Die höchste Klasse des automobilen Rennsports brachte nicht nur einige langanhaltende, sondern auch sehr erfolgreiche Verbindungen aus Formel-1- Fahrern und Teams hervor. Zum Abschluss des einstigen Traumduos Lewis Hamilton und Mercedes blickt Motorsport-Magazin.com zurück auf das Ende der berühmtesten Partnerschaften zwischen Pilot und Konstrukteur.
Lewis Hamilton und Mercedes: Die Sirenen-Rufe aus Maranello
Im Team: 2013 bis 2024
WM-Titel mit Mercedes: 2014, 2015, 2017, 2018, 2019, 2020

Lewis Hamilton und Mercedes. Ab seinem F1-Debüt in der Saison 2007 trat er bei allen Rennen mit Mercedes-Power an, erst mit McLaren, seit 2013 im Silberpfeil-Werksteam. Der erfolgreichste Fahrer der F1-Geschichte prägte seine Mercedes-Zeit mit purer Dominanz. Diese endete jedoch jäh mit dem neuen Ground-Effect-Reglement ab der Saison 2022. Plötzlich war Mercedes weit weg von der Spitze. Erst 2024 durfte Hamilton wieder ganz oben stehen - da war sein Abschied aus Brackley aber schon längst in trockenen Tüchern.
Am 1. Februar 2024 platzte die Transfer-Bombe, als der Brite seinen Abschied von Mercedes bekanntgab. Nur wenige Minuten später war mit Ferrari die nächste Station klar. Noch im Sommer 2023 hatte Hamilton seinen Vertrag um ein Jahr plus Option auf ein weiteres verlängert, er zog allerdings bereits vor dem Saisonbeginn 2024 die Reißleine.
"Wir wussten, dass unsere Partnerschaft irgendwann zu einem natürlichen Ende kommen würde", kommentierte Mercedes-Teamchef Toto Wolff die Entscheidung. Für den siebenfachen Weltmeister wäre der Wechsel ohne Frederic Vasseur, Teamchef der Scuderia, nicht zustande gekommen.
"Letztendlich schreibe ich meine eigene Geschichte und es war eine gute Zeit, ein neues Kapitel zu beginnen", befand Hamilton. Um das Ende der zwölfjährigen Zusammenarbeit mit dem Werksteam zu zelebrieren, startet der Brite beim letzten Grand Prix 2024 in Abu Dhabi mit einer Sonderlackierung. Ab 2025 sucht er eine neue Herausforderung in Maranello. Dort möchte er die Scuderia Ferrari zum ersehnten ersten WM-Titel seit Kimi Räikkönen 2007 führen.
Sebastian Vettel und Red Bull: Italienische Herausforderung war verlockender
Im Team: 2009 bis 2014
WM-Titel mit Red Bull: 2010, 2011, 2012, 2013

Elf Jahre bevor Lewis Hamilton den Rufen aus Maranello erlag, wagte sich Sebastian Vettel daran, seinem großen Idol Michael Schumacher nachzueifern und den Tifosi den WM-Titel zurückzubringen. Red Bull, erst 2005 in die Formel 1 eingestiegen, war mit Sebastian Vettel rasch sehr erfolgreich. Von den Fahrzeuggenerationen RB6 bis RB9 war das Auto die Performance-Speerspitze der frühen 2010er Jahre. Nach vier WM-Titeln in Folge blieb für Vettel 2014 nur der fünfte Platz in der Fahrerwertung.
Der Deutsche sorgte für große Überraschung, als er beim Grand Prix in Japan 2014 seinen Abschied verkündete. "Seb hat entschieden, dass es die richtige Zeit ist, um weiterzuziehen", erklärte Teamchef Christian Horner. Auf Seiten Red Bulls wollte man nicht zu viel Wehmut aufkommen lassen. Mit Daniel Ricciardo gab es einen talentierten Fahrer mit Perspektive - der außerdem mit Platz 3 in der Fahrerwertung 2014 besser als Vettel abschloss.
Für Vettel war es ein Wechsel im besten Rennsportalter. Mit 27 Jahren wollte er sich einer neuen großen Herausforderung stellen. Die Perspektive, für den Traditionsrennstall Ferrari an der Startlinie zu stehen und möglicherweise mit den Italienern auch einen WM-Titel zu gewinnen, war überzeugend genug für einen Abschied von Red Bull. Er wollte die "Roten" zurück an die Spitze führen.
Michael Schumacher und Ferrari: Alles hat ein Ende
Im Team: 1996 bis 2006
WM-Titel mit Ferrari: 2000, 2001, 2002, 2003, 2004

Sebastian Vettel wollte bei Ferrari in die Fußstapfen seines Freundes und Idols Michael Schumacher treten. Die Glanzstunden des erfolgreichsten deutschen Formel-1-Piloten verbinden die meisten Fans mit seiner Zeit bei der Scuderia Ferrari. Fünfmal in Folge holte Michael Schumacher den WM-Titel mit den "Roten". 2005 war Ferrari nicht mehr stärkste Kraft, Titelträger wurde Fernando Alonso.
Auch im darauffolgenden Jahr war der Spanier stärkster Konkurrent. Es war zwar noch nicht der letzte Grand Prix, doch bereits beim Großen Preis von Italien vergossen Motorsport-Fans viele Tränen. Mit einem Sieg in Monza gab Schumacher seinen aus heutiger Sicht vorläufigen Abschied von der Formel 1 bekannt. Nach tosendem Jubel mit Teamchef Jean Todt auf dem Podium erfolgte bei der Pressekonferenz die Mitteilung.
"Alle Fans und Motorsportinteressierten haben ein Recht darauf, erklärt zu bekommen, was passieren wird", leitete Schumacher ein und sagte: "Um es kurz zu machen: Am Ende des Jahres werde ich mit dem Rennsport aufhören."
Im vorletzten Rennen der Saison 2006 in Japan fiel Schumacher in Führung liegend mit einem Motorschaden aus. Sein Kontrahent Alonso holte den Sieg und den entscheidenden Vorteil im WM-Kampf. Diesen verspielte er nicht mehr. "Weltmeister zu werden, wenn Michael noch fährt, ist mehr wert, als wenn er zurückgetreten ist", lobte Alonso den scheidenden Piloten.
Mika Häkkinen und McLaren: Der psychische Antrieb fehlte
Im Team: 1993 bis 2001
WM-Titel mit McLaren: 1998, 1999

Schumachers ärgster Rivale zu Beginn seiner Ferrari-Zeit kam aus Finnland. Mika Häkkinen war der letzte Teamkollege von Ayrton Senna bei McLaren in der Saison 1993. Beim Rennstall aus Woking sah man Häkkinen als Hoffnungsträger nach der Senna-Zeit. Zum Saisonfinale 1995 crashte der Finne schwer, erlitt Frakturen am Schädel. Nach der Genesung legte das britische Team ab 1996 einen Aufwärtstrend hin.
McLaren avancierte zum Topteam mit Häkkinen an der Spitze. Im Jahr 2000 gipfelte die Saison im Schlagabtausch zwischen Häkkinen und Michael Schumacher. Ins drittletzte Rennen in den USA ging Häkkinen mit einem knappen Vorsprung. Nach einem Drittel des Rennens züngelten Flammen aus dem Heck des McLaren MP4/15. Der Schaden machte nicht nur Häkkinens Jagd nach dem Rennsieg zunichte, sondern auch seine Chance auf den dritten WM-Titel in Folge.
In der Saison 2001 war der McLaren dem Ferrari zwar unterlegen, trotzdem gab es Siegchancen wie beim Großen Preis von Spanien in Barcelona. Mit über 40 Sekunden Vorsprung führte der Finne vor dem zweitplatzierten Schumacher. In der letzten Runde versagte jedoch die Hydraulik und Häkkinen musste den Wagen abstellen, während der Deutsche die volle Punktzahl einstrich. Solche Vorfälle ließen ihn die Lust am Sport verlieren. McLaren hätte ihn weiter als Fahrer angestellt, aber Mika Häkkinen wollte nicht mehr.
Er verkündete für 2002 ein Sabbatical und wollte sich vorerst für ein Jahr eine Auszeit geben. McLaren-Teamchef Ron Dennis hielt Häkkinen weiterhin die Tür offen, falls dieser ein Comeback wagen sollte. Doch im Sommer 2002 zog er endgültig den Schlussstrich. Es gab zwar noch einmal Gespräche zwischen Häkkinen und Williams für die Saison 2005, doch zu einem weiteren Engagement kam es nicht mehr. Trotzdem saß er nochmal in einem F1-Auto: 2006 testete er noch einmal für McLaren, war jedoch im Vergleich zum geplanten Fahrerduo Fernando Alonso und Lewis Hamilton nicht schnell genug.
Ayrton Senna und McLaren: Erfolgsaussichten Fehlanzeige
Im Team: 1988 bis 1993
WM-Titel mit McLaren: 1988, 1990, 1991

Mit dem Honda-Motor setzte McLaren jahrelang die Messlatte in der Formel 1. Es gab keine anderen Teams, die der Kombination aus Ayrton Senna und McLaren gefährlich werden konnten. Nach Alain Prost wurde Gerhard Berger zum neuen Teamkollegen von Senna - und der Brasilianer das A und O in der höchsten Klasse des automobilen Rennsports.
Zu Sennas Abschied bei McLaren schrieb die Formel 1 keine großen Geschichten. Bereits in der Saison 1992 war erkennbar, dass sich die Konkurrenz auf technischer Seite deutlich steigern konnte. Williams stand nun an vorderster Front und belegte mit Nigel Mansell und Riccardo Patrese auch die ersten beiden Plätze in der Fahrerwertung, Senna wurde nur Vierter.
1993 wurde es für McLaren nicht einfacher, Schritt zu halten. Denn Honda stellte werksseitig die Unterstützung für die Formel 1 ein und so brauchte es einen neuen Antrieb. Diesen fand das Team zwar mit einem Ford-Kundenmotor, allerdings galt McLaren damit weiterhin nicht als ebenbürtig zu Williams.
Für die Chance auf noch weitere WM-Titel sah Senna deshalb nur einen Teamwechsel als Ausweg. Deshalb kehrte der Brasilianer McLaren nach sechs Saisons den Rücken und ging zu Williams. Genauere Einblicke in die gesamte Karriere von Ayrton Senna gibt es im folgenden Artikel:
Alain Prost und McLaren: Rivalität mit Senna brachte das Ende
Im Team: 1980, 1984 bis 1989
WM-Titel mit McLaren: 1985, 1986, 1989

Es war die erfolgreichste Verbindung aus Fahrer und Team der 1980er Jahre. Mit McLaren in die Weltmeisterschaft eingestiegen, kam Prost nach drei Renault-Saisons 1984 zurück und dominierte in den beiden folgenden Jahren das Feld. "Ich habe immer an die Interessen des Teams gedacht, McLaren war meine Familie", sagte Prost über die Zeit.
Das Ende seiner engen Verbindung zum britischen Rennstall läutete die Verpflichtung von Ayrton Senna 1988 ein. Im gleichen Jahr kam auch ein neuer Motorenlieferant: Auf Porsche folgte Honda. Der japanische Hersteller baute den Antrieb insbesondere für den aufstrebenden Senna, Prost fühlte sich wie ein Fahrer der zweiten Reihe.
Das Fass zum Überlaufen brachte der Große Preis von San Marino 1989. Die Teamkollegen verständigten sich, nach Rennstart nicht in der Tosa-Kurve zu überholen. Beim Restart nach Gerhard Bergers Feuerunfall jedoch ging Senna an Prost vorbei, der nicht damit rechnete, und errang den Rennsieg. Bei der Besprechung des teaminternen Eklats mit Teamchef Ron Dennis begann Senna zu weinen.
Prost, völlig überrascht von der verletzlichen Seite seines Rivalen, erzählte unter vorgehaltener Hand einem befreundeten Journalisten davon. Dieser schrieb den Vorfall trotzdem in die Zeitung. Ab diesem Zeitpunkt wollte Senna kein Wort mehr mit seinem Kollegen wechseln. Dass es dann beim Franzosen mit McLaren in die Brüche ging, lag am im negativen Sinne einzigartigen Verhältnis zu Ayrton Senna. Im Sommer 1989 entschied Prost, nach der Saison nicht weiter Teil von McLaren zu sein.
Die Formel 1 in den 1980er Jahren schrieb ihre ganz eigene Geschichte. Unser Experte Christian Danner spricht von "kriminellen Autos", wenn er an die Zeit zurückdenkt. Hier könnt ihr euch das Video noch einmal anschauen.
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