als vorher, weil ich es nicht mehr beim Rennfahren tun kann", scherzte der Japaner.

Das erste Opfer der neuen FIA-Fluch-Regeln, die für alle Rennserien des Verbands gelten, gab es bereits vor wenigen Tagen in der WRC. Adrien Fourmaux kassierte für einen Fauxpas am Mikrofon eine Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro. Alle Details dazu hier: