Formel 1 Singapur, Gewinner: Lando Norris
Er kann es also doch! Starten nämlich. Lando Norris schaffte es in Singapur zum ersten Mal in seiner Formel-1-Karriere, einen ersten Startplatz auch in eine Führung nach der ersten Kurve umzumünzen und infolgedessen auch in einen Sieg - und was für einen Sieg. Die Dominanz des McLaren-Fahrers auf dem Marina Bay Street Circuit erinnerte unweigerlich an die Galafahrt von Sebastian Vettel beim Nachtrennen 2013. Norris enteilte im ersten Stint Verstappen und dem Rest des Feldes um mehr als eine Sekunde pro Runde. Es wäre wirklich ein Jammer gewesen, wenn er diese Fahrt wie einst Ayrton Senna in Monaco in der Streckenbegrenzung zerlegt hätte.
Formel 1 Singapur, Gewinner: Max Verstappen
Bis vor wenigen Monaten wäre es undenkbar gewesen, dass sich Max Verstappen über einen zweiten Platz freuen kann, aber die letzten Monaten haben die Erwartungshaltung von Red Bull ein Level nach unten degradiert. In Singapur konnte Verstappen die perfekte Schadensbegrenzung exekutieren. Sowohl im Rennen als auch im Qualifying holte er das Maximum aus seinem RB20 und profitierte dabei davon, dass einerseits Mercedes Oscar Piastri im Weg stand und andererseits die beiden Ferraris sich im Qualifying selbst eliminierten. Bonuspunkte sammelte Verstappen neben der Strecke mit seiner Rebellion gegen die Pressekonferenz nach der lachhaften Sozialstunden-Strafe der FIA, aber dazu später mehr.
Formel 1 Singapur, Gewinner: Nico Hülkenberg
Genau das hat Nico Hülkenberg zu diesem Zeitpunkt der Saison gebrauchen können. Ein starkes Wochenende, ohne Wenn und Aber, abgerundet mit zwei Punkten. Nachdem in den letzten beiden Grands Prix jeweils seine Teamkollegen (einmal Magnussen, einmal Bearman) für die Zähler sorgten, war der neunte Platz Balsam für seine Seele. Vor allem die Niederlage gegen Oliver Bearman in Baku hatte den Emmericher geschmerzt, aber sie scheint schnell abgehakt zu sein. Seine Verteidigungsfahrt gegen Sergio Perez im zweiten Stint war makellos und wurde mit Zwischenplatz 10 in der Fahrer-WM belohnt. Wenn überhaupt, dann kann man nur der Strategie-Abteilung von Haas den Vorwurf machen, dass sie den Undercut von Fernando Alonso zugelassen haben.
Formel 1 Singapur, Gewinner: Franco Colapinto
Zu Punkten reichte es bei Franco Colapinto diesmal nicht. Aber auch ohne wusste der Argentinier zu überzeugen. Sein Brechstangen-Manöver in Kurve 1 war nicht nur erfolgreich, es beweist auch dass dieser junge Herr, der zu Beginn der Saison überhaupt erst sein Formel-2-Debüt gegeben hat, keine Angst vor der Formel 1 und ihrem hochkarätigen Fahrerfeld hat - so muss das sein. Auch bei seinem dritten Rennwochenende überzeugt Colapinto. Da müssten doch eigentlich langsam mal Diskussionen anfangen, ob ihn nicht jemand Vollzeit mit einem F1-Vertrag ausstatten will. Dumm nur, dass inzwischen alle Positionen bezogen zu sein scheinen.
Formel 1 Singapur, Verlierer: FIA
Schon am Freitag hat sich die FIA mit der Strafe gegen Max Verstappen zum Affen gemacht. Dem amtierenden Champion zu bestrafen, weil er nicht etwa einen anderen Fahrer oder ein anderes Team, sondern sein eigenes Auto mit einem Schimpfwort belegt hatte, das erscheint tatsächlich etwas weit hergeholt. In der Formel-1-Welt erhielt der WM-Leader breite Unterstützung und das nicht nur von seinen Fahrerkollegen, sondern auch von der Öffentlichkeit. Der Weltverband hingegen wurde medienwirksam bloßgestellt. Anstatt in der Pressekonferenz Frage und Antwort zu stehen, veranstaltete der Niederländer im Anschluss einfach seine eigene PK, wo er sich vor der Schimpfwort-Zensur der FIA sicher fühlte. "Ich denke, man sollte in der Lage sein, Emotionen zu zeigen", erklärte er, "sonst werden wir zu Robotern." Eine Aussage, der wohl die meisten Sportfans zustimmen werden.
Formel 1 Singapur, Verlierer: Daniel Ricciardo
Bin ich ein schlechter Mensch, wenn ich Daniel Ricciardo nach seinem tränenreichen Abschied hier auch noch zu einem Verlierer abstemple? Möglich, aber objektiv betrachtet muss man einmal über die Emotionen hinwegsehen und da ist Daniel Ricciardo eben ohne Frage in dieser Kategorie zu verorten. Sein F1-Cockpit zu verlieren ist für jeden Rennfahrer ein schwieriger Moment und erst recht für einen so erfolgreichen Routinier wie ihn.
Leider, muss man sagen, bewies er an seinem vermutlich letzten Formel-1-Wochenende, warum er sich den Platz im erlesenen Kreis der Königsklasse nicht mehr verdient hat. Während Yuki Tsunoda bis in Q3 vordrang, flog der Australier schon im ersten Abschnitt raus. Im Rennen pokerten die Racing Bulls auf ein Safety Car, das nie kam. Nachdem er die schnellste Runde drehte, beendete Ricciardo das Rennen auf dem letzten Platz. Ein unwürdiger Abschied für einen großen Fahrer und Charakter. Offiziell wurde noch nichts bekanntgegeben, aber die Worte von Daniel Ricciardo nach dem Rennen am Sonntag lassen eigentlich keine Zweifel daran, dass wir ihn in Austin nicht mehr im Auto sehen werden. Der Honey Badger betonte am Sonntag, dass er "seinen Frieden damit gefunden hat."
Formel 1 Singapur, Verlierer: Sergio Perez
Um ein Haar hätte er an Ricciardos Stelle stehen können. Lange stand 2024 die Ablöse von Sergio Perez bei Red Bull im Raum, doch seine Leistungen nach der Sommerpause waren dann doch gut genug, um sein F1-Cockpit zu verteidigen. Baku und phasenweise Monza waren auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung, Singapur hingegen nicht mehr. Aus in Q2 auf P13 und dann im Rennen hatte er ausreichend Zeit, um den Haas-Heckflügel zu studieren. An einem Wochenende, an dem der Red Bull unter den richtigen Umständen für ein Podium gut war, fuhr Perez nur weniger als zwei Sekunden vor Colapinto auf P10 über die Linie. Das sagt eigentlich alles.
Formel 1 Singapur, Verlierer: Lance Stroll
Befand sich da nach dem Unfall im letzten Jahr noch eine kleine Handbremse im Kopf von Lance Stroll? Das würde jedenfalls das Qualifying-Ergebnis erklären, wo er sang- und klanglos auf P17 in Q1 eliminiert wurde, während Fernando Alonso es bis in Q3 schaffte. Vier Zehntelsekunden Rückstand sind auch für Stroll eine heftige Backpfeife. Im Rennen war die Messe für den Kanadier aufgrund seiner schlechten Startposition früh gelesen. Am Ende reichte es nur zu Platz 14, was ihn unter dem Strich aus den Top 10 der Fahrer-WM warf.
Formel 1 Singapur, Verlierer: Ferrari
Die Fahrzeug-Performance war nicht daran schuld, dass am Sonntagabend in Singapur kein Ferrari auf dem Podium stand. Der SF-24 war wohl das einzige Auto, das Lando Norris' McLaren womöglich in die Bredouille hätte bringen können. Doch die Fahrer vermasselten es: Carlos Sainz mit einem spektakulären Abflug zu Beginn von Q3, Charles Leclerc wenige Minuten später, indem er die Reifen nicht auf Temperatur brachte und schon in Kurve 2 seine Runde zerstörte. Damit war die Siegchance schon gelaufen. Leclerc geht mal wieder in Singapur leer aus, eine Strecke, auf der er schon mehrmals knapp am Sieg vorbeischlitterte. P5 ist ein schwacher Trost. Sainz verlor beim Start noch weitere Positionen und konnte nur durch einen aggressiven Undercut P7 retten. Singapur 2024 muss bei der Scuderia als verpasste Chance abgehakt werden.
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