Beim MotoGP-Heimspiel in Mugello gab es für Aprilia am vergangenen Wochenende wenig zu holen. Stattdessen fuhr der Hersteller aus Noale nur im Schatten des großen Rivalen Ducati, die den Italien Grand Prix 2024 nach Belieben dominierten. Am Sonntag kamen gleich sechs Maschinen der Roten vor der bestplatzierten Aprilia ins Ziel. Doch nach dieser sportlichen Klatsche folgte am Montag die Retourkutsche abseits der Strecke: Aprilia sicherte sich die Dienste des aktuellen WM-Leaders Jorge Martin!
"Nachdem Aleix [Espargaro, Anm.] sein Karriereende verkündet hatte, haben wir angefangen, mit jedem zu sprechen. Unsere Strategie war dabei ziemlich klar: Wir wollten nicht den ersten 'Move' machen, weil wir keinem anderen ein Geschenk verteilen wollten. Aber als wir eine Möglichkeit für uns gesehen haben - und das war tatsächlich letzte Nacht - da haben wir schnell damit begonnen, zu handeln, anstatt zu sprechen", gab Aprilia-Racing-CEO Massimo Rivola am Montagabend in einer spontanen Medienrunde nach dem Mugello-Test einen Einblick in die Entwicklungen der letzten 24 Stunden.
Jorge Martin verliert Ducati-Kampf: Aprilia sagt Danke!
Am Donnerstag hatte nämlich noch alles danach ausgesehen, als würde Martin den zweiten Platz im Ducati-Werksteam an der Seite Francesco Bagnaias erhalten. Das berichtete damals die in Italien traditionell sehr gut informierte 'Gazzetta dello Sport' und lag seinerzeit wohl auch richtig. Der Plan der Roten sah vor, Martin ins Werksteam zu holen und Marc Marquez gleichzeitig von Gresini Racing zu Pramac Ducati und damit auf ein aktuelles Werksmotorrad zu befördern. Doch der MotoGP-Superstar wollte nicht in ein anderes Kundenteam wechseln und drohte mit seinem Abgang. Am Montagnachmittag berichteten spanische Medien dann übereinstimmend, dass sich Ducati in weiterer Folge doch für Marquez entschieden hätte.
Noch ist diese Entscheidung nicht offiziell, kann inzwischen aber so angesehen werden. Dafür sorgte Aprilia am Montagabend nämlich mit der Verkündung des Martin-Transfers. "Das wir das als Erste verkünden konnten, zeigt, dass wir uns schnell entscheiden und Dinge schnell fixiert bekommen können", konnte sich Rivola einen kleinen Seitenhieb in Richtung Borgo Panigale anschließend nicht verkneifen. "Es ging uns nur darum, das jetzt erledigt zu bekommen, damit wir uns danach auf die nächsten Schritte fokussieren können."
Aprilia dankt Aleix Espargaro: Jorge-Martin-Coup auch wegen ihm!
Martin hatte zuvor nie einen Hehl daraus gemacht, dass er Pramac Ducati Ende 2024 nach vier Saisons verlassen wird und ab der kommenden Saison in einem Werksteam fahren will. Die klare Priorität galt dabei Ducati, doch der Spanier machte schon zu Beginn des Jahres deutlich, dass er sich im Falle einer erneuten Absage auch nicht davor scheue, sein Glück bei einem anderen Hersteller zu suchen. Dem ließ die Startnummer 89 nun auch Taten folgen.

Dass die Wahl Martins dabei auf Aprilia fiel, liegt auch zu großen Teilen an seinem gutem Freund Aleix Espargaro, der seinen MotoGP-Helm als Vollzeitfahrer mit Saisonende bekanntlich an den Nagel hängt und dessen Platz der 'Martinator' nun übernehmen wird. "Ich muss mich bei Aleix bedanken, dass wir diesen Transfer so schnell eintüten konnten", offenbart Rivola und erklärt: "Ihr kennt die Verbindung der Beiden. Aleix hat Aprilia auf die Art und Weise beworben, wie Aprilia beworben werden musste, indem er einfach auf seine natürliche Art und Weise die guten Seiten und die schlechten Seiten präsentiert hat."
Aprilia-Boss verrät: Auch mit Marc Marquez und Bastianini gesprochen
"Ich denke, dass aber auch das Timing ein entscheidender Faktor", fährt Aprilias Racing-CEO fort. "Wir waren verdammt schnell. Ich habe letzte Nacht meinen Boss [Rocco Sabelli, Anm.] angerufen und ihm gesagt, dass wir vielleicht eine Chance haben. Dann meinte er nur, dass wir das machen und versuchen sollen. Unser gesamtes Team hat die ganze Nacht gearbeitet, um alles zu fixieren. Ich weiß nicht, ob es an meinen Emotionen liegt, aber ich würde gerne denken, dass Jorge aufgrund des beständigen Wachstums von Aprilia in den vergangenen Jahren bei uns unterschrieben hat. Wir sind schließlich das einzige Team, dass dieses Jahr Rennen gewonnen hat, von seinem aktuellen Motorrad mal abgesehen."

Dem ist tatsächlich so, neben Ducati konnte einzig Aprilia bislang einen Grand Prix und zwei Sprints gewinnen, jeweils durch Maverick Vinales. Im aktuellen WM-Leader habe man nun das nächste wichtige Puzzleteil gefunden, um in den kommenden Jahren noch erfolgreicher zu werden, so Rivola weiter. Dabei genoss dieser gar nicht immer Priorität. "Nach Barcelona haben wir angefangen, mit Fahrern zu sprechen. Nicht nur mit Jorge", verrät der Italiener. "Wir wollten ein Gefühl für den Fahrermarkt bekommen. Ich habe mit Marc über seine Situation gesprochen, ich habe mit Enea [Bastianini, Anm.] gesprochen. Ich habe den Fahrermarkt ganz einfach vollständig geprüft und mich dann für die bestmögliche Lösung entschieden. Die Zeit wird zeigen, ob sie das auch wirklich ist."
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