Außenseiter-Jubel in Down Under: Das chaotische Auftaktrennen der Formel 1 2025 in Australien ließ neben zahlreichen enttäuschten Top-Piloten einige positive Überraschungen für Teams am Ende des Feldes zu. So etwa für Nico Hülkenberg, der bei seinem Debüt für das zukünftige Audi-Werksteam Sauber Rang sieben abstauben konnte. Für das Team aus dem schweizerischen Hinwil ist es das beste Resultat seit dem Kanada-GP im Juni 2022.

Und nicht nur das: Mit dem Ergebnis aus Melbourne hat Sauber bereits jetzt mehr Punkte gesammelt als im gesamten Vorjahr. Damals dauerte es bis zum vorletzten Rennen, um überhaupt Zähler einfahren zu können. „Erleichterung“, beschrieb Technikdirektor James Key dementsprechend nach Rennende das Gefühl im Team. „Das ist natürlich ermutigend. Es gibt allen Vertrauen, diese Hürde sofort übersprungen zu haben.“

Hülkenberg jubelt nach Überraschungserfolg: Sah in erster Rennhälfte nicht gut aus

”Es ist schön, das zu haben. Vor allem, wenn du es nicht erwartest, oder es Samstagnacht nicht danach aussieht“, stimmte auch Hülkenberg in den Freudentaumel mit ein. Für den Emmericher ist das Ergebnis ein wichtiges Ausrufezeichen, nachdem er sich im Qualifying noch seinem Rookie-Teamkollegen Gabriel Bortoleto geschlagen geben musste, der im Rennen nach einem Unfall ausschied.

Den besonderen Umständen dieses Erfolgs war sich Hülkenberg dabei durchaus bewusst. „Natürlich waren es sehr spezielle Umstände. In der ersten Hälfte des Rennens sah es wirklich nicht sehr, sehr gut aus, aber dann haben uns die Rennumstände das Rennen gerettet.“

Nico Hülkenberg im Sauber vor Teamkollege Gabriel Bortoleto, während dahinter Jack Doohan im Alpine crasht
Hülkenberg lässt Sauber jubeln, Foto: IMAGO / PsnewZ

Regen spült Hülkenberg nach vorne

Besonders der Wettergott meinte es am Sonntag gut mit Hülkenberg. Vor dem starken Regenschauer kurz vor Schluss lag der 37-Jährige weit außerhalb der Punkteränge. Nach Fernando Alonsos Abflug wechselte Hülkenberg wie das sämtliche Feld bis auf die Haas-Piloten auf Slicks. Im anschließenden Regenchaos behielt Hülkenberg die Nerven, kam nach 44 Runden als einer der ersten Piloten zum erneuten Wechsel auf Intermediates an die Box und profitierte von Fehlern der Konkurrenz.

“Das Team hat wirklich gute Entscheidungen bei der Strategie getroffen, den Slick loszuwerden, was ultimativ dieses Ergebnis möglich gemacht hat“, lobte Hülkenberg seine Mannschaft, zu der er Anfang des Jahres nach mehr als zehn Jahren zurückgekehrt war. „Wir verdanken das also ihnen und auf der Operations-Seite war alles gut und sauber. Das ist also auch etwas Positives.“

Sauber-Performance: Untersteuern macht C45 zu schaffen

Dennoch: Hinter der grundsätzlichen Performance des Autos bleibt ein Fragezeichen. „Performance-mäßig haben wir definitiv Arbeit vor uns“, ließ sich auch Hülkenberg von dem guten Ergebnis nicht blenden. „Aber das wussten wir. Das ist keine wirkliche Überraschung.“ Zumindest habe sich das Auto im Vergleich zu den Testfahrten in Bahrain besser angefühlt, so der 228-fache GP-Starter weiter. „Es war in einem besseren und gesünderen Zustand. Es ist natürlich eine sehr andere Strecke, viel schneller, viel fließender und das Auto scheint sich auf einer Strecke wie dieser einfach ein bisschen wohler zu fühlen.“

Auch Technikdirektor Key zog im Hinblick auf die Performance ein gemischtes Fazit. Besonders den ersten Stint auf den Intermediates machte der Brite als Problembereich aus. Verantwortlich dafür sei laut Key vor allem das Untersteuern, was dem C45 bereits das gesamte Wochenende Probleme bereitete. Generell habe die Vorderachse dem Team das Wochenende erschwert.

Technikdirektor James Key: Aston Martin und Alpine in Reichweite

Gerade aufgrund des chaotischen Rennverlaufs fällt eine grundsätzliche Einordnung des Kräfteverhältnisses im Moment noch schwer. Auch Key wollte sich diesbezüglich nicht festnageln lassen, ließ aber doch zumindest einige Dinge durchblicken. „Wir haben nicht die Pace von Williams, sie haben einen großen Schritt gemacht“, lobte Key. „Tsunoda war ziemlich außergewöhnlich im Qualifying, ein ziemliches Statement von ihm. Ich denke also nicht, dass wir ganz auf diesem Niveau sind, aber das ist eine Frage von ein paar Zehnteln.“

Im Gegensatz dazu seien andere Teams schon eher in Reichweite. „Wir sind nicht allzu unterschiedlich zu Aston Martin, nicht allzu unterschiedlich zu Alpine und so weiter“, fuhr Key fort. „Es gibt sicherlich Arbeit zu verrichten. Aber es ist alles in Reichweite. Wir haben einige Updates in den nächsten paar Rennen. Das wird uns einen weiteren Schritt nach vorne bringen.“

Sauber-Fahrer Nico Hülkenberg in der Box
Hinter der Performance des C45 steht noch ein Fragezeichen, Foto: IMAGO / Nordphoto

Sauber-Lob für Hülkenberg: Brillante Zusammenarbeit

Einen Schritt nach vorne habe Key zufolge auch Nico Hülkenberg selbst Sauber gebracht – nicht nur im Hinblick auf sein erstes Resultat in der neuen Saison. „Es war bislang brillant mit ihm zusammenzuarbeiten. All diese ruhige Erfahrung, dass er sich hinsetzen und dir eine sehr klare Sicht auf die Dinge geben kann. Es ist wirklich, wirklich vorteilhaft gewesen“, lobte der 53-Jährige.

“Er hat ein sehr akutes Gespür für alles um ihn herum, die ganzen Gefühle, die er im Cockpit hat, kleine Nuancen der Balance und so weiter. Mit all diesen Jahren voller Erfahrung, ist er in der Lage, das sehr, sehr gut zu artikulieren“, fuhr Key fort. „Und er gibt uns wirklich das beste Feedback, welches das Team seit einer Weile gehabt hat, um ehrlich zu sein. Das gibt uns eine wirklich frische Meinung zu bestimmten Dingen. Und das erlaubt uns bereits jetzt in neue Richtungen zu gucken, über die wir vorher wirklich nicht nachgedacht haben:“

Während Sauber erfolgreich in die neue Saison startete, gibt es bei McLaren trotz des Sieges von Lando Norris nur eingeschränkte Freude. Denn Oscar Piastri warf kurz vor Schluss einen lange Zeit sicher scheinenden Doppelsieg weg. Der Lokalmatador nahm sich selbst im Anschluss in die Pflicht. Alle Details lest Ihr in diesem Artikel: