Valencia hätte von 15. bis 17. November traditionell das MotoGP-Saisonfinale austragen sollen. Nach den dramatischen Unwettern in dieser Woche ist die Region aktuell aber Katastrophengebiet. Die Rennstrecke in Cheste, wenige Kilometer außerhalb von Valencia, wurde zwar nicht beschädigt, die umliegende Infrastruktur aber schwer getroffen und beispielsweise viele Zufahrtsstraßen zerstört. Aufräumarbeiten wären möglich, die Austragung eines MotoGP-Events in dieser Situation zu priorisieren scheint aber moralisch äußert bedenklich. Für das Feiern einer großen Rennsportparty gilt das bei mittlerweile rund 100 registrierten Todesfällen umso mehr.
Eine Absage des Valencia-Grand-Prix ist daher wohl unausweichlich, bringt die MotoGP-Verantwortlichen aber in eine unangenehme Lage. Denn es ist sehr wahrscheinlich, dass der Kampf um den Weltmeistertitel zwischen Jorge Martin und Francesco Bagnaia nach dem Malaysia-GP an diesem Wochenende weiter offen ist. 17 Punkte trennen die beiden WM-Rivalen aktuell. Den Titelkampf vorzeitig zu beenden, wäre ein enttäuschendes Ende für eine packende MotoGP-Saison.
Seit Mittwoch wird deshalb fieberhaft nach Alternativen für den Valencia-GP gesucht, doch diese gestaltet sich schwierig. Im MotoGP-Paddock kursieren zahlreiche Gerüchte, Motorsport-Magazin.com versucht, diese einzuordnen:
Option 1: Zweiter Grand Prix in Sepang
Eine grundsätzlich logisch scheinende Variante wäre ein zweites Rennwochenende in Sepang, wo die MotoGP ja bereits in diesen Tagen gastiert. Das gesamte Personal wäre bereits vor Ort, das benötigte Material ebenfalls größtenteils. Eine wichtige Komponente fehlt allerdings: Reifen. Natürlich hat Reifenlieferant Michelin nur genug Pneus für ein Rennwochenende im Gepäck, gleiches gilt für Pirelli in der Moto2 und Moto3. Die benötigten Reifen für ein zweites Sepang-Event müssten erst produziert werden, da sie ganz anderen Anforderungen entsprechen müssen als jene für Valencia. Im Anschluss an den Produktionsprozess müssten die Reifen noch von Frankreich nach Malaysia transportiert werden. Will man den ursprünglich für Valencia vorgesehenen Termin halten, müsste all das innerhalb von knapp zwei Wochen passieren - eine beinahe unlösbare Aufgabe.
Option 2: Ersatz in Europa
Denkbar wäre auch, das Saisonfinale von Valencia an eine andere Rennstrecke in Europa zu verlegen. Wetterbedingt kämen hierfür Mitte November allerdings wohl nur Strecken in Spanien oder Portugal in Frage. Jerez ist allerdings für die Wochenenden von 15. bis 17. sowie 22. bis 24. November bereits für andere Veranstaltungen gebucht. Möglich wären eventuell zweite Rennwochenenden in Barcelona, Aragon oder Portimao.

Option 3: Spätes Finale in Katar
Logistisch gesehen würde auch ein Ausweichrennen in Katar Sinn machen. Die gesamte MotoGP-Fracht würde ohnehin von der Frachtabteilung bei Qatar Airways aus Malaysia zurück nach Europa transportiert werden, ein Zwischenstopp am Knotenpunkt Doha ist dabei fix eingeplant. Vom dortigen Flughafen sind es nur wenige Kilometer an den Losail International Circuit. Auch im Hinblick auf das Wetter muss man sich im Wüstenstaat keine großen Sorgen machen.
Wie zu hören ist, käme der Termin von 15. bis 17. November allerdings zu früh. Von 29. November bis 1. Dezember ist die Formel 1 in Katar zu Gast, womit nicht nur dieses Wochenende sowie wohl auch jene davor und danach aufgrund der Vor- und Nachbereitungsarbeiten nicht in Frage kommen. Ein Grand Prix wäre deshalb vermutlich frühestens von 13. bis 15. Dezember möglich, was fünfeinhalb Wochen Pause zwischen vorletztem und letztem Event der MotoGP-Saison bedeuten würde.

Fazit
Die MotoGP befindet sich offensichtlich in einer ganz schwierigen Situation. Ein Valencia-GP würde an Pietätlosigkeit grenzen, doch ohne jegliche Vorlaufzeit einen Ersatz zu finden, ist extrem komplex. Zum einen aufgrund des Wetters, das Mitte November nur wenige Strecken überhaupt denkbar erscheinen lässt. Hinzu kommt der gewaltige logistische Aufwand, der mit einem MotoGP-Wochenende verbunden ist. Die Verantwortliche überlegen daher Gerüchten zufolge mittlerweile sogar, im Notfall ein Finale nur für die MotoGP auszutragen und die kleineren Klassen Moto2 und Moto3 zu streichen. Mit Ai Ogura und David Alonso stehen die Weltmeister dort ja bereits fest, eine Absage des letzten Saisonrennens wäre also sportlich gesehen nicht von allzu großer Bedeutung.
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