Dieser Artikel wurde erstmals um 14:30 Uhr veröffentlicht und später mit Informationen von Audi aktualisiert.

Jonathan Wheatley wird Audi-Teamchef: Wie Red Bull am Donnerstag bestätigte, wird der Brite das Team am Ende der Saison verlassen und anschließend zu Audi wechseln. Der 57-jährige Wheatley ist derzeit Sportdirektor bei Red Bull und bereits seit 2006 beim Formel-1-Team in Milton Keynes beschäftigt.

Wann genau Wheatley seinen Dienst bei Audi antritt, ist noch nicht bekannt. Red Bull sprach in einem Statement davon, dass der Sportdirektor noch bis Ende des Jahres 2024 im Dienst bleibt und 2025 zunächst eine Sperrfrist absitzen muss. Der Wechsel zu Audi wurde von Red Bull verraten, von Audi gab es zunächst keine Stellungnahme dazu.

Erst mit mehr als drei Stunden Verspätung kommunizierte Audi die Verpflichtung. Normalerweise stimmen sich die PR-Abteilungen der Teams bei solchen Wechseln ab. Dass der bisherige Arbeitsgeber die nächste Station des Mitarbeiters bekanntgibt, ist mehr als ungewöhnlich. Das deutet daraufhin, dass Red Bull vom Wechsel nicht begeistert ist.

Das zeigt auch die Sperrfrist. Spätestens ab Juli 2025, so Audi, wird Wheatley dann als Teamchef und Sprecher der Geschäftsführung die neue Doppelspitze mit Mattia Binotto komplettieren. Die misslungene Bekanntgabe fiel auf Binottos ersten Arbeitstag bei Sauber.

Wheatley seit Horner-Affäre auf dem Absprung

Überraschend kommt der Abschied bei Red Bull nicht. Als die Affäre rund um Christian Horner zu Beginn des Jahres den Teamchef angezählt hatte, soll Wheatley schon in den Startlöchern gestanden haben, sollte Horner das Team verlassen müssen. Weil Horner noch immer im Amt ist, schaute sich Wheatley im Fahrerlager um.

Wheatley ist bereits der zweite alteingesessene Hochkaräter, der Red Bull nach den teaminternen Turbulenzen verlassen wird. Formel-1-Designguru Adrian Newey wird das Weltmeisterteam nur noch bis Anfang 2025 beehren. Wohin es Newey zieht, ist noch unklar.

Für Audi geht der Umbau des Formel-1-Projekts damit weiter. Nach dem Rausschmiss von Andreas Seidl und Oliver Hoffmann und der Verpflichtung von Mattia Binotto als COO und CTO hat der Ingolstädter Automobilhersteller erstmals einen richtigen Teamchef. Derzeit ist Alessandro Alunni Bravi als Teamrepräsentant das Gesicht des Sauber-Teams an der Strecke.

Mattia Binotto übernimmt die Leitung des Audi F1-Teams
Gemeinsam mit Mattia Binotto soll Jonathan Wheatley bei Audi eine Doppelspitze bilden, Foto: Audi Motorsport

"Mit der Verpflichtung von Jonathan und Mattia sind wir einen entscheidenden Schritt in Richtung Formel-1-Einstieg vorangekommen", freut sich Audi-Boss Gernot Döllner. "Ich bin davon überzeugt, dass wir mit diesen beiden Experten eine ausgesprochen große Kompetenz für Audi bündeln können. Ihre Erfahrung und ihr Können werden uns helfen, möglichst schnell im harten Wettbewerb der Formel 1 Fuß zu fassen."

Hoffmann und Seidl flogen bei Audi, weil man laut Presseaussendung die Strukturen vereinfachen wollte. Mit Binotto und Wheatley gibt es nun aber wieder eine selbsternannte Doppelspitze. Wheatleys Aufgabenbereich liegt auf der "Leitung und Performance der Renneinsätze des zukünftigen F1-Werksteams sowie der sportpolitischen Vertretung von Audi auf Ebene der Teamchefs", heißt es als Erklärung.

Binotto hingegen kümmert sich als COO und CTO vorrangig um "die operative Geschäftsführung der Sauber Motorsport AG am Standort Hinwil sowie die technische Entwicklung der zukünftigen Rennfahrzeuge." Dabei soll er auch die technische Schnittstelle zwischen Chassis-Abteilung in Hinwil und Motoren-Abteilung in Neuburg sein.

Jonathan Wheatley: Vom Mechaniker zum Formel-1-Teamchef

Mit Wheatley bekommt Audi ein wahres Formel-1-Urgestein. Seine Karriere begann er 1991 als Mechaniker bei Benetton, wo er 1998 zum Chef-Mechaniker aufstieg. Diese Rolle bekleidete er auch noch bei Renault, ehe er 2006 als Teammanager zu Red Bull wechselte. 2018 erhielt er zusätzlich den Titel des Sportdirektors.

Noch heute ist Wheatley beim Weltmeisterteam aber auch als Teammanager tätig. 2021 nahm er im WM-Kampf zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton eine zentrale Rolle vor allem beim Finale in Abu Dhabi ein, als er direkt mit Rennleiter Michael Masi kommunizierte.

F1-Knall: Seidl raus, Binotto rein! Was ist bloß bei Audi los? (14:33 Min.)

"Jonathan war in seiner bisherigen Formel-1-Karriere an vielen Siegen und Weltmeistertiteln maßgeblich beteiligt und verfügt über weitreichende Erfahrung im Fahrerlager. Er ist eine große Bereicherung für unser Team", lobt Döllner.

Wheatley selbst kann den Wechsel kaum mehr erwarten: "Ich bin sehr stolz darauf, in den letzten 18 Jahren ein Teil von Red Bull gewesen zu sein und verlasse das Team mit vielen schönen Erinnerungen. Die Chance, den werksseitigen Einstieg von Audi in die Formel 1 als Teamchef aktiv zu gestalten, ist eine einmalig spannende Perspektive, und ich freue mich auf diese Herausforderung. Auch freue ich mich, mit Mattia zusammenzuarbeiten, den ich seit vielen Jahren kenne. Er ist die richtige Person, um gemeinsam an diesem spannenden Projekt zu arbeiten."