Das Rennwochenende in Silverstone war für Logan Sargeant ein voller Erfolg - und der war dringend notwendig. Denn der US-Amerikaner sitzt bei Williams seit Wochen auf dem Schleudersitz. Das Team scheint von den Leistungen seines Fahrers nicht mehr überzeugt zu sein. Umso verblüffender sieht Sargeants Selbsteinschätzung aus: "Ich habe das Gefühl, dass ich das ganze Jahr über gut gefahren bin. Ich bin zufrieden mit dem, was ich vollbracht habe."

Logan Sargeant vs. Williams: Ungleiche Karten gegen Alex Albon - Leistung allein reicht nicht aus!

Eine Erklärung für die unerwartete Einschätzung ist schnell gefunden. Bei Sargeant ist nicht etwa ein Knoten geplatzt und er hat auch nicht erst beim Großbritannien GP seinen Rhythmus gefunden. "Ich denke, ich bin schon seit langem im Rhythmus. Ich hatte nur noch nicht die Gelegenheit, das zu zeigen. Jetzt, da wir beide ähnliche Autos haben, ist es schön, diese Chance jedes Wochenende zu haben", weist Sargeant auf den Umstand hin, dass er die Grands Prix in dieser Saison häufig mit anderen Voraussetzungen starten musste als sein Teamkollege Alexander Albon.

"Ich habe schnell gemerkt, dass niemand weiß, was wirklich in einem Team vor sich geht außer den Leuten, die dazugehören. Das Leben ist nicht immer fair, aber es ist, wie es ist", äußert sich Sargeant resigniert. Und der 23-jährige Williams-Pilot wird noch deutlicher, was die Andeutung einer Benachteiligung angeht: "Ich denke, dass es nicht immer auf die Leistung ankommt, sondern auf die Ergebnisse. Man muss die gleichen Karten haben, um die Ergebnisse erzielen zu können. So einfach ist das. Selbst wenn man also eine gute Leistung erbringt, kann man leider leicht übersehen werden."

Aus diesem Grund ist Sargeant überzeugt, dass seine Formel-1-Saison 2024 anders bewertet werden müsste als 2023. "Entscheidend ist, dass ich letztes Jahr nicht sagen konnte, dass ich gute Arbeit geleistet habe, während ich dieses Jahr weiß, dass ich mit der Arbeit, die ich geleistet habe, zufrieden sein kann", verrät der US-Amerikaner. Er weiß aber auch: "Ob alle anderen das zu sehen bekommen, liegt leider nicht immer in meiner Hand."

Kein Lob von Williams: Sargeant legt Fokus auf sich

Dabei ist sich Sargeant nicht einmal sicher, ob sein eigenes Team die Leistung erkennt. Feedback oder Lob nach seinem sauberen Silverstone-Wochenende? Fehlanzeige! Das verwundert Sargeant allerdings nicht. "In der Formel 1 wird von dir erwartet, dass du ein bestimmtes Niveau erreichst. Du bekommst nicht jedes Mal einen Schulterklopfer, wenn du innerhalb des Teams einen guten Job machst", stellt er klar. Dies sei auch im vergangenen Jahr nicht anders gewesen.

Dem Formel-1-Piloten ist hingegen etwas ganz anderes wichtig: "Ich gebe mein Bestes, um meine persönliche Leistung zu liefern. Ich möchte eine gute Leistung für all die Jungs und Mädels erbringen, die hart für mich arbeiten und jedes Wochenende versuchen, unsere Performance zu maximieren." Dies sei auch das Ziel für das Wochenende in Ungarn, so Sargeant. Obwohl der Hungaroring eine Herausforderung für das Team bedeute, hätte er sich im vergangenen Jahr auf dieser Strecke recht wohl gefühlt. Deshalb sehe er auch keinen Grund, warum er hier persönlich nicht gut abschneiden sollte, meint der US-amerikanische Williams-Fahrer.

Williams-Fahrer Logan Sargeant
Kann Logan Sargeant auf dem Hungaroring seine Silverstone-Performance bestätigen?, Foto: LAT Images

Logan Sargeants Formel-1-Zukunft? Ein Thema für die Sommerpause…

Die Frage nach seiner Formel-1-Zukunft überlässt Sargeant seinem Manager. "Wir werden uns in der Sommerpause sicherlich darüber austauschen. Aber im Moment geht es darum, kontinuierlich weiterzumachen und zu versuchen, jedes einzelne Wochenende besser und besser zu werden. Ich wüsste nicht, warum ich das nicht könnte."

Auf seinen bisherigen Karriereweg durch die Nachwuchsklassen blickt der Williams-Pilot jedenfalls dankbar zurück: "Ich hatte in den Junior-Formeln immer tolle Teams, die mich zu 100 Prozent unterstützt haben. In diesem Umfeld habe ich mich wirklich unterstützt gefühlt, um die bestmögliche Chance zu haben, Leistung zu bringen. Es war ein großes Privileg, die Möglichkeit zu bekommen, in der Formel 2 zu fahren, um schließlich in die Formel 1 aufzusteigen. Es gab von Anfang an eine Menge Unterstützung und Vertrauen. Das weiß ich natürlich sehr zu schätzen, und ja, das verschwindet nicht."

Sind das schon die Worte eines Abschieds aus der Königsklasse? Ein heißer Ersatzkandidat für Logan Sargeants Williams-Cockpit wäre schon gefunden. Mercedes will seinen Junior-Star Kimi Antonelli in die Formel 1 holen und Williams wäre die prädestinierte Station für den Einstieg. Doch ist der junge Italiener überhaupt schon fit genug für die Königsklasse? Darüber diskutieren Alina und Florian im neuen Talk-Video:

Mercedes-Talent Kimi Antonelli: Schon gut genug für die F1? (26:43 Min.)