Im verregneten Australien erlebte die Formel 1 wenig überraschend gleich mehrere Unfälle, und als Konsequenz mehrere Safety-Car-Phasen. Allerdings keine einzige rote Flagge - was noch während dem Grand Prix schnell Kritiker auf den Plan lief, als die Autos auf der Strecke Bergelaster überholen mussten. Die Betroffenen, sprich die F1-Fahrer, sehen es aber ganz anders.

Der konkrete Fall war die zweite Saferty-Car-Phase gegen Rennmitte. Fernando Alonsos kaputter Aston Martin wurde von einem Abschlepplaster in langsamer Fahrt zurück an die Box kutschiert. Dabei wurde er in der schnellen Links-Rechts-Kombination im Mittelsektor von der Safety-Car-Schlange überholt.

F1-Fahrer weisen Kritik an Bergung zurück: Das war in Ordnung

Trotz Safety Car schlugen daraufhin einige Experten und Fans Alarm und sorgten sich über die Entscheidung der Rennleitung, das Rennen hierfür nicht komplett abzubrechen. Erst recht bei den schwierigen Mischbedingungen, und im Angesicht dessen, dass es an diesem Tag bereits einen Crash hinter dem Safety Car gegeben hatte und in diesem konkreten Fall fast alle Fahrer bereits mit Slicks auf einer noch feuchten Strecke fuhren.

Aus Fahrer-Sicht sind diese Sorgen jedoch völlig unbegründet. Ein Großteil des Feldes sah nach dem Rennen keinen Grund zur Aufregung. Ob erfahrene Rennsieger wie Lando Norris und George Russell, oder unerfahrene Neulinge wie Gabriel Bortoleto und Oliver Bearman - die Aussage ist stets die gleiche: "Das war in Ordnung."

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"Wenn du hinter dem Safety Car in dieses Ding reinfährst, dann bist du richtig dumm", nahm Max Verstappen direkt nach dem Rennen kein Blatt vor dem Mund. Lando Norris stimmte zu: "Dann solltest du nicht in der Formel 1 sein." Es gibt auch gute Gründe für diese Aussagen. Die Regelhüter der FIA führten vor zwei Jahren nämlich hier zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ein.

Erklärt: So funktionieren F1-Regeln bei Bergungen hinter dem Safety Car

2022 hatte es im Regenrennen von Japan ebenfalls Aufruhr über einen Bergelaster bei einem Safety Car gegeben. Damals war die Situation jedoch eine andere: Pierre Gasly passierte - trotz vermeintlich neutralisiertem Rennen - den Laster mit hohem Tempo. Die FIA lernte hier eine wichtige Lektion.

Vor 2023 galt zwar bereits eine sogenannte "Delta-Zeit-Regelung" hinter dem Safety Car. Die Fahrer mussten über einer Referenz-Zeit bleiben. Damit sollte langsames Fahren garantiert werden. Das Problem: Es war für die komplette Runde entworfen worden. Unter gewissen Umständen, vor allem durch Boxenstopps, konnte man sich so ein "Referenz-Zeitpolster" aufbauen - und dann auf der Strecke im Renntempo fahren, um das Safety Car wieder einzuholen und bis zum Rundenende dieses Zeitpolster aufzubrauchen.

Liam Lawsons Red Bull passiert die Unfallstelle von Fernando Alonso mit dem kaputten Auto auf dem Abschlepp-Laster
Liam Lawson passiert hinter dem Safety Car die Alonso-Unfallstelle, Foto: IMAGO / HochZwei

Die Reaktion der FIA war, eine separate Referenz-Zeit für Minisektoren einzuführen. Seit 2023 wird die normale Runden-Referenz nun automatisch zurückgesetzt, wenn ein Auto während eines Safety Cars (oder Virtuellen Safety Cars) in einen Bereich einfährt, in dem doppelgelbe Flaggen geschwenkt werden. Eine neue Referenz-Zeit gilt dort für die aneinandergereihten doppelgelben Minisektoren.

Aktuelle Maßnahmen in der Formel 1 ausreichend für Fahrer

Weil diese Zonen so kurz sind, kann man sich kein Zeitpolster aufbauen. Obendrauf ist die Doppelgelb-Referenz langsamer als die Safety-Car-Referenz. Man muss also zwingend sehr langsam fahren. Und es ist jetzt auch Standard, auf der Strecke fahrende Bergefahrzeuge mit doppelgelben Flaggen zu begleiten. "Das war davor nicht der Fall, das ist sehr gut", erklärt Charles Leclerc. "Dort, wo der Laster ist, sind wir deswegen sehr langsam."

Mit allen diesen Maßnahmen fühlen sich die Fahrer eigentlich sicher. "In Melbourne ist die Bergung von Autos nicht leicht, und an irgendeinem Punkt müssen sie raus auf die Strecke", weiß Fernando Alonso. Jedes Mal dafür abzubrechen, erscheint unnötig zeitraubend: "Irgendwann musst du das Auto wegräumen. Wenn du dabei diese Zeiten respektierst, solltest du in der Zone nicht zu schnell sein."

Wie schnell ein Unfall passieren kann, zeigte Isack Hadjar in Australien schon auf der Aufwärmrunde. Sein trauriger Weg zurück in die Box wurde von Dr. Helmut Marko als "bisschen peinlich" bezeichnet - und der Rookie stimmt dem nun sogar zu. Mehr dazu, was er über die harten Aussagen denkt: