Christian Ried gibt ein überraschendes Comeback in der Langstrecken-Weltmeisterschaft. Der 45-Jährige aus Biberach kehrt beim fünften WEC-Rennen der Saison 2024 in Sao Paulo (12.-14. Juli) hinters Steuer zurück. Ried pilotiert den #88 Ford Mustang GT3 seines eigenen Rennstalls Proton Competition und ersetzt Stammfahrer Giorgio Roda aus noch ungeklärten Gründen.
Laut Ried handele es sich um eine einmalige Angelegenheit. Der Team-Mitbesitzer hatte seine aktive Karriere in der WEC eigentlich nach dem letztjährigen Saisonfinale beendet. Ried ging in die Geschichtsbücher der Langstrecken-WM ein als einziger Fahrer, der seit dem Seriendebüt im Jahr 2012 jedes einzelne Rennen bestritten hat. In allen 85 Läufen fuhr er GT-Rennwagen von Porsche, 2018 feierte er einen GTE-Am-Klassensieg bei den 24 Stunden von Le Mans.
Christian Ried vor WEC-Rennpremiere mit Ford Mustang
Jetzt wartet in Brasilien das 86. WEC-Rennen und das erste auf einem Mustang. Ried teilt sich den bulligen GT3-Boliden mit seinen Teamkollegen Mikkel Pedersen und dem früheren Porsche-Vertrags- sowie heutigem Ford-Werksfahrer Dennis Olsen. Ried ist bei der FIA als Fahrer der Kategorie Bronze aufgeführt und erfüllt damit die Reglementvorgaben, die auf jedem LMGT3-Auto mindestens einen Bronze- sowie einen Silber-Piloten vorschreiben.
Ford erlebte mit seinem neuen GT3-Mustang einen Stotterstart in der WEC und IMSA, aber zuletzt bei den 24 Stunden von Le Mans gelang der erste große Erfolg: Der #88 Proton-Mustang belegte hinter Manthey-Porsche und WRT-BMW den dritten Platz auf dem Podium. Olsen/Pedersen/Roda haben sich durch dieses Resultat auf den achten Platz in der Fahrer-Wertung nach vorne katapultiert.

Rennfahrer und Teamchef in Personalunion: Ried im Dauerstress
Ried, der neben seinem WEC-Dauerlauf zwei Meisterschaften in der European Le Mans Series gewann: "Ich freue mich darauf, für Giorgio in Sao Paulo einzuspringen. Das wird aber einmalig sein. Die Rennen in Spa und Le Mans haben klar gezeigt, dass wir gegenüber unserer starken Konkurrenz Boden gutmachen konnten."
Ried erwartet in Sao Paulo ein äußerst stressiges Wochenende, nachdem seine Proton-Truppe inzwischen auf mehreren Hochzeiten tanzt. Neben dem Mustang-Einsatz in der LMGT3-Klasse, führt das Team obendrein einen Porsche 963 in der Hypercar-Kategorie an den Start. Der frühere Le-Mans-Sieger Neel Jani aus der Schweiz und sein französischer Teamkollege Julien Andlauer wechseln sich am Steuer des weiß folierten Kunden-Prototypen aus Weissach ab.
"Auch bei den Hypercars sehen wir einen Aufwärtstrend, der die eine oder andere Topplatzierung für unseren Porsche 963 in der zweiten Saisonhälfte als realistisches Ziel erscheinen lässt", fügte Ried an, der Proton Competition zusammen mit seinem Bruder Michael führt.
Christians Sohn, der 19-jährige Jonas Ried, absolvierte zuletzt einen Gaststart in Le Mans und fuhr bei seinem zweiten 24-Stunden-Rennen einen LMP2-Boliden aus dem Team seines geschäftstüchtigen Vaters. Ried Junior startet in seinem vierten Jahr im Automobilsport etatmäßig in der ELMS.
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