Hinter dem einmaligen MotoGP-Weltmeister Fabio Quartararo aus dem Jahr 2021 liegt bislang eine schwere Saison, womöglich sogar die härteste seit seiner Ankunft in der Königsklasse vor fünfeinhalb Jahren. 2024 noch ohne Podestplatz, fährt der WM-13. den eigenen Ambitionen weit hinterher. Ausgerechnet in Misano, im Vorjahr noch eines der schwächsten Rennwochenenden seiner Saison, lag Quartararo nun aber auf Kurs in Richtung Platz fünf und damit seines besten Resultats des laufenden Kalenderjahres.
Doch letztlich wurde daraus nichts, denn auf den letzten Metern wurde die Startnummer 20 noch von ihren Ex-Yamaha-Teamkollegen Franco Morbidelli und Maverick Vinales abgefangen. In TV und Livestream war nicht zu sehen, was dort passierte. Vielmehr waren die Kameras auf Enea Bastianini und Jorge Martin gerichtet, die sich nach Zielankunft nach einem kontroversen Zweikampf in der letzten Runde in unterschiedlichen Gefühlswelten befanden. Doch was war bei Quartararo passiert, dass er doch nur Siebter wurde: Ein Fahrfehler? Ein Kontakt mit Morbidelli? Falsch gedacht! Wie der Franzose nach Rennende selbst enthüllte, hatte sich sein Yamaha-Team schlicht verkalkuliert.
Folgenschwerer Yamaha-Fehler: Quartararo bekommt zu wenig Benzin
"In der vorletzten Kurve hatte ich keinen Sprit mehr übrig", verkündete Quartararo in seiner Medienrunde die Ursache seines späten Rückfalls. Yamaha hatte also nicht genug Benzin aufgetankt, der zwölfmalige Grand-Prix-Sieger rollte auf den letzten Metern aus. "Das ist ärgerlich, denn ich hatte knapp eine Sekunde Vorsprung auf Morbidelli, ich musste nur noch eine Gerade überstehen." So aber konnten seine ehemaligen Stallgefährten problemlos vorbeiziehen, Platz fünf war verloren. Beinahe wäre auch noch Aleix Espargaro durchgerutscht, dem Aprilia-Piloten fehlten bei Zielankunft auch nur noch 1,7 Sekunden. Zumindest diesen konnte Quartararo aber geradeso noch hinter sich halten.
Von Trauer, Frustration oder Ärger war in der Yamaha-Garage am Sonntagabend dennoch nichts zu sehen. Denn die zuvor gezeigte Leistung versprühte zu viel Optimismus bei den kriselnden Japanern. Quartararo hatte mit Morbidelli, Vinales und Aleix Espargaro schließlich nicht nur eine Werks-Ducati sowie zwei Werks-Aprilias hinter sich, sondern lange Zeit auch Sichtkontakt zum 2024 so dominanten Führungsquartett um Jorge Martin, Enea Bastianini, Francesco Bagnaia und Marc Marquez halten können. Zweifelsohne eine Premiere in der laufenden Saison, zu Beginn der 27. und letzten Runde fehlten lediglich 12,720 Sekunden auf Platz eins. Somit verlor der Franzose im Schnitt also weniger als 0,5 Sekunden pro Runde auf die Ducatis, eine klar erkennbare Verbesserung gegenüber dem schwachen Saisonstart.

Yamaha auf dem Weg aus der MotoGP-Krise?
"Das kann schonmal passieren", nimmt Quartararo sein Team deshalb in Schutz und erklärt: "Ich bin trotzdem sehr glücklich mit dem Rennen. Das war mit Abstand der beste Grand Prix, den wir dieses Jahr hatten. Wir hatten eine sehr schnelle Pace, konnten auch mit den KTMs mithalten, die hier traditionell sehr gut funktionieren. Darüber können wir nur froh sein. Normalerweise können wir nur der zweiten Gruppe hinterherschauen, diesmal konnte ich Bagnaia, Bastianini und Martin sehen, die eigentlich in einer anderen Klasse fahren. Dieses Ergebnis zeigt also eindeutig, dass wir näher herangekommen sind."
Endlich also Licht am Ende des Tunnels für Yamaha und Quartararo? Jein. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass der Hersteller aus Iwata dank privater Tests, des San Marino GP und des offiziellen MotoGP-Tests in Misano in den vergangenen Wochen unzählige Runden drehen, die Yamaha-M1 also perfekt an die vorherrschenden Gegebenheiten anpassen konnte. Trotzdem ist ein klarer Fortschritt nicht von der Hand zu weisen, denn für die restlichen Hersteller und Teams gilt dieser Fakt natürlich auch. Wie groß der erzielte Fortschritt wirklich ist, wird sich aber erst in den kommenden Wochen während der Asien-Tournee zeigen, wenn Quartararo und Yamaha die Ergebnisse aus Misano bestätigen können - oder eben auch nicht.
Der Franzose zeigt sich jedenfalls hoffnungsvoll. "Wir haben jetzt dreimal in Folge auch im Sprint gepunktet, das ist uns letztes Jahr nie gelungen", weiß er und ergänzt: "Wenn ich auf dem Bike sitze, fühle ich mich in letzter Zeit viel besser. Ich glaube daher, dass wir sehr zufrieden sein können mit unserer Arbeit in den zurückliegenden Wochen." Besonders auf die Rückkehr nach Indonesien am kommenden Wochenende (27. - 29.09.) freut sich 'El Diablo' deshalb, denn dort stand er im Vorjahr letztmals auf dem MotoGP-Podest. "Ich hoffe, dass wir das wiederholen können", kommentiert er mit einem Lächeln im Gesicht.
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