Die Leistung von Ferrari war in Barcelona enttäuschend. Umso schlimmer, dass sich Charles Leclerc und Carlos Sainz im Kampf um einen mageren fünften Platz im Rennen auch noch in die Haare kriegten. Eine Berührung auf der Strecke uferte in verbale Spitzen in Interviews aus. Die Folgen davon vier Tage später in Österreich sind jedoch überschaubar.
Kurz zur Auffrischung: Sainz hatte Leclerc kurz nach dem Start aggressiv außen überholt, Leclerc dabei Sainz' Hinterrad touchiert. Erhöht wurden die Spannungen dadurch, dass es laut Leclerc eine interne Absprache gab, zu Beginn Reifen zu schonen. Nur das Ignorieren dieser Order habe Sainz den Angriff ermöglicht. Leclerc implizierte daraufhin, der vertraglose Sainz wolle sich in die Auslage stellen. Sainz konterte, Leclerc würde sich dauernd beschweren.
Es scheint ein klassisches Missverständnis gewesen zu sein. So lassen sich Sainz' Aussagen am Donnerstag vor dem Österreich-GP deuten: "Hätte ich geglaubt, dass es eine Vereinbarung gegeben hätte, dann wäre ich der erste gewesen, der sich dran hält. Das habt ihr im Rennen gesehen." Später im Grand Prix gab es nämlich tatsächlich Teamorder am Funk, und da fuhr Sainz anstandslos zur Seite und ließ Leclerc durch.
Leclerc & Sainz klären Barcelona-Streit auf dem Heimflug
Wenn es also vor dem Rennen ein Übereinkommen gab, Reifen zu sparen, so war das offenbar in Sainz' Augen nicht an eine explizite Anweisung gekoppelt, die Positionen zu halten. Leclerc redet die emotionalen Ausbrüche unmittelbar nach dem Rennen klein: "In der Hitze des Gefechts gibt es Spannungen, man ist voneinander enttäuscht. Dann sprechen wir miteinander, und alles ist gut."

Genau das will das Ferrari-Duo nach einer kurzen Abkühlphase erfolgreich getan haben. "Wir sind am Sonntagabend mit dem gleichen Flugzeug zurück, da ging es einfach darum, sich zu sehen"; meint Leclerc. "Alles gut, wir haben es wie immer diskutiert. Von außen erscheint es wie ein riesiges Problem, aber wir kennen uns schon so lange."
Sainz untermauert das: "Wir haben diese kleinen Ding-Dongs immer untereinander gelöst, ohne Hilfe vom Teamchef. Manchmal würde ich es gerne aus den Medien halten, denn das hilft niemandem. Und das war wohl der größte Fehler. Abgesehen davon tun wir unser bestes."
Ferrari-Duo auf einer Wellenlänge: Kleine Streitereien sind normal
"Ich habe absolut keine Angst um unsere Beziehung", versichert Leclerc. Dass Sainz das Team am Ende des Jahres verlässt, habe keinerlei Auswirkungen: "Nein, wir arbeiten sehr, sehr gut zusammen, wie in der Vergangenheit. Ich schätze, diese Fragen kommen wegen dem letzten Rennen, aber wir hatten diese Situationen in letzter Vergangenheit."
Bei zwei Teamkollegen, die so eng beieinanderliegen, ist das eigentlich unvermeidbar, hebt Sainz hervor. Ein oder zwei Konfrontationen pro Jahr seien da unvermeidlich: "Wir sind beide starke Jungs, die - zum Glück für das Team - um das gleiche Stück Strecke kämpfen. Diese kleinen Ding-Dongs gab es immer, und es wird sie immer geben."
"Am Ende des Tages ist es für uns beide gut, wenn wir eine teaminterne Beziehung haben, und wenn wir auf der Strecke gut zusammenarbeiten", so Leclerc. "Manchmal übertrete ich das Limit ein bisschen, manchmal tut es Carlos. Dann geht es nur darum, miteinander zu sprechen. Darüber mache ich mir keine Sorgen."
Also hat der Fahrermarkt keinerlei Einfluss auf die Ferrari-Beziehung. Auf Sainz' Vertragsentscheidung wartet in Österreich nach wie vor der Großteil der Formel 1. Nicht Pierre Gasly - er hat sich mit einer Alpine-Verlängerung aus dem Karussell gerettet. Mehr dazu gibt es hier:
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