Das MotoGP-Finale von Barcelona ist das wohl wichtigste Rennwochenende in Jorge Martins Karriere. Er hat die Chance, sich erstmals zum Weltmeister der Königsklasse zu krönen. Im Vorfeld des Showdowns hatte Martin erklärt, es kaum erwarten zu können, endlich auf dem Motorrad zu sitzen, um so die Gedanken rund um einen möglichen Titelgewinn ausblenden zu können.
Jorge Martin: Viel Arbeit, wenig Zeit
Martin startete mit Rang fünf in beiden Trainingssitzungen in das Rennwochenende. Für den über eine schnelle Runde so starken WM-Leader eine eher bescheidene Bilanz. Doch Martin sah dafür einen guten Grund: "Es war ein eigenartiger Tag, denn wir hatten gleich viel Trainingszeit wie immer, mussten aber viel mehr Reifen ausprobieren. Dadurch war alles ein wenig hektisch, weil du viel mehr Informationen in kurzer Zeit verarbeiten musst." Aufgrund der für die MotoGP in Barcelona unbekannten Verhältnisse mit niedrigen Temperaturen brachte Michelin vier unterschiedliche Vorderreifen und drei Varianten für das Hinterrad an den Circuit de Catalunya - normalerweise sind es drei für die Front und zwei für das Heck.
Die ungewohnte Situation meisterte Martin laut eigener Einschätzung aber souverän: "Wir haben gute Arbeit geleistet. Ich konnte alle Reifen probieren - außer einer Hard-Variante an der Front, die aber kein Fahrer verwendet hat. Ich glaube, wir haben gute Informationen vorliegen." Martin sah deshalb keinen Grund für übertriebene Anspannung. "Natürlich bin ich etwas nervöser als sonst, aber das ist ja ganz normal. Insgesamt fühle ich mich sehr ruhig. Meine Familie und Freunde sind hier. So kann ich am Abend etwas besser abschalten als beispielsweise bei den Asienrennen zuletzt."
Aufregung für Jorge Martin im MotoGP-Training
Im MotoGP-Training am Nachmittag war für Martin aber dennoch einige Male Schluss mit Ruhe. In Kurve fünf verlor er das Vorderrad seiner Ducati und konnte nur mit viel Körpereinsatz einen Sturz vermeiden. Martin gestikulierte anschließend verärgert. "Wir haben hier massiv mit Slides am Hinterrad zu kämpfen. Wenn das Heck dann zurückkommt, schiebt das Motorrad stark über das Vorderrad. Da ist vor allem Turn 5 gefährlich, weil die linken Reifenseite kalt ist. In dieser Situation habe ich versucht, etwas später zu bremsen, dadurch aber die Front verloren", erklärt Martin.
Wild gestikulierend sah man den Pramac-Piloten auch wenig später in der Boxengasse. Martin erklärte die Situation mit der dortigen Lärmbelastung. "In der Boxengasse ist es extrem laut. Wenn du jemanden zu dir rufen willst, dann geht das nur mit Gesten. Es sah so aus, als wäre ich nervös und ein bisschen stimmt das auch. Ich wollte mit Daniele (Crewchief Romagnoli, Anm.) sprechen, aber das war nicht möglich, obwohl er normalerweise immer da ist. Ich will an diesem Wochenende alles so haben wie immer und das war nicht der Fall. Dann hat mich Gino (Teammanager Borsoi, Anm.) auch noch angegriffen und das hat alles schlimmer gemacht. Ich wollte nicht, dass er mich berührt", lachte Martin in seiner Medienrunde am Freitagabend.
Macht Jorge Martin im MotoGP-Sprint den Titel klar?
Nimmt Martin im Sprint am Samstag Bagnaia zwei oder mehr Punkte ab, ist er schon vor dem sonntäglichen Grand Prix Weltmeister. Über die kürzere Renndistanz rechnet er aber mit vielen Widersachern im Spitzenfeld. "Mit neuen Reifen sind alle Fahrer ziemlich gut unterwegs. Im Sprint können also viele Piloten schnell sein, wie auch schon beim Sprint hier im Mai. Damals war dann am Sonntag aber der Unterschied richtig groß." Zwei sechste Plätze würden Martin in jedem Fall zum Titelgewinn reichen, zu vermeiden gilt es also wohl lediglich Stürze. Diese Aufgabe ist an diesem Barcelona-Wochenende kompliziert genug: "Was den Grip angeht, ist das die schlechteste Strecke im Kalender. In Valencia wäre das Risiko kleiner gewesen."
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