Zwei Toyota vor zwei Ferrari: So lautete die Reihenfolge nach dem 2. Freien Training der WEC in Sao Paulo. Bei der Brasilien-Rückkehr nach zehn Jahren machten die vier LMH-Hypercars aus Japan und Italien die vorderen Plätze in der Zeitenliste ganz unter sich aus.
Die Bestzeit ging an den #8 Toyota GR010 Hybrid (Buemi, Hartley, Hirakawa). Der vierfache Le-Mans-Sieger Sebastien Buemi umrundete den Formel-1-Kurs als Schnellster in 1:25.727 Minuten. Damit war der Schweizer mehr als eine halbe Sekunde schneller als sein Landsmann Nico Müller, der im 1. Training die Bestzeit (1:26.341 Minuten) im Peugeot erzielt hatte.
2. Training nach schwerem Unfall verlängert - Lexus zerstört
Das 2. Freie Training am Freitagnachmittag Ortszeit (19:30 - 21:45 Uhr MEZ) wurde um 45 Minuten auf die Dauer von 2:15 Stunden verlängert. So konnten die Teams und Fahrer die verlorene Streckenzeit aus dem 1. Training am Vormittag nachholen, das nach einem schweren Unfall vorzeitig abgebrochen werden musste.
Auf abtrocknender Strecke war der französische Bronze-Fahrer Arnold Robin mit dem #78 Akkodis-Lexus RC F GT3 so schwer verunfallt, dass das Auto nicht repariert werden konnte und vom Wettbewerb abgemeldet werden musste. Der 39-jährige Robin wurde per Hubschrauber zu Untersuchungen in ein Krankenhaus geflogen, konnte aber wenig später zur Strecke zurückkehren. Der Teamkollege von Kelvin van der Linde und Clemens Schmid habe laut Teamangaben keine schweren Verletzungen erlitten.
Training in Sao Paulo: Top-4 innerhalb fünf Hundertstel
Die Fahrer der 19 Hypercars und jetzt nur noch 17 LMGT3-Autos nutzten das verlängerte Training, um sich mit dem weitestgehend unbekannten Kurs vor den Toren Sao Paulos vertraut zu machen. Private Testfahrten waren im Vorfeld nicht möglich, die Vorbereitung fand größtenteils im Simulator statt.
Anhand derartiger Vorzeichen ging es schon im Training auffällig eng zur Sache. Nur 0,033 Sekunden hinter Buemi, landete Kamui Kobayashi im #7 Toyota GR010 Hybrid (Conway, Kobayashi, De Vries) auf dem zweiten Platz. Dem zuletzt in Le Mans zweitplatzierten Team steht inzwischen wieder Mike Conway zur Verfügung, nachdem der Brite das 24-Stunden-Rennen verletzungsbedingt (Fahrradunfall) auslassen musste.
Die beiden Werks-Ferrari 499P waren dem Toyota-Duo eng auf den Fersen. Alessandro Pier Guidi führte den Italo-Prototypen mit der Startnummer #51 (Pier Guidi, Giovinazzi, Calado) bis auf 0,043 Sekunden an die Spitze heran. Nur sechs Tausendstelsekunden dahinter landete der frischgebackene Le-Mans-Sieger Antonio Fuoco im #50 Ferrari (Fuoco, Molina, Nielsen). Damit waren die Top-4 des Klassements um weniger als fünf Hundertstelsekunden getrennt!
Ferrari mit Technik-Update - Werks-Porsche auf hinteren Plätzen
Mit Blick auf die WEC-Weltmeisterschaft hat Ferrari in Sao Paulo das erste Technik-Update für den 2023 debütierten 499P im Gepäck. Zum Paket gehören neue Bremskühlkanäle, ein überarbeiteter Unterboden und kleine Flicks unterhalb der Frontscheinwerfer. Mit dem Update will Ferrari schon in Sao Paulo der deutschen Konkurrenz von Porsche die Spitze in der Fahrer- und Hersteller-Wertung streitig machen.
Die beiden Werks-Porsche 963 von Penske sortierten sich nur auf den Plätzen 13 (Estre, Lotterer, Laurens Vanthoor) und 14 (Campbell, Christensen, Makowiecki) ein. Aufgrund der unterschiedlichen Programme sind die Rundenzeiten in der WEC allerdings zu vernachlässigen. Das belegten unter anderem die beiden Kunden-Porsche von Jota, die hinter Toyota, Ferrari und dem einzigen Cadillac auf P6 (Stevens, Ilott, Nato) und P7 (Rasmussen, Hanson, Button) einliefen.
Die Top-10 komplettierten der gelbe #83 Privat-Ferrari von AF Corse (Kubica, Shwartzman, Ye), der #99 Kunden-Porsche von Proton Competition mit dem Zweiergespann Neel Jani/Julien Andlauer sowie der #20 BMW M Hybrid V8 (Sheldon van der Linde, Rast, Frijns).
Mick Schumacher dreht erste WEC-Runden in Sao Paulo
Mick Schumacher absolvierte im 2. Training seine ersten Hypercar-Runden in Sao Paulo auf dem #36 Alpine A424. Der frühere Formel-1-Pilot saß bei 16 Runden am Steuer und erzielte eine persönliche Bestzeit von 1:27.901 Minuten. Die wurde getoppt von Teamkollege Nicolas Lapierre (1:27.295), was aber nur zu Platz 17 reichte. Das Schwesterauto um den Österreicher Ferdinand Habsburg landete auf der zwölften Position.
LMGT3: Akkodis-Lexus 'rächt' zerstörtes Schwesterauto
In der LMGT3-Kategorie 'rächte' der #87 Akkodis-Lexus RC F GT3 (Kimura, Masson, Lopez) den Ausfall des Schwesterautos und führte die Zeitenliste an. Jose Maria Lopez, in Le Mans noch als Conway-Ersatz mit Toyota auf dem Podium, fuhr die Bestzeit in 1:35.725 Minuten - rund 10 Sekunden langsamer als die Hypercars. Der enge Streckenverlauf in Sao Paulo gilt als knifflige Angelegenheit mit Blick auf das Verkehrs-Management der gemischten Klassen.
Der #60 Lamborghini Huracan GT3 Evo2 von Iron Lynx (Schiavoni, Cressoni, Perera) fuhr in den Händen von Franck Perera - letzte Woche bei GRT als DTM-Ersatzmann am Norisring im Einsatz - auf den zweiten Platz. Die beiden Porsche 911 GT3 R von WM-Spitzenreiter Manthey reihten sich auf den Plätzen sieben (Malykhin, Sturm, Bachler) und 15 (Shahin, Schuring, Lietz) ein. P16 ging an den #46 WRT-BMW M4 GT3 um Superstar Valentino Rossi, das Schwesterauto belegte Platz 13.
WEC in Sao Paulo: So geht es weiter im Zeitplan
Am Samstag wartet ein weiteres Training auf die Hypercar- und LMGT3-Teams (15:30 - 16:30 Uhr MEZ), bevor später am Tag das Qualifying (20:10 - 20:40 Uhr MEZ) wartet. Das 3. Training wird kostenlos auf dem YouTube-Kanal der WEC übertragen. Das Qualifying gibt es nur in der kostenpflichtigen WEC-App sowie hinter der Bezahlschranke bei Eurosport 2 zu sehen. Der Start zum 6-Stunden-Rennen erfolgt am Sonntag um 16:30 Uhr deutscher Zeit (live bei Sport1 im Free-TV und Eurosport 2).
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