Nach dem Saisonauftakt der Formel 1 2025 steht Mercedes punktgleich mit dem Topfavoriten McLaren an der Spitze der Konstrukteurs-WM. Eine Position, in der sich die Silberpfeile selbst vor dem Rennen wahrscheinlich nicht vermutet hatten. Doch der folgenschwere Fehler von Oscar Piastri, eine fehlerlose Fahrt von George Russell, sowie eine spektakuläre Aufholjagd von Rookie Andrea Kimi Antonelli sorgten dafür, dass Mercedes in der WM, zumindest in einer Momentaufnahme, so gut dasteht wie seit Jahren nicht mehr. Vor allem Antonelli wusste zu begeistern und stürmte nach einem verkorksten Qualifying in äußerst schwierigen Bedingungen von P16 bis auf den vierten Platz vor.

Kimi Antonelli: F1-Debüt mit schlechtesten Bedingungen überhaupt

Das italienische Supertalent beeindruckte vor allem mit einer starken Pace im Regen. Eine Fähigkeit, die er bereits in den Juniorenklassen andeutete. Während sowohl seine Rookie-Kollegen als auch erfahrene Piloten wie Fernando Alonso oder Carlos Sainz folgenschwer von der Strecke flogen, hielt Antonelli dem Regen stand. Lediglich ein Dreher in Kurve 4, der allerdings folgenlos blieb, sorgte für eine kleine Schrecksekunde. Die erfolgreiche Berufung gegen die späte 5-Sekunden-Strafe setzte dem positiven Mercedes-Nachmittag schlussendlich die Krone auf.

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"Wir hatten heute die schlechtmöglichsten Bedingungen für das Rennen. Erst war es nass, dann mit Slicks auf feuchter Strecke, dann auf nasser Strecke, dann wieder nasse Reifen", schilderte der Rookie nach seinem ersten Rennen. "Es war definitiv ein sehr, sehr ereignisreiches Rennen, aber ich bin sehr zufrieden damit, wie ich und das Team damit umgegangen sind."

Vor allem die weißen Straßenlinien im Albert Park, der abgesehen vom Rennwochenende als normale Straße genutzt wird, erwiesen sich im Nassen als tückisch. Diese werden in Kombination mit Regen für die Formel-1-Boliden zu einer regelrechten Wasserrutsche. In Singapur werden die Markierungen im Vorfeld des Grand Prix daher ausgebrannt. In Australien stellen sich die örtlichen Behörden allerdings gegen das Verfahren. Die Linien in Melbourne besitzen dafür eine oberflächliche Anti-Rutsch-Schicht, ganz eliminieren lässt sich der Effekt dadurch allerdings nicht. Unter anderem Jack Doohan wurde das zum Verhängnis, der sich in Runde 1 nach dem Überfahren einer weißen Linie in die Wand drehte.

"Natürlich habe ich ein paar Fehler gemacht, vor allem mein Dreher. Aber die Bedingungen waren sehr schwierig, diese weißen Linien waren ein Killer", hielt auch Antonelli fest. "Aber das Team hat mir während des Rennens sehr geholfen und die richtigen Entscheidungen getroffen, deshalb kann ich mich definitiv nicht beschweren."

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Zahlreiche Abflüge in Melbourne, Foto: IMAGO / PsnewZ

Extralob gab es auch vom Oberboss Toto Wolff. "Wir kannten immer sein Potenzial. Wir haben ihn seit seiner Kindheit verfolgt, und er ist unter Druck sehr gut. Gestern im Qualifying war das nicht sein Verschulden. Er hat sich langsam, aber sicher auf das Rennen eingelassen, ohne einen Fehler zu machen. Er hatte einen kleinen Dreher, aber ansonsten ist P5 das Ergebnis, das er verdient hat", so der Mercedes-Teamchef.

Toto Wolff realistisch: McLaren weiter mit Riesenvorteil

Trotz aller Freude in Brackley. Zur Wahrheit gehört auch, dass Mercedes hinter den beiden McLaren und Max Verstappen in Australien nur die drittschnellste Kraft darstellte. "Das Resultat wäre eigentlich P4 und P5 gewesen", weiß auch Wolff. "Ich denke, es war ein solides erstes Wochenende. Aber wenn man es von der Seite des halb leeren Glases betrachtet, muss man sagen, dass die Pace des McLaren einfach sehr stark war. Wir müssen verstehen, wie sie ihre Reifen managen und die Performance extrahieren können, wenn wir ernsthaft um Siege und um die Meisterschaft kämpfen wollen."

Immerhin konnte Mercedes die Scuderia rund um ihren Ex-Piloten Lewis Hamilton am ersten Wochenende gleich mal hinter sich lassen. Dennoch deuteten vor allem in trockenen Bedingungen McLaren an, dass sie dem Rest der Formel 1 an diesem Wochenende haushoch überlegen waren. Der MCL39 geht im Vergleich zur Konkurrenz deutlich sorgsamer mit den Reifen um als die Konkurrenz. Dennoch kann der erste Auftritt der Saison den Silberpfeilen Mut machen für 2025.

"Wir sind wo wir sind. Deshalb können wir nie den Fuß vom Gas lassen. Wir müssen analysieren, was wir tun können, um die Reifen besser zu managen. Uns fehlen keine 20 Punkte beim Abtrieb, das ist nicht das Problem. Es geht buchstäblich nur darum, was wir auf der mechanischen Seite tun können, um die Reifen im Sweet Spot zu halten", erklärte Wolff.

Antonelli zählte zu den großen Gewinnern des Saisonauftaktes in Melbourne. Ferrari hingegen erlebte einen ersten Dämpfer im Kampf um die WM. Charles Leclerc fürchtet sich bereits vor McLaren. Alles dazu hier: